Elektro-OffroaderDie Öko-Machos kommen
Elektrische Antriebe etablieren sich in unserer Mobilität. Schon bald sollen E-Autos auch Steilhänge und Einöden erobern.
Angesichts zunächst kleiner Reichweiten konzentrierte sich der Eroberungszug des E-Autos vorerst auf die Stadt. Mit wachsenden Akkus kam alsbald die Autobahn hinzu. Als Nächstes werden Stromer auch in die Wildnis aufbrechen. Mittlerweile kündigen sich einige rein elektrisch angetriebene Offroader an. Echte Offroader, wohlgemerkt. Keine SUV.
Mercedes-Benz EQG
Zu den grossen Ikonen der Offroad-Szene zählt die G-Klasse von Mercedes. Mitte bis Ende 2024 wollen die Stuttgarter ihren legendären Allradriesen auch emissionsfrei auf Krabbeltour schicken. Mit Leiterrahmen, Einzelradaufhängung vorne und neu entwickelter Starrachse am Heck wird er als kompromissloser Geländegänger EQG auf die Pirsch gehen. Anders als die konventionell angetriebene G-Klasse wird er sich sogar wie ein Leopard-Panzer auf der Stelle drehen können, wenn nämlich das kurvenäussere Räderpaar auf Rückwärts-Drehung programmiert wird und sich die Kollegen der anderen Seite vorwärts bewegen. Welche Antriebstechnik genau in den EGQ kommen wird, bleibt vorerst geheim. Als Genspender bietet sich der EQS mit 484 kW/658 PS an. Ob für den sicher mehr als 200’000 Franken teuren EQG noch Hand an die Leistungsschraube gelegt wird, bleibt ebenso offen wie die Frage nach Reichweite und Akkugrösse.
GMC Hummer EV SUV
Wer hätte vor ein paar Jahren damit gerechnet, dass die Marke Hummer nochmals auf die Strasse – oder besser ins Gelände – zurückkehrt. Kurz nach dem riesigen Pick-up hat GMC den SUV mit einer Länge von 4,99 Metern vorgestellt. Also einen halben Meter kürzer als der Pick-up. Die kompakteren Abmessungen und das geringere Gewicht sollen den mächtigen Offroader deutlich agiler als den Pick-up machen. Und das, obwohl die Motorleistung auf 830 PS (608 kW) reduziert wird. Mit den drei E-Motoren spurtet der Stromer auf Asphalt in rund vier Sekunden auf Tempo 100, die Reichweite soll trotz des Gewichts von gut drei Tonnen bei bis zu 500 Kilometern liegen. Doch am wohlsten fühlt sich der Hummer-EV im Gelände. Laut den technischen Daten soll er Steigungen von bis zu 60 Prozent (vorwärts wie rückwärts) und Wasserdurchfahrten von bis zu einem Meter Wattiefe locker schaffen. Je nach Bedarf leitet das Antriebssystem die ganze Motorleistung an ein einzelnes Rad und hält so das Fahrzeug selbst unter schwierigsten Bedingungen im Gelände auf Kurs. Besonders eindrücklich: Dank der serienmässigen Allradlenkung kann der Offroader schräg krabbeln wie ein Krebs. Und der Wendekreis reduziert sich durch die beiden lenkbaren Achsen auf sensationelle 10,8 Meter. Zum Vergleich: Ein aktueller VW Golf benötigt 4,9 Meter.
Jeep Magneto
Auch Jeep hat die E-Mobilität fest im Blick und mit dem Avenger im Oktober bereits sein erstes Serienmodell mit batterieelektrischem Antrieb enthüllt, das Anfang 2023 auf die Strasse kommt. Und wohl vornehmlich auf die Strasse, denn der kompakte Avenger ist ein Crossover und kein Geländewagen und rollt ohne Allradantrieb an den Start. Doch die Amerikaner nähren unermüdlich die Hoffnung auf einen rein elektrisch angetriebenen Kraxler vom Schlage eines Wrangler. Wie der aussehen könnte, deutet das Konzeptauto Magneto an, das Jeep in bereits zwei Versionen vorgestellt hat. Der im Juni präsentierte Magneto 2.0 kam auf mächtigen 40-Zoll-Rädern sowie mit rund 460 kW/625 PS und 1150 Nm Drehmoment vorgefahren. Ungewöhnlich für ein E-Auto: die Sechsgang-Handschaltung, um dem Fahrer im Gelände die maximale Kontrolle über das Fahrzeug zu ermöglichen. Ob und wann dem rein elektrischen Magneto ein Serien-Pendant folgt, ist unklar. Jeep-Designchef Mark Allen betonte bei der diesjährigen Vorstellung der Studie aber mehrfach die sehr positive Reaktion der verschworenen Fangemeinschaft auf den Magneto.
Bollinger B1
Zu den frühen Elektro-Offroad-Ausblicken zählt der Bolliger B1, der optisch wie eine Reinkarnation des alten Land Rover Defender daherkommt. 2017 wurde er vor- und für 2019 sein Serienbau in Aussicht gestellt. Anfang 2022 hat das US-Start-up die Pläne zum Bau des B1 auf Eis gelegt. Als im Sommer Mullen Automotive das Zepter bei Bollinger übernahm, wurden sie wieder aufgetaut. Wann der B1 kommt, wurde bislang jedoch nicht verraten. Die Offroad-Gemeinde hat jedenfalls allen Grund, sich auf den kernigen Kasten zu freuen, denn mit permanentem Allradantrieb, hoher Bodenfreiheit, langen Federwegen und mächtigen Offroad-Reifen verspricht auch er ein gehobenes Mass an Geländetauglichkeit. Die zwei Maschinen des B1 sollen 265 kW/360 PS und 640 Newtonmeter leisten, was einen Sprint in unter fünf Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 erlaubt.
Ineos Grenadier
Mit dem Grenadier hat die britische Firma Ineos einen Offroader mit ebenfalls gewisser Ähnlichkeit mit dem alten Defender aufgelegt. Mit Dieselantrieb wird dieser bereits produziert und Anfang 2023 in grösseren Mengen auf den Markt kommen. Darüber hinaus plant die junge Automarke elektrisch angetriebene Geländewagen. Bereits 2021 wurde ein Grenadier-Prototyp mit Brennstoffzellenantrieb von Hyundai vorgestellt. Für den Ineos-Chef Jim Ratcliffe ist der Wasserstoffantrieb die Zukunft. Darüber hinaus hat der Brite noch einen batterieelektrischen Offroader der Marke Ineos angekündigt, der etwas kleiner als der Grenadier werden soll. Details zu Antrieb, Reichweite oder einen möglichen Marktstart gibt es zu beiden Kandidaten noch keine. Doch in beiden Fällen wird es sich nicht um zivilisierte SUV, sondern ebenfalls um echte Geländewagen handeln.
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