Die Elektroschrott-Schande
Millionen Tonnen Elektroschrott bleiben in Afrika liegen: Die Recycling- und Reparaturbranche blüht, aber die Arbeit macht viele krank und belastet die Umwelt.
Kinder spielen auf rauchenden Abfallhalden, im giftigen Dunst suchen die Eltern nach Altmetallen. Sie riskieren ihre Gesundheit für erbärmlich wenig Geld. Mathias Schluep kennt diese Plätze und die menschlichen Tragödien dahinter. Der Forscher des Eidgenössischen Instituts für Materialforschung (Empa) in Dübendorf reist regelmässig nach Afrika. Er erzählt von Agbogbloshie, dem berüchtigten Markt in Accra, der Hauptstadt Ghanas. Dort verbrennen Buben und Mädchen Kunststoffkabel von Elektrogeräten, um ein wenig Kupfer zu gewinnen. Der Forscher erinnert sich an grosse Feuer in der Nacht. «Die Menschen zünden grosse Haufen von Computerrückwänden an, um das Abfallvolumen zu verringern.» An die giftigen Dämpfe denkt niemand. Das Verbrennungsprodukt Dioxin, so steht es im eben erschienenen UNO-Bericht, wurde in Accra in der Muttermilch nachgewiesen. Die Ursache dafür sei auch auf die gefährliche Recyclingpraxis zurückzuführen.