Die Ein-Mann-Show der Schaffhauser Polizei
Patrick Caprez ist Polizeisprecher in Schaffhausen. Da er alleine für die Medienarbeit des Korps verantwortlich ist, schaltet er sein Handy kaum je ab. Trotzdem möchte er mit niemandem tauschen.

Eigentlich gähnt ab Mitte Juli das mediale Sommerloch. Nicht so im Kanton Schaffhausen: Innerhalb von zwei Wochen haben sich hier drei Gewalttaten ereignet. Und während sich die Berichterstatter abwechselten, stand der Mediensprecher der Schaffhauser Polizei im Dauereinsatz.
Denn die Medienstelle der Schaffhauser Polizei ist ein Einmann-Betrieb. Und sowohl der Flugzeugabsturz in Oberhallau als auch das Geballer in einem Einfamilienhaus und das Tötungsdelikt in Schaffhausen, bei dem eine Tochter ihren Vater erstach, ereigneten sich ausserhalb von Polizeisprecher Patrick Caprez' offizieller Dienstzeit.
In der Freizeit erreichbar
Erreichbar für Medien und Polizeikollegen ist der Mediensprecher jedoch auch in seiner Freizeit. Aus seiner Handy-Nummer macht er kein Geheimnis. Das Gerät schaltet er nur in den Ferien aus.
Ist Caprez tatsächlich einmal nicht zu erreichen, übernimmt der Pikettoffizier der Kantonspolizei beziehungsweise der jeweilige Einsatzleiter die Medienarbeit. Zuerst kommt dann jedoch die Polizeiarbeit, die Journalisten müssen sich gedulden.
Arbeit für Individualisten
Die Ansprüche der Medien sind in den vergangenen zehn Jahren enorm gestiegen, sagt Meinrad Stöcklin, Präsident der Schweizerischen Konferenz der Medienbeauftragten der Polizeikorps (SKMP) und Mediensprecher der Polizei Basel-Landschaft gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Immer mehr Medien verlangen nach immer schnellerer Information. Doch während sich beispielsweise im grossen Kanton Zürich sieben Personen die Medienarbeit teilen und im Schichtbetrieb und mit Pikettdienst rund um die Uhr erreichbar sind, stossen gerade die kleinen Kantone schnell an ihre Grenzen. Denn grössere Ereignisse machen vor kleinen Kantonen nicht Halt.
«Auf dem Zahnfleisch»
Mancherorts läuft die Medienarbeit parallel zur täglichen Polizeiarbeit. Oder die Polizeisprecher kümmern sich neben den Medien auch um die interne Kommunikation und um Präventionskampagnen, oder sie schreiben Reden für offizielle Anlässe und beantworten Bürgeranfragen.
«Wir laufen mehrheitlich auf dem Zahnfleisch,» sagt Stöcklin. Die Arbeit erfordere ausserordentlichen Einsatz und die Polizei- Mediensprecher seien «bis zu einem gewissen Grad Idealisten». Schweizweit sind rund die Hälfte der Kommunikationsverantwortlichen ausgebildete Polizisten, die andere Hälfte gelernte Journalisten. Bewährt habe sich laut Stöcklin beides.
«Auch wir sind auf die Medien angewiesen», sagt Caprez. Zum einen als Vermittler, etwa für eine bessere Akzeptanz der Polizeiarbeit in der Öffentlichkeit, zum anderen auch zur Veröffentlichung von Zeugenaufrufen.
«Spannendster Job, den man haben kann»
Um sich gegenseitig zu unterstützen und zu informieren sind die Schweizer Polizei-Mediensprecher in der SKMP organisiert. Einmal jährlich treffen sie sich zu einer zweitägigen Konferenz. Bei der letzten Tagung haben sie eine neue Vereinbarung geschlossen: Ist ein kleiner Kanton von einem Grossereignis betroffen, kann er auf die Unterstützung der Kollegen aus anderen Kantonen zählen.
Trotz der Arbeitsbelastung möchte Caprez mit niemandem tauschen: «Das ist der spannendste Job, den man haben kann.» Und dass er allein die Verantwortung trage, habe auch Vorteile. So wisse er immer genau über alle Vorgänge Bescheid und müsse sich mit niemandem absprechen.
Einen Nachteil gibt es allerdings: Man steht verstärkt unter Beobachtung. Das hat Caprez schon zu spüren bekommen. So rief ein aufmerksamer Bürger an, um ihn zu fragen, ob für den Polizeisprecher wohl eigene Gesetze gälten. Der Anrufer hatte Caprez dabei beobachtet, als dieser kurz freihändig auf dem Fahrrad fuhr, um den Reissverschluss an seiner Jacke zu schliessen.
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