Die Bon-Jovi-Nostalgiefabrik
Bon Jovi, die Meister der angerockten Kuschel-Balladen und der riesigen Stadion-Hymnen, bespielten das Berner Stade de Suisse – und liessen 29'000 Zuschauer in der eigenen Vergangenheit schwelgen.
Erinnerungen lassen sich nicht umarmen, sang einst der Proto-Punk Johnny Thunders. Nun ist nicht anzunehmen, dass viele der 29'000 Zuschauer im bei weitem nicht ausverkauften Berner Stade de Suisse dieses pophistorische Bonmot präsent hatten. Und falls doch, dann wollten die Konzertbesucher dieses am Sonntagabend unterwandern – mit dem Zelebrieren der eigenen, in den Achtzigern- oder frühen Neunzigerjahren durchlebten Jugend, ermöglicht durch den Soundtrack von Bon Jovi, den Meistern der angerockten Kuschel-Ballade und der riesigen Stadion-Hymne. Nostalgie heisst denn auch das Programm bei der Berner Rückkehr von Jon Bon Jovi und seinen Komplizen, wo sie vor sieben Jahren das damals neue Fussballstadion konzertant einweihte. Der Gegenwart kann die Band aus New Jersey ohnehin nicht sehr viel abgewinnen: Die Hitmaschine Bon Jovi, die in den dreissig Karrierejahren über 135 Millionen Tonträger verkauft hat, ist spätestens seit ihrem aktuellen, zwölften Album «What About Now» im stimmungshochhaltenden Selbstzitat erschöpft. Und auch die Zukunft scheint nicht der beste Freund der Band zu sein, steht diese wegen fehdeartigen Streitereien zwischen Jon Bon Jovi und dem Gitarristen und Co-Songwriter Richie Sambora in der Schwebe. So sehr, dass Gitarrero Sambora auf der trotzig betitelten «Because We Can»-Europatournee fehlt und durch den gesichtslosen Studio-Musiker Phil X ersetzt wurde.