Die Jungen haben schon Angst um ihre AHV
Den 16- bis 25-jährigen Schweizern macht die Altersvorsorge viel mehr zu schaffen als das Zusammenleben mit Ausländern.

Die AHV ist die grösste Sorge der Schweizer Jugendlichen – zum ersten Mal, seit die Credit Suisse ihr jährliches Jugendbarometer herausgibt. Laut der neuesten Ausgabe fürchtet mehr als die Hälfte der 16- bis 25-Jährigen um ihre Altersvorsorge. Auf Rang zwei und drei der dringlichsten Probleme ist die Ausländer- und Flüchtlingsthematik.
Bei der ersten Befragung im Jahr 2010 bezeichneten noch 42 Prozent der Jugendlichen die AHV als ihre grösste Sorge, heute sind es schon 53 Prozent. In den letzten sechs Jahren ist dieser Anteil kontinuierlich gestiegen. Dass die Altersvorsorge erstmals ganz oben steht, entspricht also einer langfristigen Entwicklung.
«Die jüngeren Generationen beweisen eine bemerkenswerte Weitsicht.»
Dennoch erstaunt das Resultat auch die Studienautoren: «Bedenkt man, dass die befragten Jugendlichen erst in ungefähr 40 bis 50 Jahren pensioniert werden, so verweist die neue Hauptsorge auf eine bemerkenswerte Weitsicht jüngerer Generationen», sagt Manuel Rybach, Leiter Public Affairs and Policy bei der Credit Suisse. Sicherlich hätten die Abstimmung zur Altersvorsorge und deren grosse Medienpräsenz im letzten Jahr die Problematik verstärkt ins Bewusstsein der Jugendlichen gerufen, welche von der Politik nun dringend Lösungen erwarten würden.
Überraschend ist zudem, dass trotz der Dringlichkeit der AHV-Sanierung nur 36 Prozent das Verhältnis zwischen Alt und Jung als angespannt beurteilen – 2010 waren es noch 40 Prozent. Die allermeisten Jugendlichen (41 Prozent) sind in dieser Frage neutral eingestellt, ein kleiner Teil (18 Prozent) bezeichnet das Verhältnis als harmonisch.
Während die Altersvorsorge an Relevanz gewonnen hat, haben Fragen rund um Ausländer und Flüchtlinge an Dringlichkeit verloren. Bei der letzten Umfrage bezeichnete fast die Hälfte der Jugendlichen Asylthemen als grosses Problem, heute ist es nur noch gut ein Viertel. Auch die Zuwanderung wird als bedeutend weniger wichtiges Problem wahrgenommen als noch vor ein paar Jahren.
Durch die Zustimmung zur Masseneinwanderungsinitiative fühlen sich «breite Bevölkerungsteile erhört», erklärt Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit des Staatssekretariats für Wirtschaft, diesen Rückgang. In jüngster Zeit hätten sich zudem der Wanderungssaldo und die Zahl der Asylgesuche rückläufig entwickelt. Damit habe die Virulenz des Themas etwas abgenommen. «Ich gehe aber davon aus, dass das Thema erneut an Bedeutung gewinnen wird, wenn die Zuwanderung wieder anziehen würde», sagt Zürcher.
Momentan deutet nichts darauf hin. Die Jugendlichen beurteilen das Zusammenleben mit jungen Ausländerinnen und Ausländern sogar als immer harmonischer. 2010 waren lediglich 11 Prozent dieser Meinung, heute sind es dreimal mehr. Der Anteil derjenigen, die das Verhältnis als problematisch einstufen, hat sich im gleichen Zeitraum halbiert. Solidarität kennzeichnet die Millennials denn auch zunehmend. Die Gleichstellung von Frau und Mann beispielsweise scheint die Jugendlichen zu beschäftigen.
«Wir haben eine hohe gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Bereitschaft, den Wandel zuzulassen.»
Zunehmen könnte in den kommenden Jahren auch die Angst vor Arbeitslosigkeit. Derzeit bezeichnet dies nur knapp ein Viertel der 16- bis 25-Jährigen als grosse Sorge. Die Studienautoren vermuten aber, dass die Jobsicherheit hierzulande generell etwas überschätzt wird. Möglich sei auch, dass sich die Schweizerinnen und Schweizer wegen der gut ausgebauten Sozialversicherungen genug sicher fühlten.
Deshalb fürchten lediglich 34 Prozent der Jugendlichen, dass ihr Job wegen des technologischen Fortschritts verschwinden könnte. Die Experten erklären sich das so: Entweder hinkt die Schweiz der internationalen Arbeitsmarktentwicklung hinterher, und der Schock kommt erst noch. Oder sie ist besser vorbereitet auf die Herausforderungen von Digitalisierung, Automatisierung oder künstlicher Intelligenz. «Wir haben eine hohe gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Bereitschaft, den Wandel zuzulassen», argumentiert auch Boris Zürcher.
Die Liste derjenigen Dinge, die als «in» bezeichnet werden, ist denn auch klar von der Digitalisierung geprägt. Unter den Top 10 in der Schweiz befinden sich unter anderem das Smartphone, Whatsapp, Youtube und Instagram.
«Out» sind hingegen Drogen und Rauchen sowie Clubs und Partys. Statt abends auszugehen, setzen immer mehr Millennials auf gesunde Ernährung und Fitnesstraining. Seine Freizeit mit einem Engagement für politische Parteien oder Jugendorganisationen zu verbringen, gilt als uncool.
Die jungen Schweizer fühlen sich immer weniger einer Gruppe oder sozialen Einheit zugehörig, am ehesten noch dem Freundeskreis (82 Prozent) und der Familie (81 Prozent). Aber auch hier hat das Zugehörigkeitsgefühl in den letzten Jahren stark abgenommen. Der Schweizer Gesellschaft sind gerade noch zwei Drittel der Jugendlichen verbunden, einem Verein sogar nur knapp die Hälfte. Dieser generelle Rückgang kann nachdenklich stimmen – oder er zeigt, wie unabhängig und selbstbewusst diese Generation ist.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch