Die Russen kommen
Russland steigt zum zweitgrössten Waffenproduzenten der Welt auf – als Reaktion auf die Spannungen mit den USA.

Zum dritten Mal in Folge hat die weltweite Produktion von Rüstungsgütern zugenommen: 2017 beliefen sich die Waffenverkäufe der hundert grössten Rüstungsunternehmen auf fast 400 Milliarden US-Dollar. Das sind 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr und sogar 44 Prozent mehr als noch 2002, heisst es im neusten Bericht des Friedensforschungsinstitut Sipri.
«Die Entwicklung kommt für uns nicht unerwartet», stellt Sipri-Expertin Aude Fleurant fest. Viele Länder modernisierten ihre Waffensysteme. Das sei seit langem geplant und gehe über einen langen Zeitraum. Die Konflikte in bestimmten Ländern und Regionen hätten zudem die Nachfrage nach moderneren Systemen steigen lassen.
Besonders das zunehmend angespannte Verhältnis zwischen den USA und Russland hat zu erhöhten Ausgaben für den Waffenerwerb geführt. Der «Konfrontationsdialog» zwischen den Ländern sei ein Grund zur Sorge, sagt Fleurant. Die wachsenden Verteidigungsausgaben Russlands zur Modernisierung seiner Armee haben das Geschäft einheimischer Rüstungsunternehmen angekurbelt.
2017 brachten russische Konzerne Militärgüter und -dienstleistungen im Wert von fast 38 Milliarden Dollar in Umlauf, was 9,5 Prozent der weltweiten Verkäufe entspricht. Damit steigt Russland zum zweitgrössten Produzenten von Rüstungsgütern auf und löst Grossbritannien ab, das den Platz seit 2002 innehatte.
Mit Abstand der grösste Waffenproduzent bleiben die USA, die für mehr als die Hälfte des weltweiten Umsatzes verantwortlich sind. Unter den hundert grössten Rüstungskonzernen befinden sich 42 amerikanische Unternehmen. «Sie profitieren direkt von der anhaltenden Nachfrage des US-Verteidigungsministeriums nach Waffen», sagt Fleurant. 2017 verkauften sie Waren im Wert von gut 226 Milliarden, 2 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Das Wachstum ist allerdings deutlich schwächer als in anderen Ländern. Frankreich und Deutschland legten um 11 beziehungsweise 10 Prozent zu. Die russischen Konzerne produzierten 8,5 Prozent mehr als 2016 und steigerten sich ebenfalls viel stärker als ihre US-Konkurrenten.
Negativ entwickelten sich von den grössten Rüstungsnationen nur Israel und Südkorea, das sogar den grössten Rückgang aller Länder verzeichnete. Laut dem Sipri liegt das an verzögerten Lieferungen und auslaufenden Verträgen der wichtigsten südkoreanischen Unternehmen.
Die Verkäufe russischer Unternehmen haben gemäss dem Bericht nicht erst kürzlich, sondern seit 2011 deutlich zugenommen – gleichzeitig zur steigenden Nachfrage der Streitkräfte Russlands nach Waffen. Inzwischen befinden sich zehn russische Unternehmen unter den hundert grössten Rüstungskonzernen. Einige davon konnten im vergangenen Jahr sogar Zuwächse von 22 und 25 Prozent verzeichnen.
Als «aufstrebende Produzenten» bezeichnet das Sipri zudem Brasilien, Indien und die Türkei. Alle drei Länder hätten Ambitionen, ihre Rüstung in verschiedenen Bereichen auf ein neues Level hochzufahren. Die Waffenverkäufe türkischer Unternehmen etwa stiegen 2017 um 24 Prozent. «Diese deutliche Steigerung spiegelt die Ambitionen der Türkei wider, ihre Rüstungsindustrie auszubauen, um die wachsende Nachfrage nach Waffen zu befriedigen und von ausländischen Zulieferern unabhängiger zu werden», sagt Sipri-Forscher Pieter Wezeman.
Die Türkei hat zwei Unternehmen in den Top 100, Indien vier und Brasilien eines. Chinesische Waffenhersteller werden im Sipri-Bericht wegen fehlender verlässlicher Daten nicht aufgeführt. Dafür ist die Schweiz mit der Ruag im Ranking vertreten. 2017 verkaufte diese Rüstungsgüter im Wert von 870 Millionen US-Dollar, 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit landet die Ruag auf dem 95. Platz der grössten Rüstungskonzerne der Welt.
* mit Material der SDA
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