Kriminalstatistik 2022Hohe Gewaltbereitschaft, besonders in Basel
Laut den Zahlen des Bundesamts für Statistik geschahen hier die meisten Gewaltdelikte. Auch bei den Diebstählen steht die Stadt im nationalen Vergleich an der Spitze.

Im letzten Jahr wurden in der Schweiz so viele Gewaltdelikte wie noch nie seit der Einführung der Kriminalstatistik im Jahr 2009 polizeilich registriert. Das schreibt das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag in seiner Medienmitteilung zur Erhebung für das Jahr 2022. Insgesamt wurden 1942 schwere Gewaltdelikte erfasst, das sind schweizweit 16,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Trauriges Detail: Die Zahl der Vergewaltigungen hat in der Schweiz um 14,5 Prozent zugenommen und stand 2022 bei 867 Fällen. Ebenfalls kam es häufiger zu schweren Körperverletzungen. Letztes Jahr wurden in diesem Bereich 762 Fälle registriert, 17,2 Prozent mehr.
Die Stadt Basel dürfte beim Aufwärtstrend der Statistik die Gewaltdelikte betreffend eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Denn 2022 wurden am Rheinknie 14,8 Gewalttaten pro 1000 Einwohnende registriert. Damit steht die Stadt an der Spitze von 25 grossen Schweizer Städten, gefolgt von Lausanne (12) und Schaffhausen (11,4).
Den Status als Spitzenreiterin hält die Stadt Basel auch in Bezug auf Diebstähle: Pro 1000 Einwohnende werden hier 58,4 Diebstähle verübt – in Genf, das auf Platz zwei liegt, sind es noch 51,3 Diebstähle pro 1000 Einwohnende. Am häufigsten werden in Basel Velos geklaut, nämlich 12,4 Mal pro 1000 Einwohnende. Einen interessanten Hinweis zur Art der abhandengekommenen Velos liefern möglicherweise die nationalen Zahlen: Schweizweit zählten besonders E-Bikes zum beliebten Diebesgut, denn der Anteil von gestohlenen Exemplaren dieser Fahrzeuge stieg laut Statistik um 58,7 Prozent auf 14’153 E-Velos in der ganzen Schweiz.
Ein schwacher Trost für alle Bestohlenen in der Region Basel könnte sein, dass 2022 in der ganzen Schweiz mehr Diebstähle verübt worden sind als im Vorjahr. Mit 174’702 registrierten Fällen sind es 17,4 Prozent mehr als noch 2021. Laut dem BFS registrierte die Polizei 2022 erstmals seit zehn Jahren eine Zunahme der Einbruch- und Einschleichdiebstähle. Mit einem Plus von 14 Prozent wurde ein ähnlicher Wert wie vor der Pandemie verzeichnet.
Mehr Einbrüche als auf dem Land
Basel-Stadt hat im direkten Vergleich mit dem Landkanton auch hier die Nase vorn: Auf Stadtgebiet gab es letztes Jahr pro 1000 Einwohnende 7,7 Einbruch- beziehungsweise Einschleichdiebstähle, auf dem Land deren 4,3 pro 1000 Einwohnende.
Der Blick auf die nackten Zahlen wirft Fragen auf, die die BFS-Statistik nicht beantworten kann. Die Erklärung dafür, weshalb sich etwa die Zahl aller im Kanton Basel-Stadt verübten Straftaten – 128,9 pro 1000 Einwohnende – gegenüber 2021 um 12 Prozent erhöhte, ist in keiner Zahlenreihe zu finden. Am Dienstag wird die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt die Ergebnisse der Erhebung an einem Medienanlass erläutern, die Polizei Basel-Landschaft wird ihrerseits am Freitag, 31. März, über die Resultate des Landkantons sprechen.
Was die Zahlen aber sagen: Die Bereitschaft, ein Verbrechen zu begehen, ist in der Schweiz offenbar gewachsen. 87’000 Delinquenten wurden registriert. 2022 wurden anteilmässig mehr Erwachsene eines Verbrechens beschuldigt. Ein kleiner Lichtblick in der Statistik könnte entsprechend die abnehmende Zahl der Minderjährigen sein, die 2022 wegen Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch polizeilich registriert wurden. Bei 12,2 Prozent aller Beschuldigten handelte es sich um Personen dieser Altersklasse. Das sind 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr.
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