Die Pille davor
Ein neues Präparat senkte die HIV-Ansteckungsrate in Tests in Afrika um 94 Prozent. Das könnte auch für Europa interessant sein.

Carolyne Njoroge, Strassenname «Esther», hat wohl einen der gefährlichsten Arbeitsplätze der Welt. Als Prostituierte im kenianischen Nairobi ist sie Zuhältern, gewalttätigen Freiern und polizeilicher Willkür ausgesetzt. Die Kriminalitätsrate in der Stadt ist eine der höchsten unter Afrikas Metropolen, jede dritte Kollegin ist mit HIV infiziert. Seit kurzem ist Njoroge auch Teil eines Forschungsprojekts. Die Frauen werden von der kenianischen Gesundheitsorganisation «LVCT Health» mit «Prep» versorgt, kurz für «Prä-Expositions-Prophylaxe». Die Pillen enthalten antiretrovirale Wirkstoffe und sollen die Ansteckung mit HIV verhindern. Sie werden vorbeugend eingenommen, also vor einer möglichen Ansteckung. In den USA ist das Medikament unter dem Handelsnamen «Truvada» seit 2013 auf dem Markt.