Die ominösen 100 Millionen von Erdogans Sohn
Bilal Erdogan gerät immer tiefer in den Sog der Korruptionsaffäre der türkischen Regierung. Der 33-Jährige soll im Auftrag seines Vaters mehrere Millionen hinterzogen haben.
Seitdem Istanbuler Staatsanwälte Mitte Dezember spektakuläre Korruptionsvorwürfe gegen das Umfeld der Regierung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan öffentlich machten, taucht ein Name immer wieder in den Schlagzeilen auf: Bilal Erdogan. Der jüngere der beiden Söhne des Regierungschefs soll Berichten zufolge im Auftrag seines Vaters millionenschwere Geldsummen vor der Staatsanwaltschaft versteckt haben. Erdogan weist die Vorwürfe vehement zurück.
Der 33-jährige Bilal Erdogan studierte in den USA und arbeitete eine Weile bei der Weltbank und bei der Denkfabrik Brookings Institution, bevor er in die Türkei zurückkehrte. In Istanbul engagierte sich Bilal in mehreren Unternehmen sowie in der islamisch-konservativen Stiftung Türgev, die Wohnheime für Schülerinnen und Studentinnen betreibt. Neben seinem älteren Bruder Burak hat Bilal Erdogan noch zwei Schwestern, Sümeyya und Esra.
Illegales Grundstücksgeschäft
Im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre wurde der Name von Bilal Erdogan genannt, weil er von den ermittelnden Staatsanwälten zum Verhör vorgeladen werden sollte. Nach Presseberichten wurde ihm vorgeworfen, zusammen mit einem saudiarabischen Geschäftsmann an einem illegalen Grundstücksgeschäft in Istanbul beteiligt gewesen zu sein.
Aus dem Verhör wurde zunächst einmal nichts, weil Bilals Vater als Reaktion auf die Korruptionsvorwürfe mehrere Tausend Polizisten, Staatsanwälte und Richter versetzen liess – auch die ermittelnden Staatsanwälte in Istanbul. Als die Vernehmung durch neu eingesetzte Staatsanwälte schliesslich Anfang Februar zustande kam, wies Bilal Erdogan darin alle Vorwürfe zurück, sein Anwalt sprach von politisch motivierten Beschuldigungen.
Ganz ähnlich lautet auch das Argument der Regierung nach den neuen Enthüllungen, die aus Mitschnitten angeblicher Telefonate zwischen Bilal Erdogan und seinem Vater bestehen sollen. Der Regierungschef sprach von einer «Montage» und einem Angriff auf den Staat.
«Schaff' alles raus, was im Haus ist»
Nach den im Internet kursierenden Telefonmitschnitten sollen Erdogan und Bilal am 17. Dezember – dem Tag, an dem die Istanbuler Staatsanwälte mit ihren Korruptionsermittlungen an die Öffentlichkeit gingen – angeblich darüber gesprochen haben, wie grössere Geldsummen aus dem Haus des Regierungschefs in Istanbul fortgeschafft werden könnten. «Schaff' alles raus, was im Haus ist», soll Vater Erdogan nach der Aufzeichnung gesagt haben. «Dein Geld ist im Tresor», antwortete eine Stimme, die Bilal gehören soll. «Das meine ich doch», soll der Ministerpräsident darauf entgegnet haben.
Die Opposition in Ankara verlangt seit Wochen schon Aufklärung über die Rolle Bilals. Unter anderem will sie wissen, woher die knapp 100 Millionen Dollar (73 Millionen Euro) kommen, die nach den Worten von Oppositionschef Kemal Kilicdaroglu im April vergangenen Jahres auf das Konto von Bilals Stiftung Türgev eingezahlt wurden. «Ist das Bestechungsgeld?», fragte Kilicdaroglu bei einer kürzlichen Rede.
Erdogan und seine Regierung weisen alle Vorwürfe zurück und sprechen von einer Verschwörung der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen. Dieser wolle die rechtmässig gewählte Regierung mit manipulierten Vorwürfen stürzen. Auch die Vorwürfe gegen Bilal seien Teil dieses Komplotts, sagte Erdogan: Seine Gegner attackierten seinen Sohn, um ihn selbst zu treffen. Dass Bilal tatsächlich in krumme Geschäfte verwickelt sein könnte, schloss Erdogan kategorisch aus: Sollte das stimmen, werde er seine Kinder «verstossen».
AFP/wid
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