Die fanatischen Q-Fans im Trump-Lager
In der Ära Trump boomen die Verschwörungstheorien. Immer populärer werden die Elaborate eines angeblichen Insiders im Weissen Haus.
«Make America Great Again»-Rufe im Publikum und Tiraden des US-Präsidenten gegen die «falschen Medien»: Es spielten sich die gewohnten Szenerien ab am Dienstagabend bei einem Auftritt von Donald Trump an einer Kundgebung der Republikaner in Tampa (Florida) zu den Midterm-Wahlen im November. Der Wahlkampfanlass bot allerdings auch neue Bilder: Trump-Fans, die T-Shirts mit einem grossen Q trugen oder auch «Wir sind Q»-Schilder in die Höhe hielten.
Das Q ist eine Anspielung auf QAnon, eine Verschwörungstheorie, die sich am rechten politischen Rand offensichtlich wachsender Beliebtheit erfreut. Beim Trump-Auftritt in Tampa waren die QAnon-Anhänger nicht zu übersehen – auch weil sie sich fanatisch und teilweise sehr aggressiv gegenüber Medienschaffenden verhielten.
Die «New York Times» und andere US-Medien haben sich in Hintergrundberichten dieses Phänomens angenommen.
«Im Krieg» gegen den «Deep State»
Hinter Q steht angeblich ein hochrangiger Insider der Trump-Administration, der im Oktober 2017 auf dem Messageboard 4Chan erstmals auftauchte und danach auch auf 8Chan seine Postings veröffentlichte. Die Postings von Q kommen in telegrafischem und kryptischem Stil daher. So heisst es zum Beispiel: «Der US-Präsident ist unser Retter. Bete. Die Operationen sind im Gange. Wir sind im Krieg. Q» Die Q-Fans im Trump-Lager rätseln über solche Botschaften, aber sie sind begeistert. Schliesslich erscheint ihnen Trump als Erlöser von dem Bösen. Trump hatte ja im Wahlkampf versprochen, «den Sumpf in Washington trockenzulegen».
Die Trump-Ära ist eine gute Zeit für Verschwörungstheorien. Besonders beliebt bei den Q-Anhängern ist die Theorie über den sogenannten «Deep State»: Es gibt einen «Staat im Staat», der aus Bürokraten, Geheimagenten und demokratischen Politikern besteht. Und dieser tut alles, um Trump kaltzustellen. Die fiesen Strippenzieher sind Barack Obama und Hillary Clinton. Die Demokratin war schon im Präsidentschaftswahlkampf 2016 das Ziel absurder Verdächtigungen gewesen. Trump-Fans unterstellten ihr, an einem Pädophilenring in Washington beteiligt zu sein – Stichwort Pizzagate.
«4 things to know about the QAnon conspiracy theory»: Kurzvideo der «Washington Post». Quelle: Youtube/WP
Die Pizzagate-Story ist von Q respektive QAnon längst weiterentwickelt worden. So soll es in der Wüste von Arizona ein Kinder-Sex-Camp geben, hinter dem selbstverständlich hochrangige Demokraten stehen. Eine Gruppe von Ex-Soldaten, die sich «Veterans on Patrol» nennt, hat sich dazu aufgemacht, dieses Camp ausfindig zu machen. In der bizarren Q-Welt gehört auch die globale Bankenelite zu den Bösewichten. Aber auch Hollwyood spielt eine unrühmliche Rolle: Denn die Kino-Stars machen gemeinsame Sache mit den Demokraten. Die Verunglimpfungen vermeintlicher Feinde gehen so weit, dass sich etwa der Schauspieler Tom Hanks Sexsklaven halten soll.

Der wachsende Zulauf der QAnon-Bewegung wird von prominenten Leuten befördert. Zu ihnen gehören der Fox-News-Moderator Sean Hannity und Alex Jones von der rechten Webseite «Infowars» sowie die Schauspielerin Roseanne Barr und der frühere Baseball-Star Curt Schilling, der für die «Breitbart News»-Site einen Podcast betreibt. Diese Promis beziehen sich oftmals auf Q-Geschichten und verbreiten diese weiter.
Die Anhänger der QAnon-Bewegung glauben, dass Präsident Trump mithilfe des Militärs den «Deep State» zerschlagen wird – und dass Top-Demokraten wie Hillary Clinton und Barack Obama im berüchtigten Gefangenenlager von Guantánamo enden werden. Die Newssite «The Daily Beast» bezeichnet QAnon als verrückteste Verschwörungstheorie der Ära Trump.
«Extreme Aggressionen» der Q-Fans
Unter den QAnon-Anhängern gibt es auch solche, die zur Tat schreiten wollen, wie Michael Avenatti kürzlich erfahren musste. Avenatti ist der Rechtsanwalt von Stephanie Clifford, besser bekannt als Pornostar Stormy Daniels, die mit Trump eine Affäre gehabt haben soll und sich nun einen Rechtsstreit mit dem Präsidenten liefert. Wie Avenatti der «New York Times» sagte, tauchte ein verdächtiger und möglicherweise bewaffneter Mann vor seiner Anwaltskanzlei auf, nachdem Q den Link von Avenattis Webseite gepostet hatte. «Das war eine ernsthafte Bedrohung», sagte Avenatti.
Manche US-Medien beobachten die Bewegung der Q-Fans mit Besorgnis. Mit dem Auftauchen der QAnon-Gruppen «werden die hässlichen Trump-Kundgebungen nun auch gefährlich», wie es in einem Kommentar der «Washington Post» heisst. Die feindselige Haltung gegenüber den Medien sei normal bei Auftritten des US-Präsidenten. Die «extremen Aggressionen» an der Wahlkundgebung in Tampa seien aber neu, und dies mache Angst. Ähnlich äusserte sich auf Twitter Jim Acosta, Journalist des TV-Senders CNN, den Trump gar nicht mag.
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