Die Folgen für Japans Elektronik-Industrie
40 Prozent der weltweiten Chip-Produktion und 20 Prozent aller Techprodukte kommen aus japanischen Fabriken. Diese könnten nach dem Erdbeben und dem Tsunami noch lange geschlossen bleiben.

Jedes fünfte Techprodukt wird in Japan hergestellt. 40 Prozent aller Flash-Speicherchips für Smartphones und Computer werden laut Aussagen des Unternehmens Credit Lyonnais Securities Asia (CLSA) in Japan produziert. Die japanische IT-Industrie ist nach dem Erdbeben und dem Tsunami von letzter Woche jedoch am Boden.
Besonders schlimm erwischt hat es Unternehmen, welche in der Chipproduktion tätig sind. Diese erwirtschaften ein Fünftel des globalen Gesamtvolumens von 300 Milliarden Dollar.
Maschinen stehen noch lange still
Die Probleme haben mehrere Ursachen:
- Die Präzisionsmaschinen zur Herstellung dieser Bauteile werden bei Erschütterungen laut der Nachrichtenagentur DAPD automatisch abgeschaltet.
- Einige Konzerne können aufgrund der Stromknappheit nicht mehr oder nur reduziert produzieren.
- Laut einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» werden die Maschinen in vielen Fabriken noch Wochen und Monate stillstehen, da man sie zuerst auf Schäden untersuchen müsse und Fabrikhallen absolut staubfrei sein müssten.
Welches sind die wirtschaftlichen Folgen? «Die grössten Befürchtungen», sagt Equity-Analyst Gabriel Bartholdi von der Zürcher Kantonalbank, «sind Lieferengpässe von Rohmaterialien – wie Silizium-Substrate, Glas, Aluminium und andere – sowie von Ausrüstungen für Halbleiter».
Die Rohmaterialien und Komponenten aus Japan repräsentieren laut Bartholdy 16 bis 30 Prozent in der Lieferkette, bei Silikon-Substraten für Halbleiter sogar 50 Prozent. Dennoch dürften kurzfristig keine Problem auftauchen: «Bestehende Lager und die bereits verschifften Materialien dürften als Puffer dienen.» Danach rechne er allerdings mit Lieferverzögerungen von 1 bis 3 Monaten.
Verschiedene Lieferanten für Rohmaterialien
Wie stark Unternehmen von Lieferschwierigkeiten betroffen sind, sei im Moment nicht abschätzbar, da auch das Ausmass der atomaren Katastrophe noch unsicher sei. Viele IT-Konzerne hätten für ihre Rohmaterialien mehrere Lieferanten, auf die eventuell ausgewichen werden könne. «Im Bereich Halbleiter für Silikon-Substrate dürfte dies jedoch eher schwierig sein», sagt Bartholdi.
Berichte, wonach deswegen Spielkonsolen, Handys oder Computer teurer werden, liest der Experte mit Skepsis: «Wir rechnen nicht mit einer allgemeinen Preiserhöhung». Jedoch sei denkbar, «dass einige Unternehme bestimmte Produkte nicht rechtzeitig liefern können». Von diesem Problem könnten gemäss Bartholdi solch prominente Unternehmen wie Sony, Panasonic, Sharp, Casio Computer und Pioneer betroffen sein.
Viele japanische Unternehmen produzieren im Ausland
August-Wilhelm Scheer, Präsident des IT-Branchenverbandes Bitkom, hält Lieferengpässe indes nur bei einzelnen Herstellern für möglich und im weltweiten Massstab als vernachlässigbar, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur AFP ausführt. «Viele der japanischen Hersteller sind global aufgestellt und produzieren ausserhalb des Landes in der Nähe ihrer Absatzmärkte». Zudem hätten viele Hersteller auf der Insel ihre Produktion provisorisch ins Ausland verlagert oder auf Telearbeit umgestellt.
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