Frühlingsgefühle in BildernDie Pracht erwacht
Saftige Wiesen, blühende Obstbäume, vielfältiger Waldboden und allerlei Käferarten bevölkern die leuchtend farbigen Bilder von Regula Mathys in der Galerie Lilian Andrée.

Wer in heutiger Zeit Landschaftsmalerei betreibt, handelt sich womöglich den Vorwurf ein, aus der Zeit gefallen zu sein. Was bis Anfang des 20. Jahrhunderts zum Kunstkanon gehörte, scheint heute nicht mehr en vogue zu sein. Zwar befassen sich einzelne Künstler wie Peter Doig oder David Hockney weiterhin mit der Landschaft als Motiv, doch handelt es sich eher um Ausnahmen. Dabei böte gerade die durch Umwelteinflüsse, intensive Landwirtschaft und Verstädterung unter Druck kommende zeitgenössische Landschaft das Potenzial, dem aktuellen Malereidiskurs neue Impulse zu verleihen.
Gerade die Schweiz ist für diese Gattung von jeher ein gutes Pflaster. Der Erfinder schweizerischer Idyllen, Salomon Gessner, verfasste vor über 250 Jahren seinen nach wie vor lesenswerten «Brief über die Landschaftsmahlerey», der Wissenswertes mit fürsorglichen Ermahnungen an angehende Künstler verknüpft.
In der Folge haben Maler wie Peter und Samuel Birmann, Arnold Böcklin, Ferdinand Hodler, Cuno Amiet, Giovanni, Augusto und Alberto Giacometti, ja selbst Hans Emmenegger, Helmut Federle und Not Vital Wichtiges zur Entwicklung der schweizerischen Landschaftsmalerei beigetragen.

Vermutlich hätte Salomon Gessner, selbst ein passionierter Maler, an der Landschafts- und Blumenmalerin Regula Mathys seine Freude gehabt. Dabei hätten ihn wohl der Forschungsdrang und die Akribie ihrer Bilder besonders interessiert. Fast wissenschaftlich hält die Baslerin einzelne Herbstblätter, Käfer oder Vogelfedern fest, verliert aber bei so viel Detailtreue nie den Blick fürs Ganze.
Dies zeigt sich beispielsweise bei «Mehr Frühling geht nicht I», oder auch bei «Herbst» geht es um den Gesamteindruck und weniger um die Detailfülle. Faszinierend auch, wie filigran und zeichnerisch die einzelnen Formen auf der Leinwand aufgetragen werden, so als würden sie in die Farben hineingekratzt. Wer genug hat von neblig-kalten Wintertagen und sich nach Licht und Farben sehnt, dem sei diese Ausstellung wärmstens empfohlen.

Regula Mathys. «Mehr Frühling geht nicht», Galerie Lilian Andrée, Gartenstrasse 12, 4125 Riehen. Bis 19. März.


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