«Die Märkte könnten weiter gegen Portugal, Spanien oder Italien spekulieren»
Der renommierte deutsche Wirtschaftsexperte Peter Bofinger hat den EU-Beschluss über einen permanenten Euro-Rettungsschirm ab 2013 als unzureichend kritisiert. Er sieht eine gefährliche Lücke.

Die Staats- und Regierungschefs hätte in Brüssel «nichts Zufriedenstellendes» darüber beschlossen, was in den kommenden ein bis zwei Jahren passieren solle, sagte Bofinger der «Rheinischen Post» (Samstagsausgabe). «Die Märkte könnten weiter gegen Portugal, Spanien oder Italien spekulieren», so der Fachmann, der zu den so genannten Wirtschaftsweisen gehört, «Deutschland und Frankreich werden nicht auch noch für so grosse Länder haften können, da stossen wir an unsere Grenzen.»
Ein Ausweg aus der Krise seien gemeinsame Anleihen aller Euro-Länder, sagte Bofinger weiter. «Damit würde den Märkten ein für allemal klar gesagt: Eure Spekulationen bringen nichts mehr.» Anders als von der Bundesregierung befürchtet würden die Zinsen, die Deutschland dann zu zahlen hätte, nicht höher ausfallen als die heutigen Zinsen. Der luxemburgische Ministerpräsident und Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker hatte mit seinem Vorschlag für Aufsehen gesorgt, gemeinsame Staatsanleihen der Euro-Länder aufzulegen. Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) lehnen dies ab.
Lob von links
Der Vorsitzende der Sozialistischen Fraktion im Europa-Parlament, Martin Schulz, begrüsste die Entscheidung für einen EU-Rettungsschirm. In der «Passauer Neuen Presse» (Samstagsausgabe) sagte Schulz, nichts habe die Spekulationen mehr angeheizt als die Hoffnung, dass die Euro-Zonen-Mitglieder sich nicht gegenseitig beistehen würden. Jetzt seien aber auch die von Juncker angeregten Euro-Bonds notwendig. Man müsse «auf Juncker hören».
Zugleich begrüsste Schulz Äusserungen Merkels über eine Angleichung der Wirtschaftspolitiken in den europäischen Ländern. «Wir fordern seit langem Massnahmen gegen das Auseinanderdriften der Volkswirtschaften in Europa», sagte Schulz. Die Kanzlerin bewege sich mit grossen Schritten auf die Idee einer europäischen Wirtschaftsregierung zu.
AFP/raa
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