Die Rochade der Ford Brothers
Wegen eines Magentumors tritt der global bekannte Bürgermeister von Toronto, Rob Ford, nicht mehr zu den Wahlen an. Dafür springt sein Bruder in die Bresche.

Bürgermeister Rob Ford und seine Familie versuchen eine Ämterrochade: Der skandalumwitterte Politiker will nach seiner Tumor-Diagnose nun Stadtrat werden, sein Bruder statt ihm Bürgermeister. Ein Neffe gibt zugunsten seines Onkels seine politischen Ambitionen auf.
Der wegen seines Drogengeständnisses und weiterer Skandale in die Schlagzeilen geratene Bürgermeister von Toronto, Rob Ford, wird sich wegen eines Magentumors nicht um eine weitere Amtszeit bewerben. Stattdessen habe sich sein Bruder Doug als Kandidat für die Wahl am 27. Oktober registrieren lassen, sagte ein Sprecher der Stadtregierung am Freitag.
«Mein Herz ist schwer, wenn ich Ihnen sage, dass ich nicht in der Lage bin, meinen Wahlkampf für die Wiederwahl als Ihr Bürgermeister fortzusetzen», erklärte der 45-jährige Rob Ford. «Ich habe Doug gebeten, für die Wahl zum nächsten Bürgermeister von Toronto anzutreten, weil wir ihn brauchen. Wir können uns nicht zurückbewegen.»
Bruder springt ein
Doug Ford ist amtierender Stadtrat und hatte bisher auch den Wahlkampf seines Bruders geleitet. Rob Ford will sich nun statt um das Bürgermeisteramt ebenfalls um einen Sitz im Stadtrat bewerben. Um das zu ermöglichen, verzichtete sein Neffe dort auf eine Kandidatur. Die Hauptkonkurrenten für Doug Ford bei der Wahl zum Bürgermeister sind Olivia Chow und John Tory.
Chow äusserte sich zurückhaltend zu den Ford-Plänen und wünschte Rob Ford eine baldige Genesung. Tory dagegen, dem die besten Chancen auf den Posten als Oberhaupt der kanadischen Metropole eingeräumt werden, startete einen harschen Angriff auf Doug Ford. Dieser sei eine «Beleidigungsmaschine», die wiederholt Mitglieder der lokalen Politik gedemütigt habe.
Ein Mitglied des Stadtrates, Josh Matlow, äusserte sich ähnlich und hoffte auf einen anderen Umgangston im Rat nach der Wahl. «Ich hoffe, die nächste Amtszeit im Stadtrat wird respektvoller sein, so dass sich auf die Prioritäten der Stadt fokussiert werden kann anstatt auf eine Seifenoper, die von der ganzen Welt beobachtet wird.»
Untersuchungen laufen
Rob Ford gab seinen Rückzug aus dem Rennen zwei Tage nach der Entdeckung seines Magentumors bekannt. Ob er bösartig ist, blieb zunächst unklar. Die Ergebnisse der Biopsie sollen kommende Woche vorliegen. «Wie viele von Ihnen wissen, habe ich mit einer ernsten medizinischen Sache zu tun, deren Details unbekannt sind», hiess es in Fords Erklärung.
Der Bürgermeister der kanadischen Grossstadt erlangte im vergangenen Jahr zweifelhafte globale Berühmtheit, als er nach monatelangen Dementis schliesslich zugab, «im volltrunkenen Zustand» Crack geraucht zu haben. Anfang Mai nahm sich Ford eine Auszeit und begab sich in eine Reha-Klinik, um seine Alkohol- und Drogensucht in den Griff zu bekommen.
Rücktrittsforderungen wies er immer wieder zurück. Der Stadtrat erkannte ihm vergangenes Jahr viele seiner Vollmachten ab, konnte ihn aber nicht zum Rücktritt zwingen, weil er wegen keines Verbrechens verurteilt worden war.
Eine Niederlage von Ford gegen einen seiner Konkurrenten galt Beobachtern des politischen Treibens in Toronto zufolge nach seinen Eskapaden als wahrscheinlich. Auch dessen Bruder habe kaum Chancen, weil er weitgehend unbekannt sei, mutmasste der Politikwissenschaftler der Universität von Toronto, Nelson Wiseman. «Die Ford-Jahre im Rathaus sind in einigen Wochen beendet.»
SDA/chk
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