Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

«Die Energiewende ist eine Illusion»

Gefährdung der Artenvielfalt. Reichholf hält Ackerbau für die grösste Umweltbedrohung unserer Zeit.

BaZ: Herr Reichholf, Sie befassen sich seit vielen Jahrzehnten intensiv mit der Natur. Was ist aus Ihrer Sicht die grösste Umweltbedrohung unserer Zeit?

Haben wir einen Notstand?

Sie sind schon als Kind viel in der Natur gewesen. Wie war es damals?

In Deutschland und in der Schweiz soll in den letzten Jahrzehnten ein Grossteil der Insekten verschwunden sein. Ist das Insektensterben Realität?

Die Insekten sollen gerade auch in Naturschutzgebieten zurückgegangen sein. Das ist doch paradox.

Auch am Insektensterben ist also die Landwirtschaft schuld?

Was ist die Lösung? Bioanbau statt Intensivkulturen?

In der Schweiz wird die Landschaftspflege teilweise abgegolten. Aber ökologische Landwirtschaft bedeutet geringere Erträge. Müssen dann nicht zusätzliche Flächen unter den Pflug genommen werden – auf Kosten naturnaher Gebiete?

Aber weltweit ist es anders. Wegen des Bevölkerungswachstums sind künftig grössere Erntemengen notwendig. Bei einem grossflächigen Wechsel auf Biolandbau müssten neue Gebiete für Ackerbau genutzt werden.

Also sollten wir alle weniger Fleisch essen, damit nicht so viel Futter für Viehzucht importiert werden muss?

Sie haben die Klimaerwärmung angesprochen. Viele Umweltschützer sehen darin die grösste Gefahr für Mensch und Natur. Sie offenbar nicht.

Mehr Klimaerwärmung ist also super, denn sie rettet die wärmeliebenden Arten?

Sie verkennen den Ernst der Lage. Eine Erwärmung von zwei bis drei Grad mag günstig für die Natur sein, nicht aber ein solcher von vier bis fünf Grad, wie es gegen Ende des Jahrhunderts möglich ist. Die Auswirkungen für den Regenwald und die Artenvielfalt wären katastrophal.

Sie stehen den Warnungen, wie sie etwa vom Weltklimarat kommen, also skeptisch gegenüber?

Der Ansatz ist Ihnen zu moralisch.

Ein Modewort unserer Zeit ist Nachhaltigkeit. Demnach sollte unser Handeln stets auf Bewahrung ausgerichtet sein. Müssen wir nachhaltig leben?

Nachhaltigkeit orientiert sich an der Vorstellung eines Gleichgewichts in der Natur. Sie aber schrieben in einem Essay im Spiegel: «Das Leben kämpft beständig gegen das Gleichgewicht.»

Stichwort Energiewende: Ich war letztes Jahr in Bayern unterwegs, Ihrer Heimat. Weite Teile der Landschaft sind dort von Windrädern und Freiflächen-Solaranlagen geprägt. Ist das eine gute Entwicklung?

Deutschland will weg von Atom und Kohle. Solche Eingriffe in die Landschaft müsse man hinnehmen, sagen viele Umwelt- und Naturschützer.

Sie meinen, Atomstrom wird schlechtgeredet?

Also am besten wieder Atomkraftwerke bauen?

Sie waren Naturschützer der ersten Stunde. Spüren Sie heute eine Entfremdung zu anderen Umweltschützern?

Ist heutiger Umweltschutz menschenfeindlich? Der Mensch ist aus der Sicht vieler Umweltschützer ja ein Schädling.