Die Neuausrichtung bei Charles Vögele zeigt Wirkung
Die eingeleitete Modernisierung beschert Schweizer Modekette schwarze Zahlen. Der starke Franken macht dem Unternehmen jedoch zu schaffen.

Charles Vögele hat die Wende geschafft: Nach dem Flicken der Verlustlöcher durch den Verkauf seiner Altkleiderlager und der Schliessung unprofitabler Filialen ist der Kleiderkonzern 2010 in die Gewinnzone zurückgekehrt. Durch die Modernisierung weiterer Filialen und der Verpflichtung von Til Schweiger als Werbeträger will Charles Vögele sein Aschenputtelimage abstreifen.
Trotz eines Umsatzrückgangs um 8,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken sei es Charles Vögele gelungen, wieder schwarze Zahlen zu schreiben, sagte Konzernchef André Maeder am Dienstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Pfäffikon SZ. Der Betriebsgewinn (Ebit) kletterte von 4 Millionen auf 38 Millionen Franken. Nach dem Verlust von 14 Millionen Franken im Vorjahr erzielte der Konzern wieder einen Reingewinn von 18 Millionen Franken.
Die Verhökerung der eingelagerten alten Kollektionen zeigte Wirkung. Ab dem zweiten Semester, als die Altwaren weggewesen seien, habe Charles Vögele markant mehr verdient als noch im ersten Halbjahr, das unter dem Strich einen Verlust von 7 Millionen Franken verursacht habe, erklärte Finanzchef Markus Vögeli.
Berge von Altkleidern verhökert
Früher hatte der Konzern die nicht verkauften Kleider eingelagert und zu Beginn der nächsten Saison erneut an die Kleiderständer gehängt. Dadurch kamen bisweilen bis zu vier Jahre lang die selben Kleidungstücke in den Läden.
Auf diese Weise füllten sich über die Jahre neun Altkleiderlager in ganz Europa, die nun liquidiert sind. Der Warenbestand sei nun auf einem gesunden Niveau von 150 Millionen Franken, sagte Maeder. Vor zwei Jahren sei er noch weit über 320 Millionen Franken gross gewesen. Seit vergangenen Sommer sei kein Kleidungsstück älter als eineinhalb Jahre. Statt vier bringe man nun jährlich acht neue Kollektionen in die Geschäfte.
54 unrentable Filialen geschlossen
Um wieder wieder auf die Beine zu kommen, schloss der Konzern im vergangenen Jahr 54 unrentable Filialen, während nur 23 neue Geschäfte eröffnet wurden. Die Schliessung von Warenlagern und Filialen hatten Folgen fürs Personal: Insgesamt wurden fast 400 Stellen abgebaut.
In der Schweiz geriet Charles Vögele mit dem Vorwurf in die Schlagzeilen, ältere Verkäuferinnen durch jüngere mit tieferen Löhnen zu ersetzen und Filialleiter innerhalb von zehn Minuten auf die Strasse zu stellen.
«Selbstverständlich ist nichts wahr an diesen Vorwürfen», verteidigte sich Maeder. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiterinnen in der Schweiz liege nach wie vor bei etwa 42 Jahren. «Wir beurteilen Verkäufer und Verkäuferinnen nach ihrer Leistung, nicht nach ihrem Geschlecht, nicht nach ihrer Religion und schon gar nicht nach ihrem Alter.»
Von den 168 Filialleitern in der Schweiz seien 6 entlassen worden. «Das waren leistungsbezogene Entlassungen, die ganz normal sind während der Umstrukturierung einer Firma. Dabei haben wir uns voll gesetzeskonform verhalten», sagte Maeder zu den Vorwürfen in mehreren Medien.
Wachstum angepeilt
Nach zwei Jahren der Gesundschrumpfung wolle Charles Vögele wieder wachsen. 2011 sollen mit 35 Geschäften erstmals wieder mehr Filialen neu eröffnet als geschlossen (30) werden, sagte Maeder. Bis 2013 solle die Hälfte aller über 800 Filialen umgebaut sein und im neuen Ladendesign erstrahlen.
Ein Paukenschlag gelang Maeder im vergangenen Jahr mit dem Engagement der Schauspielerinnen Penélope und Monica Cruz als Werbe- Ikonen. Die Hollywood-Stars brachten frischen Wind ins Image des Kleiderkonzerns, dem die Kunden vor zwei Jahren laut einer Umfrage keine Modekompetenz mehr zugeschrieben hatten.
Nun hat Maeder für die Herrenkollektion auch noch den deutschen Schauspieler Til Schweiger angeheuert. Schweiger werde im Frühjahr eine eigene Kollektion in die Läden bringen.
Für 2011 rechnet Charles Voegele mit einem moderaten Wachstum von Umsatz und Gewinn. Mit den Zahlen hat der Konzern die Erwartungen der Analysten übertroffen. An der Börse schossen die Aktien des Konzerns bis 16.30 Uhr um 5,6 Prozent auf 61,25 Franken nach oben.
SDA/jak
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