Die SVP schickt zwei weitere Multimillionäre in den Wahlkampf
Die Zürcher SVP setzt auf zwei bekannte Köpfe im Kampf um Nationalratssitze. Beide sind schwerreich, erfolgreich als Unternehmer und stramm bürgerlich.
Die Sesselkleber und Senioren in der Zürcher SVP-Nationalratsdelegation – aber auch die anderen bürgerlichen Parteien – müssen sich bei den Wahlen im Herbst warm anziehen. Denn bei der SVP haben zwei Topshots als Quereinsteiger Ambitionen. Beiden ist gemeinsam, dass sie für einen Wahlkampf beliebig viel Geld investieren könnten. Das gilt erst recht für Christoph Blocher, der neben dem Ständerat auch für den Nationalrat kandidiert.
Der bekanntere, aber auch umstrittenere der beiden Neuen ist Thomas Matter (45). Der einstige Swissfirst-Banker ist als Sohn des Roche-PK-Chefs Peter Matter in Baselland aufgewachsen, war in den 90er-Jahren Galionsfigur und Wunderkind der neuen Wirtschaftselite und fusionierte 2005 seine Swissfirst mit der Bank am Bellevue. Nach Angriffen in den Medien trat er zurück. Juristisch blieb nichts an ihm hängen, die «NZZ am Sonntag» musste sich entschuldigen. Nun hat Matter die Neue Helvetische Bank im Zürcher Seefeld gegründet, «eine Bank für Unternehmer», wie Matter sagt. Mit im Boot sind Ex-Denner-Chef Philippe Gaydoul und Ex-UBS-Chef Marcel Rohner. Matter ist glänzend vernetzt, ist Mitglied im Club zum Rennweg und unterhält beste Beziehungen zu Christoph Blocher, Christoph Mörgeli und Peter Spuhler.Matter wohnt in einer luxuriösen Villa in Meilen und ist bereits SVP-Mitglied. «Heute ist die SVP die Wirtschaftspartei und nicht mehr die FDP», sagt er. Matter wurde bereits von seiner Bezirkspartei zusammen mit Christoph Mörgeli, Claudio Zanetti, Gregor Rutz, Theresia Weber und natürlich Christoph Blocher zuhanden der Kantonalpartei als Nationalratskandidat gemeldet. «Ich würde mir die Zeit für den Nationalrat nehmen, sollte ich nominiert und gewählt werden», sagt er, «denn es gibt in unserem Milizsystem immer mehr Berufspolitiker. Vor allem wir Unternehmer müssen aktiv werden, statt nur die Faust im Sack zu machen.» Ein politischer Laie ist Matter nicht: Er hat sich schon bei drei Volksabstimmungen engagiert, letztmals gegen die SP-Steuerinitiative.
Vom Bauernsohn zum Millionär
Der zweite Quereinsteiger war weniger in den Schlagzeilen als Matter; er ist aber mindestens so begütert. Hans-Ulrich Lehmann (52) galt in der Schweiz lange als «Handykönig». Er ist ein Selfmademan wie aus dem Bilderbuch: Bauernsohn, KV-Absolvent, mit 24 Finanzchef beim Zürcher Milchverband, später Mobilfunk-Unternehmer, Mitbegründer von Mobilezone und dort noch Verwaltungsrat. Er war Alleinimporteur von Nokia- und später auch Samsung-Handys und besass damit praktisch eine Lizenz zum Gelddrucken. Von der Zeitschrift «Bilanz» wurde er mit einem geschätzten Vermögen von 200 bis 300 Millionen jahrelang als einer der reichsten Schweizer geführt. 2009 hatte Lehmann 80 Millionen in die stillgelegte Spinnerei Letten in Glattfelden investiert und daraus das Hotel- und Freizeitzentrum Riverside gemacht.
Lehmann gilt als umgänglich und unkompliziert. Er war von 1998 bis 2006 Gemeinderat für die SVP in Glattfelden. «Meine Stärke ist, dass ich unabhängig bin und meine Meinung frei sagen kann», sagt Lehmann, der politisch stramm auf der SVP-Linie tickt, in seinen Firmen nicht mehr operativ tätig ist und in der Freizeit joggt und Velo fährt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch