Abfalleimer RheinDie Granate beim Rankhof war weggeworfen worden
Das Geschoss Baujahr 1912 hatte keinen Zünder mehr, bestätigen die Experten der Schweizer Armee.

Stück für Stück kommen die Puzzleteile zusammen. Der ungewöhnliche Fund am rechtsseitigen Rheinufer auf der Höhe Rankhof war – so stellt sich nun heraus – relativ harmlos. Wie Armeesprecher Daniel Reist uns am Montagmittag informiert hat, fehlte dem «Gagel», der zu einem deutschen «mittleren Minenwerfer» aus den 1910er-Jahren gehörte, der Zünder.
Das bedeutet zweierlei: Erstens lässt sich nun erklären, weshalb die Experten für Kampfmittelbeseitigung am Samstagmorgen relativ schnell haben Entwarnung geben können. Und das Ding mir nichts, dir nichts auf einen Lastwagen luden und damit durch die halbe Schweiz nach Spiez kurvten. Ohne einen Zünder kann die rund 50 Kilogramm schwere Munition nicht zur Explosion gebracht werden.
Seltsames Sammelgut
Zweitens sieht sich nun der renommierte Schweizer Militärhistoriker Hans Rudolf Fuhrer in seiner Theorie bestätigt, die er im Gespräch mit der BaZ schon am Wochenende geäussert hatte. «Irgendjemand hat die Granate entsorgt.» Wo genau und wann genau? Das bleibt offen. Betrachtet man die dicke Rostschicht auf der Granate, dürfte sie schon länger im Wasser gelegen haben. Und vielleicht hat sie der Rhein tatsächlich mit anderem Geschiebe von viel weiter oben bis nach Basel verfrachtet; noch vor 1951 und dem Kraftwerkbau bei Birsfelden. Wer weiss.
Nur: Wer sammelt solche Dinger? «Sie würden staunen», sagt Fuhrer. «Die ‹Gageloniker›, wie man sie im Volksmund nennt, sammeln erstaunliche Dinge.» Und wer entsorgt so was? «Möglicherweise die Kinder eines verstorbenen ‹Gagelonikers›, die mit so einer Granate nichts zu tun haben wollten?», spekuliert Fuhrer. Denn einfach zurückgeben kann man ja so eine Mine nicht, ohne in die Bredouille zu geraten…
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Leider wurde gestern mein Kommentar nicht freigeschaltet. Ich beschrieb davon was oben steht einiges. Brachte noch eine Anekdote aus dem Krieg. Verwies auf die Szene der Sammler und was dabei passieren kann. Ich schrieb was von Erben, Sammler, explodierten Häuser und so. Aber oben und was ich meinte, es ist und bleibt Spekulation ohne Beweis. Und der bleibt wohl ewig aus. Die Wahrscheinlichkeit aber ist enorm gross, dass es eben genau so war. Seen und Flüsse sind und waren schon immer sehr beliebt für Entsorgungen aller Art. Nicht nur privat. Davon zeugt der Thunersee. Man kann so eine Granate aber sehr wohl abgeben oder abholen lassen. Gerade bei Erbstücken. Wie sollte ich so ohne weiteres an so eine alte Granate kommen? Im Keller steht bei mir so ein Ding, es ist jetzt aber eine Bettflasche. Und hat kulturhistorischen Wert, weil es mit der Schweizergeschichte zu tun hat, mit Krieg und Armut, jahrelangem Einsatz und was die Menschen alles wiederverwendet haben, weil man die Möglichkeit hatte dazu in der Not. Meine wurde aus Messing gefertigt. und betreffs Geschiebe, man muss wissen die Kräfte im Rhein sind enorm. Da werden, ohne dass wir das sehen, tonnenschwere Blöcke talwärts geschoben. Vielleicht wäre ohne Kraftwerksbau das Ding bei uns gar nie gefunden worden, sondern irgendwo viel weiter entfernt gen die Nordsee. Im Rhein liegt noch einiges aus alten Tagen. Aber auch in der Birs. Da wurde beim Baggern mal ein Stück Brücke gefunden aus der Zeit der Schlacht zu St.Jakob. Und bei Schönenbuch war das glaub ich, im kleinen Rinnsal die Handgranate oder so aus alten Tagen. Littering unserer Vorfahren.