Die ersten S-Bahn-Züge sind fertig geliftet
Die alten blauen S-Bahn-Doppelstockwagen erhalten einen neuen Anstrich, Videoüberwachung und eine Klimaanlage. WCs und Steckdosen bleiben exklusiv.
Von René Donzé Zürich/Olten – Für 600 Millionen Franken lassen die SBB derzeit sämtliche 113 S-Bahn-Kompositionen der ersten Generation auf den neusten technischen Stand bringen. Die kastenartigen blauen Doppelstockzüge, die seit 1991 auf den Schienen unterwegs sind, genügen den Ansprüchen der Kundschaft nicht mehr. «Vor 20 Jahren hat noch niemand an Klimaanlagen gedacht», sagte Anna Barbara Remund, Leiterin SBB Regionalverkehr, gestern. Und auch sonst sind die Kompositionen veraltet und haben Rost angesetzt. In Olten präsentierten die SBB gestern den Medien die ersten vollständig modernisierten Wagen. SBB intern ist vom «gepimpten» Doppelstockzug (DPZ) die Rede – in Anlehnung an aufgemotzte Autos. Der Vergleich hinkt allerdings, kommen doch die modernisierten DPZ-Wagen noch immer sehr bescheiden daher. Äusserlich fallen bloss die frischen Farben auf. Der Wagen glänzt in Königsblau mit weissem Strich. Die Schnauze des gelifteten Triebwagens wirkt mit neuem Make-up kantiger, obwohl sie nicht umgebaut wurde. Im Innern ist auf den ersten Blick alles beim Alten geblieben. Sogar die Papierkörbe befinden sich noch am selben Ort – klemmen aber nicht mehr. Frische Luft bläst von der Decke Auffallend ist die kühle, frische Luft, die von der Decke her die Frisur der stehenden Fahrgäste aufföhnt. Die neue Klimaanlage ist spürbar leistungsstark. Zu den technischen Errungenschaften gehören ferner der Bildschirm des elektronischen Kundeninformationssystems, wie es die Fahrgäste bereits aus anderen Zügen kennen. Über den Monitoren sind Kameras angebracht, deren Aufnahmen während 72 Stunden gespeichert werden. Neu gibt es in der ersten Klasse in jedem Abteil Steckdosen, an denen sich der Laptop oder das Handy anschliessen lassen. In der zweiten Klasse allerdings verzichteten die SBB auf diesen Dienst am Kunden – um zu sparen und um den Klassenunterschied zu unterstreichen. Vergeblich sucht auch, wer ein dringendes Geschäft zu erledigen hat. Die WC-Kabinen sind aus den alten Wagen entfernt worden – zugunsten grosszügigerer Stehflächen im Eingangsbereich. Erleichterung werden sich die Passagiere dennoch verschaffen können. Denn pro Zugkomposition wird neu ein moderner Wagen mit Niederflureinstieg eingeklinkt. Dieser verfügt über ein behindertengerechtes WC sowie viel Platz für Kinderwagen, Velos und stehende Passagiere. Solche Wagen sind zum Teil schon heute im ZVV-Netz unterwegs. Ab kommenden Sommer werden die ersten rundum modernisierten Doppelstöcker ausgeliefert. «Sie bilden auch in Zukunft das Rückgrat der Zürcher S-Bahn», sagt Anna Barbara Remund. Gezogen oder gestossen (je nach Fahrtrichtung) werden sie von den ebenfalls modernisierten bisherigen Loks des Typs Re450. Bis zum Sommer 2017 sollen sämtliche 113 Kompositionen dem neuen Standard entsprechen. Ergänzt wird das S-Bahn-Rollmaterial durch die Siemens-Doppelstöcker (61 Kompositionen), die seit 2006 verkehren. Ab nächsten Sonntag kommen auch die ersten 6 von 29 bestellten Regio-Dosto-Züge der Firma Stadler Rail zwischen Brugg und Winterthur zum Einsatz. Die letzten Doppelstöcker? Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die nächste grosse S-Bahn-Investition der SBB nicht mehr den Doppelstöckern gilt. Wie Remund gestern bestätigte, evaluierten sie derzeit Varianten für leistungsfähige, einstöckige S-Bahn-Kompositionen mit grossen Türen und mehr Stehplätzen. Diese liessen ein rascheres Ein- und Aussteigen der Passagiere zu – und damit auch kürzere Zugfolgezeiten (TA vom 3. Dezember). Vor allem bei hohem Fahrgastaufkommen im Nahverkehr seien solche Lösungen attraktiv, sagte Remund. Heute transportieren die SBB im Grossraum Zürich gegen eine halbe Million Fahrgäste pro Tag. Bildlegende. Foto: Vorname Name (Agentur) Einer der ersten beiden rundum sanierten Doppelstockpendelzüge gestern bei der Präsentation im SBB-Werk Olten. Foto: Keystone
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