Die Geheimnisse der Macro-Manager
Sie halten nach Schwächen auf den Weltmärkten Ausschau – Devisen, Rohstoffe, Aktien: Die Macro-Hedgefunds verdienen wieder Geld wie Heu – und das nicht ohne Grund.

Die Leithammel der sogenannten Global Macro Fonds sind der Inbegriff des bösen Spekulanten. Sie nützen Ungleichgewichte auf den Märkten aus und verdienen damit in kurzer Zeit wahnsinnig viel Geld. Seit George Soros in einer Nacht angeblich eine Milliarde Dollar mit einer Wette gegen die Bank of England gewonnen hat, sind er und Seinesgleichen beinahe mythische Gestalten geworden.
Nach einer Durststrecke herrschen für sie wieder gute Zeiten, wie eine Aufstellung der «Financial Times» zeigt. Andrew Law hat mit Caxton Associates im ersten Halbjahr eine Rendite von 17 Prozent erzielt. Paul Tudor Jones, eine Macro-Legende, hat mit der Tudor Investment Corporation 12 Prozent und Louis Bacon mit Moore Capital 10,5 Prozent erwirtschaftet. Was ist das Erfolgsgeheimnis hinter diesen Zahlen?
Ihre Stärke ist die Schwäche der anderen
Macro-Fonds haben sehr verschiedene Strategien. Allen gemeinsam ist, dass sie nach Schwächen auf allen Märkten Ausschau halten – Devisen, Aktien, Obligationen und Rohstoffen – und ebenfalls die Fehler der Politik geschickt auszunutzen wissen. George Soros beispielsweise profitierte bei seinem legendären Coup von der Tatsache, dass die Bank of England sich auf eine Verteidigungsschlacht des Pfundes einliess, obwohl sie dafür viel zu wenig Munition, sprich fremde Devisen, hatte.
Heute gibt es auf den Weltmärkten erneut sehr viele Ungleichgewichte, die sich mit geschickten Wetten ausnützen lassen. So haben die Abenomics, die Wirtschaftspolitik Japans, zu einem Kurssturz des Yen und einem Feuerwerk des Nikkei-Index geführt. Wer diese Entwicklung früh antizipiert hat, der konnte damit sehr viel Geld verdienen. In den vergangenen Wochen sind die Börsen und Währungen der Schwellenländer arg unter Druck geraten, ein Glücksfall für sogenannte Short-Händler. Die volatile Situation in Europa mit plötzlich explodierenden Zinsen auf den Staatsanleihen lassen sich mit Geschick und kühlem Blut ebenfalls sehr profitabel ausnutzen.
Opportunisten und Psychologen
Macro-Manager sind ultimative Opportunisten. Sie müssen in der Lage sein, Überzeugungen fallen zu lassen und sich neuen Begebenheiten anzupassen. So erklärt etwa der ehemalige Zentralbanker Sushil Wadhwani: «Es ist entscheidend, dass man sich nicht an lieb gewonnene Vorstellungen klammert.»* Märkte sind manisch-depressiv. Erfolgreiche Macro-Manager denken daher oft wie Psychiater, die einen schizophrenen Patienten behandeln. John Porter hat vor seiner Karriere als Hedgefonds-Manager Psychologie studiert. «Bei der Weltbank hat einer meiner Kollegen die Kurven der Entwicklung von Staatsanleihen an die Wand gehängt», sagt er. «Sie haben mich an die Kurven erinnert, die ich von den Laborexperimenten mit Ratten und Tauben her kannte.»*
Die Hyperglobalisierung sorgt weiterhin für weltweite Ungleichgewichte und irrationale Märkte. Damit verbunden sind Versuche von Politik und Behörden, die Schwankungen in den Griff zu bekommen. Noch nie hat es in der Geschichte der Menschheit so viele Interventionen auf den Devisenmärkten gegeben wie in den letzten zehn Jahren. Damit lässt sich ein Haufen Geld verdienen. Man sollte es aber nur versuchen, wenn man Wissen, Erfahrung und eiskalte Nerven hat. «Wirklich gute Händler verdienen wenig, wenn sie falsch liegen», sagt Andres Drobny. «Und sie verdienen wirklich sehr viel Geld, wenn sie richtig liegen.»*
*Alle Zitate stammen aus dem Buch «Inside the House of Money» von Steven Drobny.
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