Die beste Zeitung der Welt
Marcel Rohr, der neue Chefredaktor der BaZ, möchte die Zeitung neu strukturieren und hat besonders grosse Ziele.

Just zum Jahreswechsel kommt einer meiner spektakuläreren Momente beim Schreiben. Als neuer Chefredaktor der Basler Zeitung wende ich mich erstmals an Sie, liebe Leserinnen und Leser. Die Allwetterjacke, in jedem Fussballstadion eine wertvolle Begleitung, habe ich nach dreissig Jahren beiseite gelegt. Nun sitzt der Krawattenknopf.
Hoffentlich.
Denn wir sind hier ja nicht ganz unter uns. 101'000 Personen (MACH Basis 2018-2) lesen jeden Tag die gedruckte Ausgabe der BaZ. Dafür sei an dieser Stelle aufrichtig gedankt. Gefühlt gleich viele Menschen in dieser doch so weltoffenen und liberalen Region machen sich – so mein Eindruck – mittlerweile einen Spass daraus, zu behaupten, sie lesen die BaZ nicht. Oder nicht mehr.
Seit ich im Juni 2005 im wunderbaren Gebäude am Aeschenplatz angefangen habe, Artikel zu verfassen, umweht mich diese interessante Mischung aus Wut und Anerkennung gegenüber dieser Zeitung. Selten geliebt, oft verachtet und regelmässig verteufelt: Die Kaste der Kritiker scheint ein ganzes Fussballstadion zu füllen. Und der Eintritt dafür soll bitteschön gratis sein.
2019 - Ein neues Kapitel
Natürlich: Die BaZ hat sich in den letzten Jahren angreifbar gemacht. Sie ist den Mächtigen und den Einflussreichen dieser Stadt auf den Schlips gestanden, sie hat recherchiert, sie hat entlarvt und provoziert. Dass dies nicht allen Politikern und Wirtschaftsführern gepasst hat, ist zuallererst eine wertvolle Auszeichnung für jeden Journalisten.
Er weiss, dass er ernst genommen wird. Halten wir es doch wie der grosse ARD-Nachrichtenmoderator Hanns Joachim Friedrichs: «Ein Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten.»
Auf einem blühenden Feld der Demokratie wird nicht gekuschelt, sondern debattiert, gestritten und versöhnt, wenn immer möglich in respektvollem Ton. Wer den Pluralismus zulässt, entwickelt sich weiter, journalistische Monokulturen dagegen verwelken schnell.
Basel blickt auf eine lange und stolze publizistische Tradition zurück, die weit ins 18. Jahrhundert reicht. Mit dem Jahresübergang 2019 schlagen wir ein neues Kapitel auf, und es erfüllt mich mit Stolz, Teil dieser Geschichte zu werden. Teil der neuen BaZ. Mein Anspruch ist unbescheiden: Wir wollen die beste Zeitung der Welt machen. Meine Welt liegt zwischen Rheinknie, Jura-Nordfuss und dem Fricktal.
Starker Partner
Es ist zweifellos die beste Welt. Ein Schmelztiegel der Kulturen mit lieb gewonnenen Traditionen, die gepflegt werden müssen. Eine Welt aber auch, die sich mit ihren Königsthemen – günstiger Wohnraum, griffiges Verkehrskonzept, Spitalfusion – schwer tut und viel lieber verwaltet als agiert.
Die beste BaZ der Welt: Das sind grosse Ziele. Doch zum Glück bin ich nicht allein. Am Aeschenplatz residiert eine grossartige und belastbare Redaktion, die durch ihren Mut besticht. Weil sie immer wieder Themen aufgreift, bei denen sich andere lieber auf die geistige Ofenbank verziehen, weil sie zu heiss und zu anstrengend sind. Guter Journalismus ist anstrengend, ganz egal, ob von links oder rechts. Aber er wird schnell langweilig, wenn er von linientreuem Personal stets aus der gleichen politischen Ecke kommt. Ich bin Chefredaktor, kein Prediger.
Überdies hat die BaZ mit Tamedia nun einen starken Partner im Rücken, der viel mehr als nur journalistische Inhalte liefert. Der grösste Verlag der Schweiz garantiert Know-how auf allen entscheidenden Ebenen wie Verkauf, Vertrieb und Digitalisierung. Zwar sind wir nun abhängig von einem Medienriesen aus Zürich, gleichzeitig sind wir unabhängig von jedem Politiker, jedem Wirtschaftsunternehmen und jeder Partei.
Die Meinungshoheit bei regionalen, nationalen oder internationalen Themen liegt bei der Basler Zeitung – der neuen BaZ; lesenswert gemacht und spannend aufbereitet für Junge und Alte, für Hipster und Rentner, Schweizer und Secondos, Städter und Bauern, Velofreaks und Porschefahrer, für Linke und Bürgerliche.
Was immer Sie, liebe Leserinnen und Leser, bislang von dieser BaZ gehalten haben, wie sehr Sie dieses Blatt lieben oder verwünschen: Wir versuchen, es im neuen Jahr noch besser zu machen. Nicht nur, aber vor allem auch im digitalen Bereich. Die Marke baz.ch soll noch näher zu den Menschen rücken.
Die schnellen News, den Schnappschuss nach dem Ereignis oder das bewegte Bild gibt es tagsüber auf dem BaZ-Kanal anzuklicken; die vertiefenden Einordnungen, die Reportagen oder die flott geschriebenen Meinungsstücke dazu finden Sie am nächsten Morgen in der Printausgabe. Texte, die berühren und zum Denken anregen. Am besten jeden Tag.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch