Die Glattalbahn kommt an
3 Millionen Fahrgäste hat die Glattalbahn in ihrem ersten Betriebsjahr befördert. Damit hat die moderne Stadtbahn bereits alle Erwartungen ihrer Erbauer übertroffen.
Von Christian Wüthrich Kaum ein Jahr in Betrieb und schon ein Grosserfolg: Dies zeigen die Passagierzahlen mit 3 Millionen Fahrgästen im ersten Jahr. Diese Zahl verdeutlicht das Bedürfnis nach einer schnellen und bequemen Verbindung quer durch das boomende Glattal zum Flughafen. «Die Glattalbahn ist ein Vorzeigeprojekt einer Stadtbahn», heisst es seitens des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV). Sprecherin Anna Vollmer spricht von einem «erfolgreichen Jahr». Die neue Bahn im Meterspurformat wird stark beachtet. Nebst Interessierten aus verschiedenen Schweizer Gemeinden sind Delegationen aus halb Europa angereist, um sich ein Bild zu machen. «Eine Gruppe kam aus Tuzla in Bosnien-Herzegowina», sagt Bernhard Krismer (SVP), Gemeindepräsident von Wallisellen. Er begrüsste schon mögliche Nachahmer des Glattalbahn-Projektes aus Wien, Linz und Innsbruck in seiner Gemeinde. Staunende internationale Gäste «Die Ausländer staunen oft über die gute Koordination zwischen Siedlungsentwicklung und Infrastrukturbau», sagt Krismer. Was die Angelegenheit zudem interessant macht: Allein in Wallisellen hat der Bau der Stadtbahn weitere Projekte in Milliardenhöhe ausgelöst. Insgesamt rund 7 Milliarden Franken an Investitionen soll der Bau der Glattalbahn entlang der ganzen Strecke zur Folge gehabt haben. Einer der sich besonders über die Ankunft der Glattalbahn gefreut hat, ist Stefan Gross, Leiter des Glattzentrums. Dieses verzeichnet einen leichten Verlagerungseffekt vom bisherigen Hauptportal im Erdgeschoss hin zum neuen Eingang auf dem Parkdeck 12, wo die neue Haltestelle liegt. Anfänglich verzeichnete das Glattzentrum täglich 4000 Besucher, die mit der Glattalbahn ins Glattzentrum fuhren. Über das erste Betriebsjahr gerechnet, hat sich die Besucherfrequenz bei rund 2500 Personen eingependelt. «Das liegt immer noch leicht über unseren Erwartungen», sagt Gross. Insgesamt spricht er von einem Besucherplus, trotz eines schwierigen Jahres für den Schweizer Detailhandel. Mit 2,5 Millionen gerechnet Auch der Leiter Angebot bei den Verkehrsbetrieben Glattal (VBG), Thomas Kreyenbühl, ist zufrieden: «Zu den Hauptverkehrszeiten ist die Glattalbahn meistens voll.» An Sonntagsverkäufen im Glattzentrum seien die Cobra-Kompositionen sogar «pumpenvoll». Die Verkehrsbetriebe Glattal (VBG) haben mit rund 2,5 Millionen Fahrgästen gerechnet. Doch im ersten Jahr waren bereits 3 Millionen Passagiere zwischen Flughafen und Stettbach unterwegs. Zum Vergleich: Die bestbenützte Buslinie 768 der VBG befördert 2,5 Millionen Passagiere pro Jahr, die S 4 im Sihltal kommt auf etwa 7 Millionen und die Rhätische Bahn gemäss Kreyenbühl auf rund 10 Millionen. Generell habe man den Fahrplan, wie vorgesehen, einhalten können, weil die Stadtbahn die Gleise nicht – wie in der Stadt Zürich – mit Autos teilen müsse, sondern durchgehend ein eigenes Trassee zur Verfügung habe. «Dadurch liegt die durchschnittliche Beförderungsgeschwindigkeit deutlich höher als in der Stadt», sagt Kreyenbühl. Die Glattalbahn erreicht mit 26 Stundenkilometern den höheren Stundenwert als die Zürcher Trams mit 15 Stundenkilometern. «Im ersten halben Jahr ist es auf dem Streckennetz der Glattalbahn zu elf nennenswerten Unfällen gekommen», sagt Hannes Schneebeli, Leiter Infrastruktur der Verkehrsbetriebe Glattal (VBG). Danach sei die Anzahl Unfälle deutlich zurückgegangen. Erst im Verlaufe der letzten zwei Wochen krachte es erneut dreimal. Zuletzt am vergangenen Freitagmorgen. «Unsere Analysen haben gezeigt, dass die Verkehrsunfälle immer durch Missachten von Vorschriften im Strassenverkehr verursacht wurden», sagt Hannes Schneebeli. Man wisse aus Untersuchungen des Bundes, dass der Strassenbahnverkehr statistisch deutlich häufiger in Unfälle verwickelt sei als etwa der Busverkehr. «Wir werden aufgrund der Erkenntnisse aus dem ersten Betriebsjahr der Glattalbahn vorläufig keine neuen Barrieren oder sonstigen baulichen Sicherungen vornehmen», sagt der Fachmann der VBG. Zudem seien «null versteckte Fehler» aufgetaucht, sagt Hannes Schneebeli weiter. Deshalb habe die Neubaustrecke der Glattalbahn auch nie gesperrt werden müssen. Dies sei höchstens kurzfristig der Fall gewesen wegen einzelner Unfälle. (cwü) Seit das Glattzentrum von der neuen Stadtbahn bedient wird, verfügt es über einen zweiten Haupteingang. Foto: Christian Wüthrich
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