Die Hamas bezieht die Toten in ihr Kalkül mit ein
Eines muss man den Radikal-Islamisten lassen: Sie machen aus ihren Plänen kein Geheimnis.

Die Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, kündigt eine neue Gewaltwelle an. Die Versuche, mit Israel einen Waffenstillstand auszuhandeln, seien gescheitert. Deshalb würden die militanten Aktionen entlang der Grenze mit einer neuen Intensität wieder aufgenommen.
Eines muss man den Radikal-Islamisten lassen: Sie machen aus ihren Plänen kein Geheimnis. Sie kündigen, wie so oft zuvor, mehr bewaffnete Attacken gegen Israel an. In der Berichterstattung der meisten Medien wird das allerdings heuchlerisch beschönigt. Die bewaffneten palästinensischen Aggressionen werden als «Protestaktionen» oder «Demonstrationen» verharmlost. Dass die Hamas diese stolz als Teil eines «grösseren Krieges» darstellt, wird totgeschwiegen.
Die Hamas spornt die Palästinenser an, ihr Leben aufs Spiel zu setzen und in Israel einzudringen. Das ist bestens belegt. Aber der zynisch befohlene Einsatz wird im Westen nicht empört verurteilt. Vielmehr stösst die Hamas auf Verständnis, ja sogar auf Sympathie. Denn Gaza, so die gängige Argumentation, sei ein Freiluft-Gefängnis, das grösste der Welt: Wenn sich da einer wehren oder ausbrechen wolle, könne man das nachvollziehen.
Ausblendung von Tatsachen
Damit werden freilich wesentliche Tatsachen ausgeblendet. Zum Beispiel, dass sich die Palästinenser selber eingeschlossen haben. Denn die Hamas, die seit einem Jahrzehnt den Küstenstreifen kontrolliert, akzeptiert weder internationale Vereinbarungen noch Regeln, die ein friedliches Zusammenleben mit den Nachbarn ermöglichen könnten. Deshalb hat auch Ägypten die Grenzen zu Gaza geschlossen. Die Hamas hat einen Terror-Quasi-Staat errichtet und kooperierte mit den Jihadisten im Sinai.
Der von Teheran unterstützte Terror richtet sich im Übrigen auch gegen die eigenen Bürger, wenn sie sich der harten Diktatur widersetzen. Gaza-Versteher erklären die Gewaltanwendung der Hamas mit der wirtschaftlichen Misere im Küstenstreifen. Diese würde den Palästinensern keine andere Wahl lassen, als mit Terror für eine bessere Versorgung zu kämpfen. Wäre das wahr, müsste sich die Hamas anders verhalten.
Sie würde zum Beispiel darauf verzichten, den einzigen Grenzübergang anzugreifen, über den Israel Waren liefert. Oder sie würde Häuser bauen, statt Terror-Tunnel anzulegen, durch die Terroristen nach Israel vordringen, um dort Grenzdörfer anzugreifen. Ginge es den Palästinensern wirklich um ihre Versorgung, müssten sie nicht gegen Israel marschieren, sondern gegen das Hauptquartier der Hamas.
Dort wird jetzt eine neue Strategie verfolgt, die mehr «Märtyrer» als bisher produzieren soll. Die sogenannten Demonstrationen finden auch in der Nacht statt. Die Hamas setzt darauf, dass israelische Soldaten im Dunkeln weniger genau zielen.
Ginge es den Palästinensern wirklich um ihre Versorgung, müssten sie nicht gegen Israel marschieren.
Dass die Hamas die Toten bewusst in ihr Kalkül mit einbezieht, um Aufmerksamkeit zu erhaschen, ist zwar offensichtlich. Aber sie wird dafür kaum kritisiert. Statt dessen wird Israel vorgeworfen, bei der Verteidigung seiner Grenze unverhältnismässig viel Gewalt anzuwenden. Weil die Palästinenser mehr Tote zu beklagen haben als die Israeli. Unerwähnt bleibt dabei, dass es überhaupt keine Toten gäbe, würde die Hamas nicht dazu anspornen, von Gaza nach Israel vorzudringen.
Wie zynisch die Hamas das Leben der Palästinenser einsetzt, um in der Opferrolle weltweite Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, zeigt auch ein Augenschein in Gaza. Obwohl Israels Luftwaffe seit Jahren Einrichtungen der Hamas angreift, gibt es im ganzen Küstenstreifen keine Luftschutzkeller oder Unterstände, die Schutz bieten würden. Die Bevölkerung ist den Angriffen schutzlos ausgesetzt. Die Hamas investiert lieber in Angriffs-Tunnel, als in die Sicherheit der Bevölkerung.
Wer wissen will, was die Palästinenser von der Hamas halten, kann eine Umfrage des Palestinian Center for Policy and Survey Research konsultieren, die Mitte September veröffentlicht wurde. Ein rundes Drittel der Palästinenser in Gaza würde die Diktatur der Hamas am liebsten abschütteln. Nur 34 Prozent geben an, im Fall von Parlamentswahlen ihre Stimme einem Hamas-Vertreter zu geben. 63 Prozent sprechen sich in der Umfrage, die von der Konrad Adenauer Stiftung unterstützt wurde, für eine Waffenruhe mit Israel aus.
Die Hamas investiert lieber in Angriffs-Tunnel, als in die Sicherheit der Bevölkerung.
Dazu gehört für die 63 Prozent der Kriegsmüden auch, die von der Hamas initiierten Aggressionen gegenüber Israel zu beenden: Feuerdrachen, die seit Wochen Israels Felder anzünden, und die Versuche, die Grenze zu überwinden und nach Israel vorzudringen.
Fast wäre es diesen Sommer zu einem Waffenstillstand gekommen, dank ägyptischer Vermittlung. Doch dann stellte sich Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas quer. Sein Ziel ist es, die Kontrolle im Gazastreifen wieder zu übernehmen, aus dem er vor zehn Jahren von der Hamas vertrieben wurde. Doch die Hamas will das nicht zulassen. Weshalb die Radikal-Islamisten bereits die nächste Gewaltwelle eingeleitet haben. Wetten, dass Israel wieder als Schuldiger an den Pranger gestellt wird?
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