Die Tagebuch-Märchen vom guten Duce
Ein Verlag veröffentlicht im Tessin aufgefundene Tagebücher von Benito Mussolini. Und Historiker entlarven diese als Fälschungen. In der Affäre steckt ein Politiker und Berlusconi-Intimus mit Mafiaverbindungen.
Seit Jahrzehnten tauchen in Italien Aufzeichnungen auf, die aus der Feder des faschistischen Diktators Benito Mussolini (1883–1945) stammen sollen. Bisher handelte es sich um teils schlecht gemachte Fälschungen. Nicht anders ist dies bei der jüngsten vermeintlichen Sensation: Der Verlag Bompiani begann im letzten Herbst mit der Veröffentlichung eines fünfbändigen Duce-Tagebuchs. Seit ein paar Wochen ist in den italienischen Buchhandlungen der zweite Band erhältlich: «Die Tagebücher von Mussolini (die echten oder die angeblichen). 1935.» Schon die Klammerbemerkung zum Titel – «die echten oder die angeblichen» – macht klar, dass selbst der Verlag nicht von der Authentizität der Tagebuchaufzeichnungen überzeugt ist. Der Bompiani-Verlag gehört zur RCS Media Group, der grössten Verlagsgruppe Italiens.