Statistik-Forscher voll danebenSchweizer Sensation düpiert EM-Orakel
100'000 Mal hatten Forscher die EM Spiel für Spiel durchsimuliert. Resultat: Frankreich holt den Titel. Nun müssen sie sich erklären.
Wer wüsste nicht gern im Vorfeld, wer Europameister wird. Anders als Sport-Experten gehen Forscher bei Prognosen nach wissenschaftlichen Kriterien vor. Lagen sie bislang richtig? Wegen dem Schweizer Nationalteam eher weniger.
«Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen» lautet ein berühmtes geflügeltes Wort, das wahlweise Karl Valentin, Mark Twain oder Niels Bohr zugeschrieben wird. Die Binsenweisheit gilt auch für die diesjährige Fussball-Europameisterschaft. Programmierer und Statistiker lagen trotz ausgefeilter Methoden beim bisherigen Turnierverlauf nur zum Teil richtig. Denn gegen den Zufall ist schwer anzurechnen.

Forscher und Forscherinnen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben einen Algorithmus zum EM-Ausgang programmiert und sahen die Mannschaften von Frankreich und England – letztere mit leichtem Vorteil – im Final. Frankreich schied bekanntlich am Montagabend gegen das Team von Vladimir Petkovic aus. England, das am Dienstag das deutsche Team im Achtelfinal bezwang, kann das Endspiel noch erreichen.
Anschliessend wurde die EM 100'000 Mal Spiel für Spiel durchsimuliert. Mit ähnlichem Ergebnis wie bei den KIT-Forschern: Europameister wird Frankreich. Für einen Turniersieg der deutschen Mannschaft beispielsweise gaben die Statistiker eine Wahrscheinlichkeit von 10,1 Prozent an.
Wird Belgien Europameister?
Auf Datenbasis von Kolleginnen und Kollegen ermittelten Stamatakis und Bettisworth nun selbst die Gewinnwahrscheinlichkeiten bei der EM – dadurch, dass keine Simulationen notwendig waren, innerhalb von Mikrosekunden. Geholfen hat ihnen dabei ein Algorithmus aus der Bioinformatik, wie man ihn zur Erstellung von Stammbäumen verwendet – etwa denen von Coronaviren und inwieweit diese Viren verwandt sind.
Auch andere Experten (wir hatten die Prognose vom fussballsüchtigen Statistik-Professor Andreas Groll) beschäftigen sich mit Vorhersagen von Fussballspielen: So das Startup KickForm, für welches der Physiker und Autor des Buches «Der perfekte Tipp», Andreas Heuer, den Algorithmus entwickelt hat. Er rechnet unter anderem mit den sogenannten Elo-Zahlen, bei denen Mannschaften nach ihren Ergebnissen bewertet werden.
Im Finale sehen er und KickForm Belgien und England – und Belgien als künftigen Europameister. Volkswirte der Deka-Bank wiederum rechneten das schon ausgeschiedene Frankreich als Europameister aus, lagen aber zumindest mit der Achtelfinale-Prognose für das Spiel England gegen Deutschland richtig.
Krake Paul bleibt ungeschlagen
Wer am Ende Europameister wird? Vielleicht orakeln Tiere gar nicht mal so schlecht. Der inzwischen verstorbene Krake Paul zum Beispiel tippte bei der WM 2010 in Südafrika die sieben Spiele mit deutscher Beteiligung samt dem Final zwischen Spanien und den Niederlanden (1:0) richtig.
Bei der WM im Jahr 2018 versuchten unter anderem ein Dackel, ein Schneeleopard und eine Ziege ihr Glück. Für die aktuelle EM ist Elefantendame Yashoda aus Hamburg sehr gefragt. Für Dienstagabend hatte sie allerdings einen Sieg der Deutschen vorausgesagt.

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