Die Queen gibt ihrem Enkel nach
Die britischen Royals suchen einen Ausweg aus der Harry-und-Meghan-Krise. Ist ein Teilzeitjob im Dienst der Krone die Lösung?

Zu einem regelrechten Gipfeltreffen hatte Elizabeth II. zu Wochenbeginn den inneren Zirkel ihrer Familie einberufen. Im Sandringham House, das die Queen für den Winterurlaub nutzt, und in dem sich Prinz Philip zur Ruhe gesetzt hat, tagte am Montag in mittlerer Panik der königliche Familienrat.
Prinz Charles und Prinz William waren angereist, um an der Seite der Monarchin zusammen mit einem rebellisch gewordenen Prinzen Harry einen Ausweg aus der Krise zu finden, die die Royals neuerdings erschüttert. Harrys mit Hund und Kind nach Vancouver abgereiste Frau Meghan wurde per Skype zugeschaltet. Auch offizielle Vertreter der britischen und der kanadischen Regierung nahmen teil.
Worum es ging, war klar: Harrys und Meghans Drang in die Ferne. Für die Top-Riege der Windsors steht die Zukunft der Monarchie auf dem Spiel.
Übergangszeit vereinbart
Am Montagabend gab Elizabeth ihrem Enkel jedoch erst einmal nach. Während sie es «lieber gesehen» hätte, dass Harry und Meghan «Vollzeit-Mitglieder der königlichen Familie» geblieben wären, «respektiere» sie deren Wunsch, ein unabhängigeres Leben zu führen, ohne ganz aus dem Königshaus auszuscheiden. Man habe darum zunächst eine Übergangszeit vereinbart, die das Paar teils in Kanada, teils im Vereinigten Königreich verbringen werde. Auf viele «komplizierte Fragen» müsse man allerdings erst eine Antwort finden, hiess es in der Erklärung sodann. Umstritten ist zum Beispiel, wie sich der Herzog und die Herzogin von Sussex finanziell unabhängig machen wollen vom Königshaus (zum Bericht).
Denn was bedeutet schon «unabhängig»? Ohne direkte Zuschüsse aus der Staatskasse wollen Harry und Meghan künftig prinzipiell auskommen. Sie wollen solche Gelder aber weiter in Anspruch nehmen, wenn sie für die Königin im Einsatz sind. Den Löwenanteil ihrer Unterstützung bestreitet Prinz Charles mit seinen Einkünften aus der sogenannten Duchy of Cornwall. Das sind Ländereien im Schätzwert von einer Milliarde Pfund, die dem jeweiligen Prinzen von Wales zur Verfügung stehen.
Und ihren britischen Wohnsitz, Frogmore Cottage auf dem Gelände von Windsor, wollen Harry und Meghan gern behalten. Dieses just vom Steuerzahler restaurierte Gut stellt ihnen die Queen zur Verfügung.
Arm sind die beiden ja nicht. Ihr gemeinsames Vermögen soll sich auf 30 Millionen Pfund belaufen. Mit privaten Einnahmen, die man über Stiftungen abwickeln will, soll das «aufzustocken» sein. Die Handelsmarke «Sussex Royal» soll von lukrativen Bücherdeals bis zu Modeartikeln alles Mögliche abdecken. Eine Instagram-Gefolgschaft von mehr als zehn Millionen potenziellen Konsumenten steht bereit. Auch Film- und Fernsehprojekte sind offenbar geplant. Verträge mit Disney und Oprah Winfrey gibt es bereits.
Die Obamas als Vorbild
Festliche Ansprachen und Auftritte bei Grossveranstaltungen werden als weitere Geldquelle betrachtet. Stiftungen wie die von Barack und Michelle Obama sollen als Vorbild dienen. Meghan, die sich vor ihrer Heirat einen Namen als TV-Soap-Star machte, könnte zweifellos satte Angebote erwarten. Vor allem der amerikanische Markt sei zur Selbstvermarktung von «Celebrities» ideal, hat man den Sussexen erklärt.
Aber den anderen Windsors graust es bei einem solchen Gedanken. Wie könne man es dem Sechsten in der Thronfolge und seiner Frau erlauben, aus ihrem royalen Status persönlichen Profit zu schlagen? Ausserdem haben die beiden ja gelobt, «unsere Pflicht gegenüber der Queen und dem Commonwealth und in Bezug auf unsere Schirmherrschaften zu erfüllen». Wie genau verträgt sich ein hybrides Modell dieser Art, ein Teilzeitjob im Dienst der Krone, mit den Erwartungen, die das Königshaus an seine «aktiven Royals» stellt?
Über 200 Termine hat Harry immerhin im letzten Jahr absolviert. Und nur durch vorbehaltlosen Einsatz für die Krone könne jemand seine Zugehörigkeit zum Königshaus rechtfertigen, meinen britische Royalisten – ganz abgesehen von den Widersprüchen, die eine halb kommerzielle Existenz für «königliche Hoheiten» aufwirft.
Eine Überlegung war bisher gewesen, dass die Sussexe ihre Titel abgäben: Was natürlich wenig Spielraum gelassen hätte für ihre Marke «Sussex Royal». Eine Änderung der Thronfolge – der radikalste Schritt – hätte einen Parlaments-Beschluss erfordert. Das wäre ein echter Paukenschlag gewesen. Offenbar rechnet die Königin aber nun damit, dass Harry und Meghan dem Königshaus auf irgend eine Weise erhalten bleiben – und es nicht zu einem «harten Exit» kommt.
Ein gelegentlich erwähnter Kompromissvorschlag, der wohl auch besprochen wurde, läuft darauf hinaus, Harry eine Sonderrolle im Commonwealth zu übertragen, dem auch Kanada angehört. Präsident des Commonwealth-Trusts der Queen ist er ja bereits. Und Meghan ist seine Stellvertreterin.
In einer versöhnlichen Geste widersprach Harry am Montag ausserdem zusammen mit Bruder William Berichten, denen zufolge er und Meghan vom Rest der Familie «schikaniert» worden seien und aus London «vertrieben» würden ins amerikanische Exil. Das sei «kompletter Unsinn», beteuerten die Brüder in einer gemeinsamen Erklärung während des Gipfels mit Papa und Grossmama.
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Meghan und Harry wollen den Fünfer und das Weggli

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