Die Suche nach dem verschwundenen Vater
Der zweite Island-Roman des Schweizers Joachim B. Schmidt: Ein junger Mann kehrt in seine Heimat zurück und stösst dort auf ein Familiengeheimnis.

Nein, auch sein zweiter isländischer Roman thematisiert nicht die Finanzkrise von 2008, die den «schwarzen Felsen auf dem mittelatlantischen Rücken» schwer traf. Der 33-jährige Bündner Bauernsohn Joachim B. Schmidt lebt seit sieben Jahren auf der Vulkaninsel am nordwestlichen Rand Europas und berichtete als Journalist über die Auswirkungen der Finanzkrise. In seinem literarischen Zweitling «Am Tisch sitzt ein Soldat» interessiert er sich wieder mehr für das karge Landleben, dort wo immer irgendwie Krise ist, dort wo grantige Bauern leben, die zwar schweigsam sind, aber mit wenigen Worten etwas auf den Punkt bringen können und, befeuert vom «Lebenswasser», abends wilde Geistergeschichten zum Besten geben. Ähnlich wie in seinem furiosen, im vergangenen Jahr erschienenen Debütroman «In Küstennähe» geht es im Kern wieder um ein Geheimnis. Wollte der junge Protagonist in Schmidts Erstling das Geheimnis eines alten Sonderlings lüften, dessen Schwester unter ungeklärten Umständen ums Leben kam, so ist es jetzt ein Familiengeheimnis, das über einer Bauernsippe lastet.