Die Monarchie-Managerin tritt ab
Nach fast 33 Jahren auf dem Thron dankt Königin Beatrix im April ab. Die bald 75-jährige Sympathieträgerin war für adrette Kleider und exzentrische Hüte bekannt – galt aber auch als politische Monarchin.
Jedes Jahr am 30. April hat sich Königin Beatrix von ihren Landsleuten feiern lassen. Der Königinnentag ist der Geburtstag ihrer Mutter Juliana und der Jahrestag ihrer Thronbesteigung. In diesem Jahr werden die Niederländer an dem Feiertag sicherlich auch Wehmut und Abschiedsschmerz empfinden.
Denn am Montagabend, drei Tage vor ihrem 75. Geburtstag, kündigte Beatrix an, Ende April nach fast 33 Jahren auf dem Thron zugunsten ihres Sohnes Willem-Alexander abzudanken.
Hohe Sympathiewerte
Als «Symbol der nationalen Einheit», wie sie der niederländische Schriftsteller und Adelsexperte Han van Bree einmal nannte, und moderne «Monarchie-Managerin» ist Beatrix bei ihren Landsleuten äusserst beliebt.
Umfragen bescheinigten der Königin mit den adretten Kleidern und bisweilen exzentrischen Hüten regelmässig hohe Sympathiewerte. Auch zu ihrem 30. Thron-Jubiläum im Jahr 2010 hatte sich eine überwältigende Mehrheit der Niederländer Beatrix weiter als Staatsoberhaupt gewünscht, zugleich aber 2013 als ein gutes Jahr für eine Amtsübergabe genannt.
Der Gemeinschaft dienen
Anders als ihre Mutter verstand sich Beatrix Wilhelmina Armgard von Oranien-Nassau und von Lippe-Biesterfeld von Beginn an als politische Monarchin. Sie liess sich mit «Ihre Majestät» anreden, war sich der verfassungsrechtlichen Grenzen ihres Amtes aber bewusst.
Ihr Amtsverständnis machte Beatrix deutlich, als Monarchiegegner gewalttätig gegen ihre Krönungszeremonie am 30. April 1980 protestierten. Nicht ein vererbter Machtanspruch, sondern «nur die Bereitschaft, der Gemeinschaft zu dienen», könne der Sinn moderner Monarchie sein, sagte sie.
In der niederländischen Politik spielt die Monarchin eine wichtige Rolle. Sie ernennt nicht nur den so genannten Formateur, der nach Parlamentswahlen mögliche Koalitionen erörtert. Die Königin unterschreibt auch Gesetze und führt den Vorsitz im Staatsrat, der die Regierung bei der Gesetzgebung berät. Zugleich ist der Staatsrat das höchste Verwaltungsgericht.
Kindheit im Exil und Skandal um Hochzeit
Beatrix wurde am 31. Januar 1938 als erstes Kind von Königin Juliana und Prinz Bernhard geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie wegen des Zweiten Weltkriegs grösstenteils im britischen und kanadischen Exil.
Nach ihrem Jurastudium an der Universität Leiden heiratete die Thronfolgerin 1966 den westdeutschen Diplomaten Claus von Amsberg und sorgte damit in ihrer Heimat für einen nationalen Skandal.
Die Erinnerungen an die deutsche Besatzung waren noch frisch, und viele Niederländer konnten sich damals nicht vorstellen, dass ein ehemaliges Mitglied der Hitlerjugend in den Königspalast einziehen könnte.
Prinz Claus gewann mit seiner bockigen Einstellung zum steifen Hofzeremoniell aber bald die Herzen der Menschen. Nach seinem Tod 2002 trauerte das ganze Land mit Beatrix um ihren Mann.
Auch die Wahl der Söhne war umstritten
Wie ihre eigene Hochzeit irritierten auch die Heiratspläne von zwei ihrer drei Söhne die Öffentlichkeit in der Poldermonarchie. Beatrix' ältester Sprössling, Kronprinz Willem-Alexander, heiratete 2002 die Argentinierin Máxima Zorreguieta, deren Vater während der Militärdiktatur in dem südamerikanischen Land (1976 bis 1983) Landwirtschaftsminister war. Der Thronfolger durfte Máxima nur heiraten, nachdem geklärt war, dass ihr Vater nicht zur Hochzeit kommt.
Anschliessend sorgte die Heirat von Prinz Johan Friso mit Mabel Wisse Smit für Schlagzeilen, weil die bürgerliche Braut eine Beziehung mit dem niederländischen Drogenboss Klaas Bruinsma gehabt haben soll. Um Mabel trotzdem heiraten zu können, verzichtete Johan Friso 2004 auf seinen Thronanspruch.
Schicksalsschläge
In jüngerer Vergangenheit Jahren musste Beatrix mehrere Schicksalsschläge verkraften: Am Königinnentag 2009 versuchte ein Mann in der Stadt Apeldoorn mit einem Auto in die Königsfamilie zu rasen; sieben Menschen kamen dabei ums Leben.
Besonders schwer aber lastete auf ihr der Unfall ihres Sohnes Johan Friso, der im Februar vergangenen Jahr bei einem Lawinenunglück in Österreich schwer verletzt wurde und ins Koma fiel - ein Schicksalsschlag von dem sich die stets fröhlich auftretende Monarchin bislang nicht wirklich erholte.
SDA/wid
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