Trend bei Accessoires Die Rückkehr des Kruzifixes
Die modische Heilsbringerin Kim Kardashian ersteigerte kürzlich den Anhänger von Lady Di – und macht damit den Weg frei für ein Comeback des Kreuzes in der Mode.
Für sie: Kleine Sünden

Kim Kardashian ist der Trendsetter unserer Zeit. Dicker Po, Jogginghose, Schlauchkleid und -lippe, all das hat der Zeitgeist ihr zu verdanken. Deswegen ist die Nachricht, Kim habe bei Sotheby's durch einen Handlanger das «Attallah Cross» ersteigern lassen, wichtig. Es geht um einen Kreuzanhänger, mit Edelsteinen besetzt. Gut 181'000 Franken blätterte sie für das 1920 vom Londoner Juwelier Garrard gefertigte Schmuckstück hin.
Aber warum? Nicht ganz unwichtig für die Entscheidung ist wohl die Tatsache, dass Lady Diana diesen Blingkracher mal trug. Kardashian möchte sich also in die Reihe der legendären Stilpäpstinnen einreihen. Was hat das mit uns zu tun? Wie immer nix, aber man könnte die Kardashian-Investition als Inspiration sehen: Zeit, sich nach diesen langen Jahren, in denen Kreolen (je dicker, desto geschmackvoller angeblich) von allen rauf und runter getragen wurden, endlich mal lockerzumachen, Kruzifix! Diese Ohrringe von Laura Lombardi (gesehen bei Matchesfashion.com) wären ein guter Anfang, und das Beste: Sie schrammen nur haarscharf an der neuesten Sünde, der religiösen Aneignung, vorbei.
Für ihn: Schweres Kettchen!

Ob es heute in Schulklassen noch immer einen gibt, der mit einem goldenen Kreuzkettchen ankommt? Früher waren das ganz besondere Bubenkaliber, meist das Gegenteil von fromm. Es war so, als wären diese Kreuzchenträger den anderen Jungs voraus, was übersteigerte Männlichkeit, Selbstbewusstsein und Statussymbole anging. Später im Leben war natürlich klar, dass die Kreuzchenträger doch nicht automatisch zu respektierten Rudelanführern geworden sind und das Kreuz unterm Adamsapfel bei vielen erwachsenen Männern seltsam unpassend wirkte – wie ein Peace-Zeichen auf einer Panzerfaust.
Solche symbolischen Widersprüche interessieren die Mode aber naturgemäss, und so ist es kein Wunder, dass das Kreuz dort derzeit von ursprünglicher Bedeutung befreit und statusmässig neu aufgeladen wird. Bei den Style-Gurus von Mr. Porter gibt es etwa Kreuzanhänger aus Weissgold und Diamanten im Angebot. Gestaltet wurde er vom New Yorker Szene-Juwelier Greg Yuna, ganz im Einklang mit der neuen Lust der Modemänner an Ringen, Ketten und Perlen. Vor 200 Jahren hätte sich jemand mit so einem opulenten Glaubensbekenntnis als besonders gottesfürchtig inszeniert. Heute inszeniert man sich damit besonders trendfürchtig.
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