Fremdes Geld im Schweizer FussballDie Plastikwelt des FC Lausanne-Sport
Zwangsrelegation und ein kaputter Verein – seit den Nullerjahren kennt sich der FC Lausanne-Sport bestens aus mit fremden Geldgebern. Und doch gehört er nun wieder einem britischen Chemiekonzern, der dem Club ein neues Gesicht gegeben hat.

Eigentlich müsste es ja längst der FC Chelsea sein. Doch der Deal mit den Londonern kam nicht zustande. Und so konzentriert sich Ineos vorerst eben weiterhin auf den FC Lausanne-Sport. 2017 übernahm der Chemiekonzern den Schweizer Fussballclub und wollte damit seine Investitionen in den Sport lancieren. Die Briten produzieren Plastik aus Rohstoffen und erhoffen sich in der glitzernden Sportwelt ein etwas attraktiveres Image. Stattdessen fanden sie sich in der Challenge League wieder. Kaum hatte Ineos die Waadtländer übernommen, waren diese auch schon abgestiegen.
Dass sich der Sport als Werbeinstrument für Industriegiganten bewähren kann, hat Red Bull ja längst bewiesen. Und so verwundert es nicht, dass auch Ineos inzwischen nicht mehr bloss in Lausanne investiert, sondern auch im Radsport, wo man das Erfolgsteam Sky übernommen hat. Auch im Fussball hat sich die britische Plastikwelt vergrössert. In Frankreich sicherte sich Ineos den OGC Nizza, in Abidjan eine Jugendakademie und in der Schweiz den Aufstieg. Man setzt nun auf die direkte Lieferkette Abidjan–Lausanne–Nizza. Die Clubs profitieren finanziell voneinander, arbeiten aber auch im Bereich Scouting, Medienarbeit, Vermarktung oder Medizin zusammen.
Und so steht da jetzt dieses neue Stade de la Tuilière mit 12’000 Plätzen, viel Glas und noch mehr grauem Beton. Die Pontaise hat ausgedient – genau wie ein Simone Rapp oder ein Christian Schneuwly. Sie wurden aussortiert und durch Talente ersetzt, die eines Tages den Sprung nach Nizza schaffen sollen. Auf dem Weg dahin sollen sie Lausanne aber endlich wieder einmal zu einem Titel schiessen.

Der letzte datiert aus dem Jahr 1999. Damals gewannen die Waadtländer den Cup. Im Hintergrund wirkte ein gewisser Waldemar Kita. Der polnisch-französische Unternehmer hatte den Club ein Jahr zuvor übernommen. An finanzieller Potenz fehlt es ihm zwar bis heute nicht – «Ex-Lausanne-Boss verkauft Penis-Verlängerungen!», titelte der «Blick» vergangenes Jahr. Und doch liess Kita nach seinem Abgang 2001 einen kaputten Verein zurück, der sich schon bald zwangsrelegiert in den Niederungen des Schweizer Fussballs wiederfand.
Die Fans des FC Lausanne-Sport wissen also, wie es ist, wenn fremdes Geld in den Club gepumpt wird. 4000 von ihnen besuchten vor Corona jeweils die Pontaise. Die Clubverantwortlichen hoffen, dass es in der neuen Arena doppelt so viele sein werden. Lausannes neuer Präsident Bob Ratcliffe, Bruder von Ineos-Besitzer Jim Ratcliffe, betont jeweils, wie wichtig die lokale Identität ist. Ob das auch noch so ist, wenn endlich ein Premier-League-Club zum Verkauf steht?
Besitzer Bernhard Burgener steht wohl kurz davor, die britische Investmentfirma Centricus ins FCB-Boot zu holen. Aus diesem Grund blickt die BaZ in Form einer Serie zurück und erinnert daran, wie sich massgebliche Beteiligungen ausländischer Investoren auf andere Schweizer Fussballclubs auswirkten.
Bisher erschienen: Wil überlebt gleich zwei ausländische Investoren und Marc Roger, der Totengräber des FC Servette.
Kennen Sie bereits unseren FCB-Newsletter? Erhalten Sie jeden Samstagmorgen die wichtigsten und besten Geschichten rund um Ihren Lieblingsfussballclub. Melden Sie sich hier an.
Fehler gefunden?Jetzt melden.