
Seit Anfang März haben die Museen wieder geöffnet. Teilweise strömt das Publikum noch eher zögerlich in die Häuser, die aber mit ihren Schutzkonzepten alles daransetzen, den Besuch so sicher wie möglich zu machen. Die Öffnung nach der langen Schliessung macht umso deutlicher, welche grossartigen Ausstellungen in Basel wieder oder neu zugänglich sind.
Die Gegenüberstellung von Rodin und Arp begeistert in der Fondation Beyeler noch immer. Das Naturhistorische Museum präsentiert mit «Erde am Limit» eine klug inszenierte Schau, die, ohne lehrerhaft zu sein, zum Nachdenken anregt. Im Museum Tinguely fasziniert das skurrile Universum der Familie Leu. Die Buddhas im Museum der Kulturen erleuchten uns weiterhin, was in diesen dunklen Zeiten sicherlich hilfreich ist. Und im Antikenmuseum ist endlich die neu inszenierte Dauerausstellung über das alte Ägypten zugänglich – mit über 600 Objekten die grösste und bedeutendste Sammlung altägyptischer Kunst in der Schweiz. Im Kunstmuseum dürfen wir uns schon jetzt auf die Ausstellung über Sophie Taeuber-Arp freuen, die Ende nächster Woche eröffnet wird und eine der umfassendsten Retrospektiven dieser bedeutenden Avantgardistin der Klassischen Moderne ist.
Schräg in der Landschaft
Die Taeuber-Arp-Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Metropolitan Museum in New York und der Tate Modern in London entstanden. Damit wird einmal mehr deutlich, in welcher Liga das Kunstmuseum Basel spielt, aber auch, dass eine Institution eine solche Schau gar nicht mehr allein stemmen kann. Zu aufwendig und teuer sind Logistik und Versicherungen. Die Pandemie und ihre Nachwirkungen werden aber auch den Kulturtourismus zumindest in nächster Zeit verändern. Ein Kurztrip nach New York oder London ist nicht mehr länger opportun. Nach Corona auch wegen des sicherlich wieder verstärkt aufkommenden Umweltbewusstseins. Umso erfreulicher ist es, dass wir solche «Weltausstellungen» vor der eigenen Haustür haben.
Schräg in der Landschaft steht da eine Ausstellung, wie sie gegenwärtig in einer Messehalle zu sehen ist. Sie zeigt Arbeiten des berühmten britischen Street-Art-Künstlers Banksy. Dieser ignoriert den kommerziellen Kunstbetrieb konsequent und bleibt bewusst in der Anonymität. Das macht es findigen Event-Veranstaltern einfach, mit ihm Kasse zu machen. Die Organisatoren der Banksy-Schau geben zwar zu, dass es sich hier um eine vom Künstler nicht autorisierte Ausstellung handelt, dennoch missbrauchen sie seinen Namen und sein Schaffen für ihre eigenen Zwecke. Und diese sind ganz offensichtlich. Da wird davon gesprochen, dass Banksy wichtig sei, weil seine Werke Botschaften etwa zum Kapitalismus seien. Gleichzeitig ist die umstrittene Ausstellung eine Geldmaschine mit einem stolzen Eintrittspreis von 24 Franken. Dass Basel Tourismus diesem Nepp als Partner Hand bietet, ist fragwürdig. Auch diese Institution muss umdenken und sollte lieber die heimischen Kulturinstitutionen promoten, statt ausländische Trittbrettfahrer zu unterstützen.
Geringer Mehrwert
Corona hat zu einer Entschleunigung des Kunstbetriebes geführt. Zwischen den Direktoren und Kuratoren der Museen und Ausstellungsräume ist eine Diskussion aufgekommen, welche Konzepte für die Zukunft tauglich sind. Einig sind sich die meisten, dass die Zeiten der grossen Blockbuster-Ausstellungen vorbei sind. Stattdessen gewinnen kleinere Schauen, oftmals angereichert mit den eigenen Beständen, an Bedeutung. Das bedeutet überhaupt nicht, dass der Kunstbetrieb nun provinziell wird. Aber die neuen Zeiten sind eine Chance, sich wieder verstärkt auf das Kunstschaffen zu konzentrieren, das hierzulande stattfindet, ohne dass dabei der Blick in die weite Welt hinaus verloren geht.
Nur muss das Publikum diesen Wandel auch mitmachen. Es war lange Zeit chic, von Ausstellung zu Ausstellung zu pilgern. Nicht von Basel nach Zürich, Bern oder Genf, sondern nach Berlin, Paris, London oder New York. Dabei konnten die Künstlernamen nicht gross genug sein. So reihte sich eine Matisse-, Kandinsky- oder Renoir-Ausstellung an die andere. Der inhaltliche Mehrwert war dabei oft geringer als die logistische Leistung, Kunstwerke aus der ganzen Welt für kurze Dauer zusammenzuführen. Das dürfte sich zumindest teilweise wandeln und bedeutet eine vermehrte Chance für die Auseinandersetzung mit der Kunstszene, die sich in unseren Gefilden abspielt.
Raphael Suter, Direktor Kulturstiftung Basel H. Geiger
Die neuen Zeiten sind eine Chance, sich wieder verstärkt auf das Kunstschaffen zu konzentrieren, das hierzulande stattfindet.
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Seitenblicke – Die Entschleunigung des Kunstbetriebes
Basels Museen bieten Grossartiges. Grossspurige Blockbuster-Ausstellungen wie «Banksy» haben in Corona-Zeiten aber ausgedient.