Antikörper gegen CoronaDie Immunität der Basler wird noch nicht getestet
Noch gibt es am Universitätsspital Basel keine flächendeckenden Coronavirus-Antikörpertests. In Zürich suchen die Ärzte hingegen schon gezielt nach immunen Personen.

Antikörpertests gelten im Augenblick weltweit als der letzte Schrei in der Bekämpfung des Coronavirus und der durch den Erreger ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Rund 300 verschiedene kursieren derzeit von verschiedenen Anbietern. Bei den herkömmlichen Corona-Tests, wie sie in Basel-Stadt in der Predigerkirche und in Baselland in den zwei ambulanten Abklärungsstationen in Lausen und Münchenstein durchgeführt werden, wird mittels Rachenabstrichen eine gerade aktive Infektion ermittelt. Die neuen Antikörpertests zeigen hingegen an, ob die untersuchten Personen immun sind. «Das sind Bluttests. Damit testet man, ob jemand irgendwann schon mal mit dem Virus in Berührung gekommen ist, eventuell unbemerkt eine symptomfreie oder fast symptomfreie Erkrankung durchgemacht hat», erklärt Nicolas Drechsler, Sprecher des Unispitals Basel. «Das gäbe ein sehr interessantes Bild, nämlich das der ‹Durchseuchung› also der Frage nach der Immunisierung in der Gesamtbevölkerung.»
In Basel seien noch keine Tests zum Nachweis der Immunität gegen das Coronavirus vorhanden, heisst es beim Basler Gesundheitsdepartement. Laut Informationen der BaZ werden aber solche Test, die von verschiedenen Herstellern angeboten werden, schon seit dem 25. Februar in Basel geprüft. Bei einer flächendeckenden Anwendung dieser Antikörpertests liesse sich zweierlei erkennen: einerseits das wahre Ausmass der Pandemie, anderseits, wer immun ist, als ohne Gefahr für sich und andere wieder den öffentlichen Raum betreten könnte. Mit diesem Wissen könnte man zumindest Teile der Wirtschaft wieder hochfahren. Der wirtschaftliche Schaden der Pandemie wäre gemindert.
Widersprüchliche Aussagen
Die Antikörpertests sind die neue grosse Hoffnung der Virologen. Umso erstaunlicher ist es daher, dass der Bund gegenwärtig nicht plant, sie zentral auszugeben und strategisch zu testen, wie der Corona-Delegierte des Bundes, Daniel Koch, am Freitag sagte. Dies widerspricht der Meldung des Basler Gesundheitsdepartements, wonach die Federführung in der Sache beim Bund liege. Am Universitätsspital Zürich werden die Antikörpertests dennoch bereits im grossen Stil geprüft und angewandt. Dort will der Neuropathologe Adriano Aguzzi 1000 bis 2000 Patienten pro Tag auf ihre Corona-Immunität testen. Vom Berner Inselspital kommen skeptische Töne. So erklärte der dortige Direktor der Klinik für Infektiologie, Hansjakob Furrer, gegenüber «10vor10», das Inselspital wende die Tests noch nicht an, da der Qualitätsnachweis noch nicht gegeben sei.
Ähnlich vorsichtig ist man mit dem neuen Test offenbar in Basel. Hier sind aktuell keine Massentests geplant. «Das Problem ist eben, dass diese Bluttests von Aguzzi noch sehr neu sind und nicht klar ist, wie gut sie sind. Man weiss beispielsweise noch nicht genau, welche Antikörper und in welcher Menge denn auch wirklich eine Immunisierung bedeuten», so Unispital-Sprecher Nicolas Drechsler. In Basel gehe man vorerst einen anderen Weg und konzentriere sich auf die Therapie der Erkrankten. So hat in diesen Tage ein Team um die Infektiologen Manuel Battegay und Andreas Holbro bei Corona-Patienten mit Symptomen mit einer sogenannten Serumtherapie begonnen. Die Basler Forscher haben dabei aus dem Blut von Covid-19-Patienten, welche die Infektion nach einem milden Verlauf überstanden haben, Blutplasma gewonnen, das sie den Patienten per Tropfinfusion verabreichen. So sollen die Erkrankten von den Genesenen Antikörper erhalten und damit geheilt werden. Währenddessen begann am Sonntag in München eine gross angelegte Antikörpertestserie. Vier Wochen lang sollen die Blutproben von etwa 4500 Personen aus 3000 zufällig ausgewählten Haushalten auf Antikörper getestet werden.
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