Die Rohner AG bringt Pratteln in Aufruhr
Lokale Politiker beklagen sich, dass das Unternehmen ein Leck mit anschliessender Grundwasserkontamination nicht gemeldet habe.

Auf dem Areal der Firma RohnerChem AG in Pratteln sei eine unbekannte Menge an Industrieabwasser ins Grundwasser gelangt. So informierte am Dienstag die kantonale Bau- und Umweltschutzdirektion. Wegen des Lecks würde am Ort der Havarie das verschmutzte Grundwasser abgepumpt.
Zum Vorschein ist das Problem am 25. Februar gekommen, als Fachleute des kantonalen Amts für Umwelt und Energie (AUE) im Rahmen von Routinemessungen am Südrand des Rohner-Areals auffällige Werte feststellten. Ergänzende Messungen am Nordrand des Geländes bestätigten den Verdacht einer Verschmutzung.
Rohner selber hatte das Leck bereits am 12. Februar entdeckt und gleichentags behoben. Die Firma unterliess es aber, die Gemeinde und die kantonalen Behörden darüber zu informieren. Wie lange zuvor Chemieabwasser ausgetreten und ins Grundwasser gelangt war, ist nicht klar. Gemäss dem Kanton könnten über Monate mehrere Hundert Kubikmeter ausgelaufen sein. Das AUE hat Strafanzeige gegen unbekannt eingereicht.
Trinkwasser ist sicher
In Pratteln reagiert man empört auf den Störfall und die fehlende Kommunikation der Firma Rohner. «Ich bekomme zahlreiche Meldungen aus der Bevölkerung, per Telefon, per Mail oder auf anderen Kanälen», sagt Stephan Burgunder (FDP), Gemeindepräsident von Pratteln. Wegen einer Verseuchung des Trinkwassers müsse sich aber niemand sorgen, sagt Burgunder. Es sei unmöglich, dass verschmutztes Grundwasser dorthin fliesse, wo die Trinkwasserfassung sei.
Empörend sei, dass das Unternehmen den Vorfall nicht gemeldet und die Gemeinde und den Kanton im Unwissen gelassen habe, so Burgunder. Es fehle an Transparenz. Noch am Dienstag hat der Prattler Gemeinderat das kantonale Sicherheitsinspektorat aufgefordert, «die Schliessung des Betriebes bis zum Vorliegen aller Abklärungen bezüglich Menge, Substanzen, Konzentration sowie weiterer Sicherheitsmängel zu prüfen».
Es ist nicht der erste Störfall bei der Rohner AG. Im Februar 2016 kam es zu einer Explosion, die ein mannshohes Loch in die Aussenfassade riss. Daraufhin brannte und qualmte es. Zudem gelangte stinkendes Ethanthiol in die Luft, das man bis nach Basel und Deutschland riechen konnte. Wie später bekannt wurde, hatte sich die Explosion dort ereignet, wo Abfallstoffe behandelt werden.
«Irgendwann ist das Fass voll»
Die Rohner AG hatte damals wegen Liquiditätsproblemen Mühe, ihre Abfälle loszubekommen. Darum lagerte die Firma diese auf ihrem Areal. Erst auf Geheiss des Kantons legte die Firma damals einen Plan vor, wie der Chemiemüll auf eine vernünftige Menge reduziert werden kann.
«Irgendwann ist das Fass voll», kommentiert Tobias Schaub, Co-Präsident der SP Pratteln, den jüngsten Vorfall. Es müsse nun Sicherheit geschaffen werden. Es grenze an einen Skandal, dass die Firma den Störfall nicht gemeldet hat. Auch Sebastian Enders, Präsident der SVP Pratteln, stellt sich hinter die Forderungen des Gemeinderats: «Es ist nicht der erste Vorfall, darum besteht dringender Handlungsbedarf.» «Bestürzt» über die neuesten Schlagzeilen zeigt sich auch Silvio Fareri, Vizepräsident der Prattler CVP. «Es ist ein No-Go, wie die Firma kommuniziert.» Falls nötig, müsse der Betrieb bis zum Ende der Abklärungen geschlossen werden. «Die Sicherheit der Bevölkerung ist in diesem Fall wichtiger als die Wirtschaftsfreiheit», so Fareri.
Verhältnismässigkeit nötig
So einfach schliessen können die Behörden die Rohner AG aber nicht, sagt Nico Buschauer, Sprecher der kantonalen Bau- und Umweltschutzdirektion. «Auflagen müssen immer verhältnismässig sein.» In diesem Fall bestehe kein akutes Sicherheitsrisiko mehr, da das Leck bereits behoben sei. Das AUE werde die weitere Entwicklung bei der Rohner AG beobachten und im Falle von Sicherheitsmängeln betriebliche Einschränkungen prüfen.
Daniel Pedrett, Geschäftsführer der Rohner AG, bestreitet die Aussage, bei seinem Betrieb häuften sich die Pannen. «Wir werden streng kontrolliert, wie andere Chemieunternehmen auch.» Das Leck habe man darum nicht gemeldet, weil man zu Beginn davon ausgegangen ist, dass das Abwasser aus dem zerborstenen Rohr im Schacht zurückgehalten worden sei, also keine Aussenwirkung vorhanden gewesen sei. «Im Übrigen ist es noch nicht erwiesen, dass die festgestellten Verunreinigungen im Grundwasser von der Rohner AG stammen», so Daniel Pedrett. Das sei bis jetzt erst eine Vermutung.
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