«Die Leute nerven sich über die Bergün-Kampagne»
In Bergün herrscht Fotoverbot – eine Werbemassnahme, die viele verärgert hat. Die Einschätzung von PR- und Tourismusexperte Fidel Stöhlker.
Ist die Aktion mit dem Fotoverbot gelungen? Ich hätte sie nicht gemacht. Wieso nicht? Die Kampagne ist konfus. Der Kunde muss um die Ecke denken. Er versteht nicht sofort, wofür geworben wird. Was denken Sie, hat sich die Agentur erhofft? Man wollte Aufmerksamkeit erregen, und so wohl auch in Deutschland neue Kunden gewinnen. Aber die deutschen Medien haben die Geschichte nicht aufgenommen. Ich kann mir vorstellen, dass man das Fotoverbot irgendwann zurückzieht und so nochmals auf die eine oder andere Schlagzeile hofft. Aufmerksamkeit hat man in der Schweiz durchaus erreicht. Aufmerksamkeit alleine reicht nicht. Werbung muss die Leute in erster Linie zu Kunden machen. Die Reaktionen in den Kommentarspalten von Onlinemedien lassen aber darauf schliessen, dass die Leute sich über die Aktion nerven. Könnte man da nicht sagen: Nützt es nichts, schadet es nicht? Die Gefahr ist, dass die Menschen nachhaltig von der Kampagne beziehungsweise Bergün genervt sind. Allerdings ist es noch zu früh, um abschliessend über den Erfolg der Kampagne zu urteilen. Am Schluss zählt einzig der wirtschaftliche Erfolg, sprich, ob mehr Touristen nach Bergün reisen. Doch da bin ich skeptisch. Ist die Kampagne auch Ausdruck von Ratlosigkeit in der Tourismuswerbung? Dass mal jemand etwas gewagt hat, finde ich gut. Leider goutieren viele Schweizer keine allzu ausgefallene Werbeaktionen. Aber gerade in der Tourismusbranche könnten sich die Werber langsam etwas anderes als Berge und Seen einfallen lassen. Vielleicht funktioniert das Rezept ja einfach. Wie würden Sie unsere Regionen denn vermarkten? Ich würde versuchen, die Schweiz über verschiedene Highlights, aber vor allem über Gastfreundschaft zu verkaufen. Gäste kommen gerne wieder, wenn sie besonders freundlich und aufmerksam bedient wurden. Dafür sind wir aber nicht gerade bekannt. Richtig, unsere Touristiker haben diesbezüglich noch einiges zu lernen. Es gibt aber auch Visionäre, denen es heute prima geht, weil sie vor Jahren schon ihr Angebot angepasst haben.
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