«Die Behörden fragten, warum in meinem Film so viele Leute sterben müssen»
Ein Land nimmt Kurs aufs Chaos: Der chinesische Filmregisseur Jia Zhangke im Gespräch über sein gnadenloses Gesellschaftsporträt «A Touch of Sin».
In «A Touch of Sin» zeichnen Sie ein bitteres Bild des heutigen Chinas, ein Bild von Verzweiflung, Mord und Ausbeutung. Verstehen Sie Ihren Film als eine Form von Protest?
In gewisser Weise schon. In den letzten zwei Jahren kam es in China zu gewalttätigen Ereignissen, von denen man über verschiedene Social-Media-Kanäle erfahren hat. Als sich solche Vorfälle häuften, wollte ich mit den Mitteln des Kinos herausfinden, woher die Gewalt rührt. Wie kommt es zu solchen gesellschaftlichen Entwicklungen? Ich wollte den Gefühlszustand des Landes verstehen.