Die Kunst und ihre hohen Ansprüche
Während der Art Basel sind die Basler Hoteliers von den Kunstgästen aus aller Welt mit vielen Sonderwünschen konfrontiert.

Basel. Raphael Wyniger ist Marathonläufer. Und sich somit gewohnt, grosse Herausforderungen zu meistern. Derzeit ist in seinem Gast- und Kulturhaus Teufelhof volle Konzentration gefordert. Denn die Art-Gäste, darunter Künstler, Galeristen und Händler aus aller Welt, die aktuell in den 33 Zimmern des Hauses wohnen, haben hohe Ansprüche: «Der Betrieb muss reibungslos laufen. Wenn 200 Personen zum Essen kommen, muss alles ganz schnell gehen. Da ist unsere gesamte Küchenbelegschaft gefordert.»
Über die Jahre seien er und sein Team aber in das Art-Business hineingewachsen, sagt Wyniger. Ausserdem seien die Tage extrem spannend, bereichernd, der Austausch mit den kreativen Köpfen mache Spass. So bekommt Wyniger, der immer wieder auch Kunstobjekte und -installationen im «Teufelhof» ausstellt, jeweils ein Feedback von den Experten. Es habe auch schon Galeristen gegeben, die ein Objekt aus einer Ausstellung kaufen wollten. «Was auch toll ist während der Kunstmesse: Die Weltoffenheit, die im Haus zu spüren ist, das Leben pulsiert, und das wiederum spornt die gesamte Belegschaft zu Höchstleistungen an.» Heute Abend hat Wyniger vor, mit den französischen Gästen gemeinsam das Spiel Schweiz–Frankreich im Theater zu schauen.
Zehn Kissen zum Schlafen
Für Marc Haubensak vom Hotel Pullman Basel Europe an der Clarastrasse ist es dieses Jahr eine Art Premiere. Erstmals kann der Direktor das komplett umgebaute Haus den Gästen präsentieren. «Wir haben schon einige Rückmeldungen erhalten von Besuchern, die jedes Jahr während der Art bei uns wohnen. Sie sind vom modernen Stil und dem neuen Interieur begeistert», freut er sich. Eine neue Stilrichtung bringt aber nicht neue Ansprüche mit sich, «die sind immer noch gleich hoch», sagt er. So verstünden es die Amerikaner zum Beispiel nicht, dass man die Zimmer nicht auf 18 Grad runterkühlen könne. Andere Gäste bestellen zum Schlafen zehn Kissen. «Die gesamte Belegschaft wird während der Art auf Trab gehalten, sie sind durch die Sonderwünsche der Gäste ständig beschäftigt», sagt er. Dennoch kann der Direktor die Tage geniessen, «sie sind zwar herausfordernd, aber auch farbenprächtig und unheimlich spannend», sagt er.
Auch Petra Emmel vom Hotel Ramada Plaza direkt im Messeturm kennt sie, die Extrawünsche der Art-Gäste. «Sie sind sehr ungeduldig, sehen sich als VIPs, alles muss zügig gehen.» Beim Check-in sich in eine Reihe stellen? Für die Art-Gäste kein Thema. Jeder Gast möchte im Mittelpunkt stehen, quasi ohne Rücksicht auf Verluste. Deshalb seien es hektische Tage, sagt Emmel, die Ramada-Crew ist gefordert. Es seien aber auch Tage, die Spass machen. Die aussergewöhnlichen, exzentrischen Outfits der Gäste würden Farbe und somit Abwechslung ins Hotel bringen. «Die Künstler, Galeristen und Händler kleiden sich flippig, bunt, gewagt. Sie wollen auffallen, das merkt man – mit ihrem ganz eigenen Stil», sagt Petra Emmel.
Ruhe dank Erfahrung
Birgit Doll vom Dorint Hotel beim Messeplatz hat in diesen Tagen ebenfalls allerhand zu tun respektive zu organisieren. Sie passt ihren Betrieb dem Rhythmus der Messegäste an. «Wir bestellen die Mitarbeiter bewusst erst später zum Dienst, da die Gäste erst so ab zehn Uhr zum Frühstück erscheinen und auch abends die Hotelbar länger offen hat», sagt sie. Häufig würden die Art-Gäste bis drei oder vier Uhr morgens an der Bar verweilen und den Tag bei einem Schlummertrunk Revue passieren lassen. Für Doll ist es bereits die 13. Art, sie hat sich an die hohen Ansprüche der Gäste gewöhnt.
«Einige erwarten, dass man kurzfristig noch einen Tisch für acht Personen in einem der renommiertesten Restaurants der Stadt buchen kann. Andere werden ungeduldig, wenn sie ein paar Minuten auf das Taxi warten müssen. Und wenn das Wetter schlecht ist, werden wir am Ende auch dafür verantwortlich gemacht.»
Die Hoteldirektorin lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. «Mit den Jahren und der Erfahrung wird man ruhiger. Unser Team ist gut eingespielt und motiviert für diese Tage».
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