Die schlimmsten Deckeneinstürze der Schweiz
Gestern verletzten Deckenelemente zwei Personen in Bern. In den letzten 25 Jahren sind in der Schweiz über zehnmal Decken eingestürzt. Eine Chronologie.
12. April 2011: Um 18.40 Uhr löste sich im Erlebnisbad Bernaqua im Westen von Bern ein Deckenelement und stürzte aus zehn Metern Höhe ab. Dabei wurden zwei Personen verletzt, eine davon mittelschwer. Eine dritte Person erlitt einen Schock. Zum Zeitpunkt des Vorfalls befanden sich rund 1000 Besucher im Komplex mit Bad, Spa, Sauna und Fitnesscenter. Sie wurden aus Sicherheitsgründen evakuiert. Das Erlebnisbad bleibt vorläufig geschlossen. Über die Wiedereröffnung entscheiden die Polizei und das Regierungsstatthalteramt.
16. November 2009: Bei Abbrucharbeiten im Altbau des Einkaufszentrums Oberland der Migros in Thun BE stürzt ein Zwischenboden ein. Zwei Passantinnen werden durch herumfliegende Trümmer leicht verletzt.
24. Februar 2009: An einem frühen Dienstagmorgen stürzte die mit Schnee beladene Decke einer Dreifach-Turnhalle in St. Gallen in die Tiefe. Zum Zeitpunkt des Vorfalls stand die Halle noch leer, so dass niemand verletzt wurde. Dabei entstand ein Millionenschaden. Die Turnhalle galt als die modernste im ganzen Kanton. Die noch laufenden Untersuchungen richten sich gegen zwei am Turnhallenbau beteiligte Personen. Um keine Beweise zu vernichten, konnte die Turnhalle bis heute nicht wieder aufgebaut werden.
2008/09: Innerhalb von acht Monaten stürzen in den Waadtländer Gemeinden La Tour-de-Peilz, Vallorbe und Bex in Schulhäusern Decken ein. Verletzt wird niemand.
10. Dezember 2007: Beim Betonieren einer Tiefgaragendecke in Strengelbach im Kanton Aargau stürzte die Decke ein, zwei Bauarbeiter kamen ums Leben. Ein Baupolier wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einer bedingten Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu 120 Franken sowie zu einer Busse von 600 Franken verurteilt. Das Gericht sprach den Polier jedoch vom Vorwurf der fahrlässigen Verletzung der Regeln der Baukunde frei. Der Verteidiger hatte auf Freispruch plädiert. Die Verantwortung des Poliers sei nicht restlos erwiesen.
18. Mai 2007: In einem Café in Wohlen AG stürzt eine Holzdeckenverkleidung auf die Gäste herab. Zwei Frauen werden verletzt.
19. Dezember 2005: Im Spital Thun werden zwei Personen leicht verletzt, als die Holzverkleidung der Cafeteria-Decke herunterstürzt. Offenbar waren bei der Montage falsche Schrauben und Dübel verwendet worden.
27. November 2004: Beim Deckeneinsturz einer Tiefgarage in Gretzenbach im Kanton Solothurn kamen sieben Feuerwehrmänner ums Leben. Sie standen im Einsatz, um einen Autobrand in der unterirdischen Einstellhalle zu löschen. Es handelte sich um das grösste Feuerwehrunglück der Schweiz. Gemäss Gutachten eines Experten war nicht der Brand die Ursache des Einsturzes, sondern die zu hohe Erdüberschüttung auf der Betondecke. Sechs Jahre nach dem Deckeneinsturz wurden die beiden Bauherren zu bedingten Freiheitsstrafen von je 20 Monaten verurteilt. Das Amtsgericht sprach dagegen zwei Ingenieure und den Bauleiter frei.
28. November 2003: In Lupfig AG stürzt nachts ein Teil des Daches der Mehrzweckhalle ein. Verletzt wird niemand. Kurz vor dem Unglück hatten in der Halle noch mehrere Personen geturnt.
16. Juli 2001: In Egnach TG stürzt nachts die Decke einer Turnhalle ein. Einen Schutzengel hatten 50 Kinder eines Lagers, die eigentlich in der Halle hätten übernachten sollen, aber in ihren Zelten blieben.
11. Mai 1997: Bei einem Brand in Walzenhausen AR kommt ein Feuerwehrmann ums Leben, als eine Decke zusammenstürzt.
7. März 1986: Bei einem Deckeneinsturz in Urdorf ZH wird ein Bauarbeiter getötet, fünf weitere werden verletzt.
9. Mai 1985: Im Hallenbad von Uster im Kanton Zürich stürzt gegen 20.25 Uhr die 200 Tonnen schwere Eisenbetondecke ein. Zwölf Menschen kamen beim Unglück ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Rund die Hälfte der 207 Chromnickelstäbe, an denen die Decke aufgehängt war, waren wegen der chlorhaltigen Abluft teilweise komplett durchgerostet. Die angefressenen Stäbe konnten schliesslich die Dachkonstruktion nicht mehr tragen. Der verantwortliche Architekt und zwei Ingenieure wurden zu mehrmonatigen bedingten Haftstrafen verurteilt.
Schwere Unglücke im Ausland
Im Ausland haben Deckeneinstürze in den letzten Jahren zahlreiche Opfer gefordert. So kamen am 28. Januar 2006 im polnischen Kattowitz 65 Menschen ums Leben, als bei einem Sturm das Dach einer Messehalle einstürzte.
Mehrfach stürzten Decken von Hallen unter der Last von Neuschnee ein: So am 2. Januar 2006 in einer Eissporthalle im bayerischen Bad Reichenhall, wo 15 Menschen ums Leben kamen, am 4. Dezember 2005 in einem Bad in der russischen Ural-Stadt Tschussowoi, wobei 14 Menschen starben, und am 14. Februar 2004 in Moskau, wo das Glas- und Betondach eines modernen Erlebnisbades einstürzte und 28 Menschen umkamen.
Am 24. Mai 2001 brach in einem Tanzsaal in Jerusalem der Boden unter der Last von rund 600 Gästen ein, 23 Menschen starben. Mehr als 500 Menschen kamen am 29. Juni 1995 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ums Leben, als wegen illegaler baulicher Veränderungen ein Warenhaus einstürzte.
SDA/jak
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