Vor dem Basketball-Saisonstart Die Starwings sind zurück in der Realität
Kleines Budget, bescheidene Ziele und ein dünnes Kader: Nach der vergangenen herausragenden Saison ist beim Baselbieter Basketballclub alles wieder so, wie es immer war.

Der grösste Erfolg in der Vereinsgeschichte der Starwings liegt nur vier Monate zurück, doch viele schöne Erinnerungen und positive Energien haben es nicht bis in die Gegenwart geschafft. Am Sonntag beginnt für die Baselbieter Basketballer die nächste Saison und nicht einmal die grössten Optimisten rund um den NLA-Club reden von einer Bestätigung oder erwarten eine ähnlich starke Leistung wie in der vergangenen Spielzeit. Nach einer durchzogenen Qualifikationsphase, die man auf Rang 8 abgeschlossen hatte, schlug das Team von Trainer Dragan Andrejevic damals zuerst Genf im Viertelfinal, dann Neuchâtel und unterlag erst im Endspiel der Mannschaft aus Freiburg.
Rang 2 in der Meisterschaft, das zweitbeste Team im Land, nur knapp am Pokal vorbei: Das alles liegt weit zurück. Beim regionalen Basketballclub sind sie ob der jüngsten Siege und Überraschungen nicht abgehoben, und die Ziele sind wie immer bescheiden gesetzt. Präsident Pascal Donati sagt: «Die vergangene Saison hat gar nichts geändert. Es geht einfach weiter, so wie es immer weiterging.» Coach Andrejevic sagt: «Keiner erwartet von uns, dass wir die Erfolge von letzter Saison wiederholen.»
Die neue Erwartungshaltung
Natürlich wollen sie sich bei den Starwings mit solchen Aussagen auch Druck von den Schultern nehmen. Denn im Club sind sie sich bewusst, dass die vergangene Saison eine Ausnahme war, in den Playoffs die richtigen Gegner zum richtigen Zeitpunkt auf der anderen Seite standen und die Leistungsträger bei den Baselbietern im entscheidenden Moment nochmals zulegen konnten.
Dass dies erneut gelingen kann, ist nicht ausgeschlossen. Doch nach wie vor zählen die finanzstarken Vereine aus Genf, Neuchâtel und allen voran Fribourg zu den Favoriten auf den Titel. Dahinter ist vieles möglich, und genau dort sehen sie bei den Starwings ihren Platz. Coach Andrejevic sagt klar: «Wir wollen nach der Qualifikationsphase und der Zwischenrunde besser sein als letzte Saison. Rang 8 ist für mich nicht gut genug.»
Die jungen Spieler
Die Geschichte wiederholte sich auch diesen Sommer: Die Leistungsträger der abgelaufenen Saison verliessen auch dieses Mal alle den Club und fanden neue Adressen, wo sie mehr Geld verdienen und vor mehr Zuschauer spielen können. Dragan Andrejevic und Pascal Donati mussten also in der Saisonpause Ersatz für die Amerikaner Deondre Burns, Matthew Milon, Nathan Krill sowie den Senegalesen Cheikh Sane finden. Dies gelang bedingt. Bisher wurden mit Thomas Rutherford und Devin Cooper zwei neue Amerikaner verpflichtet, daneben ersetzt Chris Johnson den Schweizer Vid Milenkovic.
Definitiv nicht mehr dabei ist der langjährige Captain Joel Fuchs, der neu für Luzern spielen wird. Angesprochen auf die magere Ausbeute auf dem Transfermarkt, sagt Andrejevic: «Ich habe mit der Clubführung gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass ich gerne noch einen oder sogar zwei Ausländer mehr hätte. Aber es ist mir klar, dass die Sache nicht einfach ist.»
Die finanzielle Situation
«Die Sache», damit meint Dragan Andrejevic die angespannte finanzielle Situation beim Baselbieter Basketballclub. Denn die erfolgreiche vergangene Saison war nicht nur Segen für Spieler und Zuschauer, sondern auch Fluch für den Finanzchef. Aufgrund der nicht einkalkulierten Playoff-Partien fielen die Löhne und Erfolgsprämien der Spieler höher aus als ursprünglich gedacht. Daneben sorgten die Sicherheitskonzepte aufgrund der Corona-Pandemie sowie die Schaffung der neuen U-23-Mannschaft für zusätzliche Kosten. 50’000 bis 80’000 Franken betrug laut Präsident Donati der Mehraufwand.
Zwar konnte der Club dank den jüngsten Erfolgen drei neue Sponsoren gewinnen, doch in der Gestaltung des Kaders agierte man trotzdem zurückhaltend. Treten die übrigen Clubs in der Nationalliga A mit drei oder vier Ausländern an, spielen bei den Starwings nur zwei. Daneben sind fünf Spieler der ersten Mannschaft noch keine 20 Jahre alt.
Der schwierige Saisonstart
Darum wünscht sich Trainer Andrejevic lieber heute als morgen oder erst in der Winterpause zusätzliche Verstärkung. Gerade auch deshalb, weil der Start in die neue Saison kein einfacher sein wird: Am Sonntag (16 Uhr) trifft man auswärts auf Massagno, dann folgen die zwei Heimspiele gegen Boncourt und Lugano. Andrejevic spricht dabei von «Monster-Teams», die auf dem Papier um einiges besser aufgestellt seien als die Starwings.
Nach Finalspielen, Sensationssiegen und Titelhoffnungen beginnt bei den Baselbietern alles wieder bei null.
Nationalliga A. Die ersten Spiele der Starwings: Sonntag: Massagno - Starwings. 16.10.: Starwings - Boncourt. 20.10.: Starwings - Lugano. 24.10.: Nyon - Starwings. 31.10.: Starwings - Neuchâtel. – Modus: Qualifikationsphase mit Hin- und Rückrunde, danach eine einfache Zwischenrunde gefolgt von den Playoffs der besten acht Teams. Transfers. Abgänge: Burns (USA), Milon (USA), Krill (USA), Sane (SEN), Fuchs (SUI), Milenkovic (SUI). - Zuzüge: Thomas Rutherford (USA), Devin Cooper (USA), Dylan Schommer (SUI), Chris Johnson (SUI), Jason Schneider (SUI).
Tobias Müller schrieb seinen ersten Artikel für die Basler Zeitung im Jahr 2011 und ist seit 2018 als redaktioneller Mitarbeiter tätig. Er beschäftigt sich vor allem mit Themen aus der Leichtathletik, dem Fussball sowie dem Freizeitsport.
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