Die besten Schnitzelbängg, Teil 3Die Gratismentalität der Baselbieter und die Arbeitsscheu der Franzosen
Basel hält sich ja gerne für den Nabel der Welt. Dennoch ist es an der Zeit, auch in die Restschweiz und ins Ausland zu blicken. Und zum Schluss geben auch die Leserbriefe in der BaZ zu reden …

Es war schon angenehmer als in diesem Jahr, eine Basler Persönlichkeit zu sein. Lokale Themen – nennen wir sie sehr freundlich ausgedrückt Kuriositäten – sind in diesem Jahr unumstritten das grosse Thema bei den Schnitzelbängglern. Und man darf sagen: zu Recht.
Basel als selbst ernannter Nabel der Welt.
Dieser Zustand der eigenen Glückseligkeit, manchmal sogar der gefühlsbesoffenen Selbstbeweihräucherung, hat noch immer die besten Pointen geliefert.
Zum Ende dieser Fasnacht soll der Blick aber noch etwas in die Ferne schweifen, in die grosse weite wundersame Welt. Und die beginnt ja bekanntlich im Baselbiet, ticken die Rambasse doch in den wichtigsten Fragen ganz anders als der Stadtkanton. Zum Beispiel während der Corona-Pandemie: Stets war man ein wenig abgeklärter, ein bisschen weniger «ängstlibärgerig» unterwegs. Zum Glück für den Blutdruck der Gesundheitsdirektoren dieses Landes ist der gemeine Baselbieter trotzdem äusserst impfwillig, berichten die Babberlababb.

Dr Hampe Gysin, dä uss Sissach, meint, s isch s Beschte
Isch zwölf mol boostered und losst sich dääglig teschte
Angscht vor Corona heig är prinzipiell zwar nit
Doch nimmsch als Baselbieter alls, wos gratis git.
Besonders gelitten in der Corona-Zeit haben – Überraschung, Überraschung – nicht die Bürger, sondern die Beamten. Gut, ist das jetzt vorbei, finden auch D Laggaffe.
Au für Beamti ischs nit eifach gsi,
Bis am fünfi schaffe und erreichbar syy,
Doch kei Angst, au das isch mol vrbyy,
Und bim BAG steggt me d Faxgrät wieder yy.
Zuvor sind die Prioritäten in der warmen Beamtenstube, nun ja, nicht immer nur zielführend und aufschlussreich gewesen, erzählt uns Dr Spitzbueb.
Wurum denn handle, dängged draa,
wenn me numme schwätze kaa?
Miir wüsse läider noonig mee.
Sch e Duursaag gsii vom B-A-G!
Von Liebefeld, Kanton Bern, wo das Bundesamt für Gesundheit den Hauptsitz hat, wechseln wir nun nach Zürich – das ist dringend nötig, läuft doch auch dort nicht alles so, wie es sollte. Denken wir nun an all die Skandale der (einstigen?) Grossbank Credit Suisse: Archegos, Greensill, die Posse um den Ex-Verwaltungsratspräsidenten António Horta-Osório. Die Aktie im unbarmherzigen Sinkflug. Allerdings berichten die Schnaabelwetzer, und das muss man lobend erwähnen, bietet die CS noch immer allerbesten Kundenservice.
Was machsch mit som ne Köfferli? Käi Namme, nüt stoot doo.
Hänn s welle abggää: «Heute Ruhetag – Ihr Fundbüro.»
Druffaabe hämmer s uffgmacht – jee, hänn mir e Schregg bikoo.
Voll Gäld und Kokain – zum Glügg hett s d Credit Suisse denn gnoo.
Man kann das moralisch schlimm finden, unethisch, gruusig – oder man kann vielleicht auch schlussfolgern: Die Zürcher, die sind einfach so. Selbst in unverdächtigen Genres wie der Kultur gab es einige Aufregung. D Rätschbääse waren ebenfalls erstaunt.
Im Schauschpielhuus in Ziiri – am Änd vom zwaite Aggt –
git s Sex grad uff dr Biini, eb mit Glaider oder naggt.
Mir finde s faszinierend, was do kulturell entstoot,
wenn me denn in Ziiri emool in d Diefi goot.

