Die Protestbewegung in Syrien schwillt weiter an
Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten war es die bislang grösste landesweite Protestaktion gegen das Regime von Syriens Präsident Bashar al-Assad. Hunderttausende Menschen zogen durch die Strassen.
Trotz scharfer Repression sind nach den Freitagsgebeten offenbar so viele Demonstranten in Syrien auf die Strasse gegangen wie noch nie. Bei Zusammenstössen und Kämpfen sind nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens 24 Menschen ums Leben.
Darunter seien 14 Dorfbewohner aus der nordwestlichen Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei, erklärte Menschenrechtsanwältin Rasan Saituna. Dort hätten Soldaten, unterstützt von Panzern und Helikoptern, ein Dorf gestürmt, um den Widerstand gegen Assad auf dem Land zu brechen.
In der Stadt Homs seien sieben Menschen getötet worden. Auch in der Hauptstadt Damaskus und in der zweitgrössten Stadt des Landes, Aleppo, wurden Demonstranten getötet.
«Wir lieben dich nicht»
Riesige Menschenmassen strömten nach den Freitagsgebeten in der Hauptstadt Damaskus und anderen Städten auf die Strassen, wie der Menschenrechtler Mustafa Ossa sagte. In der Stadt Hama hätten sich nach Schätzungen 300'000 Menschen an einer Kundgebung beteiligt; auch in Homs demonstrierten offenbar Zehntausende.
Aktivisten hatten wie jeden Freitag zu Demonstrationen aufgerufen. Die Protestbewegung schrieb auf einer ihrer Internetseiten: «Wir lieben Dich nicht. Wir lieben Dich nicht, lass uns in Ruhe - Du und Deine Partei.» - eine Anspielung auf den vor einigen Jahren populären Pro-Assad-Slogan «Wir lieben Dich. Wir lieben Dich».
Auch in der am Euphrat gelegenen Stadt Deir Essor im Nordosten des Landes hätten sich zehntausende Menschen nach dem Verlassen der Moscheen zu einem Protestmarsch zusammengeschlossen, sagte der Präsident der Syrischen Menschenrechtsliga, Abdel Karim Rihaui. Weitere kleinere Proteste wurden aus der Hauptstadt Damaskus und dem Wirtschaftszentrum Aleppo gemeldet.
Militäroffensive und Gegendemo
Rami Abdel Rahman von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London, sagte, in der Region von Dschebel al- Sawija marschierten tausende Demonstranten in Richtung der Stadt Maaret al-Numan. Die Region rund 60 Kilometer nördlich von Hama ist seit Dienstag Schauplatz einer Militäroffensive.
Die Staatsmedien berichteten unterdessen von grossen Pro-Regime-Kundgebungen in Aleppo und in der Provinz Al-Suwaida. In der Ortschaft Al-Kraja hätten «die Kräfte, die den (von Assad versprochenen) Reformprozess unterstützen», eine 1700 Meter lange syrische Nationalfahne durch die Strassen getragen.
Deserteure erschossen?
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete zudem, die syrische Armee habe eine Gruppe von Offizieren und Soldaten «befreit», die in der Provinz Idlib in einen Hinterhalt geraten seien. Die Protestbewegung erklärte dagegen, Soldaten hätten 16 Deserteure, darunter 6 Offiziere, getötet. Dies hätten in die Türkei fliehen wollen.
Doch nach Angaben der Opposition ist der Fluchtweg in die Türkei inzwischen versperrt. Alle Wege dorthin würden von Truppen kontrolliert. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden in Syrien seit Beginn der Proteste Mitte März rund 1700 Menschen getötet.
Angaben zum Konflikt in Syrien können nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden, da Syrien die Arbeit der Medien eingeschränkt und die meisten ausländischen Journalisten ausgewiesen hat.
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