Die Hälfte gewonnen - ein Drittel verloren
Systematisch eingesetzt, können strukturierte Produkte das Anlagerisiko reduzieren, ohne die Rendite zu schmälern. Dies zeigen die Erfahrungen deutscher Zertifikate-Fonds.
In Deutschland sind Anlagefonds, die sich auf strukturierte Produkte spezialisiert haben, eine beliebte Sache. 5,6 Milliarden Euro liegen in solchen Instrumenten, die den Anlegern die Qual der Auswahl von strukturierten Produkten abnehmen. 2002 kam der erste Publikumsfonds dieser Ausrichtung auf den Markt, den marketingstarke Häuser wie DWS, HSBC Trinkaus und Allianz dominieren.
In der Schweiz präsentiert sich die Situation völlig anders. Hier werden pro Einwohner deutlich mehr in strukturierte Produkte investiert. Diese bilden mit geschätzten 6 Prozent des investierten Vermögens eine etablierte Anlageklasse. Dennoch existiert nur ein einziger auf diese Instrumente spezialisierter Fonds: Er stammt von der Bank Wegelin in St. Gallen. Seine Monopolstellung in der Schweiz hilft ihm wenig, wie sich an seiner rückläufigen Vermögensentwicklung zeigt. Zur- zeit sind kümmerliche 26 Millionen Franken investiert, und das Vehikel erhält eine neue Ausrichtung, wie Wegelin mitteilt.
Theorie und Praxis stimmen überein
Die deutschen Anleger haben ihre eindeutigen Lieblinge. Sowohl unter den direkt-Anlagen als auch unter den Fonds stehen die Discount-Zertifikate an vorderster Stelle. Discount-Zertifikate bestehen aus einem Basiswert (meistens einer Aktie oder Index) und einer auf ihn lautenden, leer verkauften Call-Option. Diese limitiert in einem Kursanstieg die Aufwärtsrendite beim Ausübungspreis. Umgekehrt wirkt die aus dem Verkauf stammende Prämie wie ein Polster während Kursrückgängen. Ein Verlust entsteht erst, wenn der Basiswert so stark fällt, dass die Optionsprämie aufgezehrt ist. Wegen diesem Puffer gelten Discount-Zertifikate als konservative Aktienanlagen.
Für einmal hält die Praxis, was die Theorie verspricht (siehe Chart). Die Fonds für Discount-Papiere stiegen in der Hausse seit 2003 zwar, aber nur etwa halb so viel wie der Vergleichsindex MSCI Europa. Dafür verloren sie im Crash von 2002/03 und wieder seit vergangenem Sommer deutlich weniger als die Aktien. In starken Korrekturen betragen die Verluste von Discount-Zertifikaten etwa ein Drittel des Basiswerts.
Seit Lancierung der ersten einschlägigen Fonds erzielte die ganze Gruppe eine Rendite von 4,7 Prozent pro Jahr, während der MSCI 4,5 Prozent zulegen konnte. Über mehrere Zyklen hinweg können die Sammelbecken für Discount-Papiere also mit den Aktien durchaus mithalten, sogar nach Anrechnung der Kosten. Dass sie gleichzeitig eine deutlich geringere Volatilität aufweisen, verleiht ihnen ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis.
Aus diesem Grund eignet sich der Fondstyp durchaus als eine Portfolio-Ergänzung für Anleger, die starke Einbussen vorbeugen wollen, aber nicht vollständig auf den Aktienkick verzichten wollen.
Nur für ewige Optimisten taugen sie definitiv nicht. Das zeigt der von der starken Börse von 2003 bis 2007 geprägte 5-Jahresvergleich (Tabelle). In dieser Zeit hinkten die Discount-Fonds dem Vergleichs-Index deutlich hinterher. Auch das Rendite-Risiko-Verhältnis der kürzeren Periode überzeugt weniger (Sharpe-Ratio, Tabelle).
Einige Fonds, die mit Bezeichnungen wie «Deep Discount» oder ähnlich vermarktet werden, sind deshalb auf besonders konservativ konzipierte Discount-Zertifikate ausgewichen. Bei diesem Typ ist eine Euro-Geldmarktrendite plus ein Prozent ein realistisches Ziel. Die Sicherheit von Geldmarktfonds werden sie indes nie erreichen.
Bonus-Fonds: Die zweite Generation
Fast gleichzeitig kamen vor 3 Jahren auch die ersten Fonds auf den Markt, die sich auf Bonus-Zertifikate spezialisiert haben. Obwohl ihnen andere Derivate-Konstruktionen zu Grunde liegen als den Discount-Papieren, verlaufen die Kurven der beiden Fondstypen fast parallel. Mit einer Ausnahme: Die Bonus-Papiere und mit ihnen die Fonds brachen im Januar im gleichen Ausmass ein wie die Aktienbörsen. Sie sind volatiler und in kritischen Situationen den Aktien ähnlicher, weisen aber ein ähnliches Rendite-Potenzial auf.
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