Wegen Coronavirus: «Die Frühlingsferien 2020 sind gestrichen»
Baselbieter Schüler müssen auf Urlaub verzichten, steht in einem Fake-Brief. Die Regierung findet das nicht lustig – und erstattet Anzeige.

«Die Frühlingsferien 2020 von Montag, 6. April, bis Freitag, 17. April, sind gestrichen», steht in einem von der Baselbieter Regierungsrätin und Bildungsdirektorin Monica Gschwind unterschriebenen Brief vom 1. April. Lehrpersonen im Kanton seien verpflichtet, den im Zuge der Corona-Krise eingeführten Fernunterricht während der zwei Wochen aufrecht zu erhalten.
Untersuchungen hätten nämlich gezeigt, dass – trotz aller Bemühungen – die Lerninhalte von den Schülerinnen und Schülern nicht in gleichem Umfang und gleicher Qualität aufgenommen und verarbeitet werden könnten. Die Vermittlung brauche deutlich mehr Zeit als im Regelbetrieb. Deshalb habe sich der Regierungsrat zur Annullierung der Ferien entschlossen.
Bei dem Brief, der mit Briefkopf und Unterschrift von Regierungsrätin Monica Gschwind professionell daherkommt, handelt es sich jedoch um eine Fälschung. Mit dem Schreiben hat sich anscheinend jemand einen Aprilscherz erlaubt – und aus Sicht der Behörden einen «geschmacklosen».
Die Baselbieter Bildungsdirektion stellt in einer Medienmitteilung klar: «Um keine Verunsicherung aufkommen zu lassen, möchten wir festhalten, dass sich an den Daten des Schuljahres 2019/20 nichts ändert: die Frühlingsferien beginnen am 4. April und enden am 19. April.» Der Unterricht werde am 20. April wieder aufgenommen. In welcher Form dies geschehen werde, hänge von den weiteren Beschlüssen des Bundes ab.
«Der Aprilscherz hat viele Lehrpersonen verunsichert und Ressourcen gebunden, die zurzeit dringend anderswo benötigt werden.»
An wie viele Personen der Brief verschickt wurde, ist unbekannt. Auch zur Frage, wer das Schreiben verfasst haben könnte, macht die Baselbieter Bildungsdirektion keine Angaben. «Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen», sagt Kommunikationsleiterin Fabienne Romanens auf Anfrage dieser Zeitung. Der Brief sei den Behörden durch eine Drittperson zugespielt worden. «Wir haben nach Erhalt sogleich reagiert und öffentlich klargestellt, dass es sich bei dem Brief um einen geschmacklosen Aprilscherz handelt, um keine Verunsicherung aufkommen zu lassen.»
Regierungsrätin Monica Gschwind werde wegen Urkundenfälschung Strafanzeige erstatten. Kommunikationsleiterin Romanens erklärt zum Entscheid Gschwinds: «In einer schwierigen Zeit, wie wir sie momentan mit der Coronakrise erleben, ist eine verlässliche Kommunikation das A und O. Ein Aprilscherz wie dieser ist vor diesem Hintergrund nicht nur unangemessen, sondern böswillig. Er hat viele Lehrpersonen verunsichert und Ressourcen gebunden, die zurzeit dringend anderswo benötigt werden.»
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