Ja logisch, Basel und Zürich ist Rivalität, aber meistens keineswegs bösartig, eher liebevoll neckend. Und es ist auch nicht so, dass die Zürcher sich nie erkenntlich zeigen, den Baslern nicht auch mal eine Freude machen würden. Die Tam Tam bedanken sich dafür recht herzlich.
Ziiri waggst, Baasel nit – säll steert scho e Bitz
die stääle ys im Dreiezwanzig e Nazionalrootssitz
sott säll d Sibel Arslan dräffe, macht ys daas kai Mie
eerlig gsait, e jeede Ziircher wird besser syy ass die.
Und in einigen Bereichen sind sich Zürcher und Basler sogar sehr ähnlich – nämlich dann, wenn es darum geht, zielsicher den heiligen Zorn der SVP auf sich zu ziehen. «Böse Städter, super Ländler», lautet der Frontalangriff in der Kurzfassung. Die Bildsteerig kann diesem Wahlkampfthema allerdings nicht wirklich viel abgewinnen.
Der Chiesa verzellt, macht e Draama do druss,
d Stett vo der Schwyz nutze d Landschaft uss.
Miir Stetter beduures, denn Strytt liggt uns fäärn.
Aber gäll d Subventione, die nämmed er gäärn.
Und die Schlussforderung besticht ebenfalls:
Wott i vom Bappe mee Sackgäld haa,
denn motz en bestimmt nit vorhäär aa.
Auch die Dootebainli beschäftigen sich mit der grössten Schweizer Partei – und warten mit einer interessanten Analogie auf.
S Frauestimmrächt git s bi uns scho fuffzig Joor,
Glyych lang git s d SVP – es kunnt aim lenger voor.
Wenn me so iiber Rächt und Rächti noochedänggt,
Denn mues me saage: Ains vo baide hätti glängt.
Es ist aber nicht nur die Politik, die für gesellschaftliche Veränderungen verantwortlich zeichnet. Auch Marotten aus der Geschäftswelt, die sich ja gern betont weltoffen und kosmopolitisch gibt, halten bei uns Einzug. Wie das in der Praxis an einer Sitzung aussieht, zeichnen D Schnappsbagge en détail nach.
Noch em Lockdown hett unsere Opinion Leader e Speech duuregfiehrt
Är hett an Committment und an Business Interest appelliert:
«D Roadmap fir Approach und Apertizing stoht, mir geehn All in One,
s Fact-Sheet fir d Customer Retention au, hey Guys, have fun!
Fir Distribution Inhouse gänd em Guschti e Message, dä kennt s Handling genau,
fir Screening bruchts Brand-Experience und Life Balance, das macht e Frau.
Wenn ihr s Process Recap in Exit-Mode yybindet, ka sich niemer beklage,
Zaiget Hard Skills, sind Game Changer, ihr mergged, was ych will sage»!
Dieses internationale Flair, die wunderbaren Anglizismen erlauben es uns, auch noch ein wenig ins Ausland zu schielen. Nach London zum Beispiel, wo der Premier für die Bildsteerig die falschen Prioritäten setzt.
In der Downing Street 10, d Queen isch bedroffe,
wird maischtens gfeschtet und ummegsoffe.
Me mues fir dä Johnson Verständnis haa,
äär macht daas, wo n äär am beschte kaa.
Das erklärt wohl auch seine wilde Frisur:
Dä Johnson mues, so seet äär dryy,
scho am Moorge bim Strääle bsoffe syy.
Existenziellere Probleme haben die Franzosen, die sich deswegen gegen ihren Präsidenten auflehnen, wie das Echo vom Säntis spitz bemerkt.
Geg dr Macron dient d Franzose sich wahnsinnig wehre,
sunsch kunnts no so wyt, dass sy Schaffe mien leere.

Fehlende Gschaffigkeit ist dafür nichts, was den Deutschen vorgeworfen werden kann. Unser grosser Nachbar hat auch ein ausgeprägtes Sensorium für alle Ungerechtigkeiten dieser Welt. D Skandaalnuudle berichten von einem aktuellen Beispiel in Rust.
E Mensch im Baschtröggli – goot nit
Safaariunifoorm – goot nit
Au dr Europapaark het gleert
Dass soo Rassismus sich nid gheert
Drumm hänn si z Ruscht glatt reagiert
Politisch koräggt korrigiert
Kasch ooni Skruupel wiider goo
Nuur Schwoobe hets halt immer noo
Das ist die – zumindest gedachte – schöne, neue Welt: völlig diskriminierungsfrei. Alles geht, alles liegt drin, befindet auch die Staubwolgge. Obwohl: Nicht ganz!
Lesbe, Schwuuli ohni Faggse
könne jetzte s «Joo-Wort» gaggse.
Dr Schampe fyylt sich als Radyysli,
hyrotet au sy Gurke-Myysli.
Als katholisch Pfaarer liggts nit drinn,
well d Partner nonig mündig sinn.
Wir bei der «Basler Zeitung» würden uns ja durchaus als mündige Zeitgenossen beschreiben. S spitzig Ryssblei hat aber – das zum Abschluss der Schnitzelbangg-Berichterstattung – gewisse Probleme bei unserer Themensetzung ausgemacht.
Well Zyddige nit gnueg Babyyr kenne bschdelle,
hett me d BaZ vyyl dünner mache welle.
Si kürze und kürze wie veruggt,
Lääserbrief wärde nur no am Mittwuch druggt.
Drbyy wäre vom Mändig bis am Frydig,
d Lääserbrief s Beschte in dääre Zyddig.
«Los emol» – der Podcast der «Basler Zeitung»
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