Alles zum FCB-Spiel gegen SionDie Basler finden den Reset-Knopf und nutzen das Chaos des Gegners
Mit einem 3:1 gegen den FC Sion stoppt der FC Basel vorerst seine Ergebnis-Krise. Trotzdem besteht weiterhin die Frage, wer die Basler eigentlich künftig trainieren soll.

Vor dem Spiel
Die grosse Frage vor dem ersten Spiel des Interimstrainers Heiko Vogel lautet: Wie viel ändert er im Vergleich zu seinem Vorgänger Alex Frei? Krempelt er das ganze Team um oder nimmt er nur leichte Justierungen vor? Am Tag vor dem Spiel hatte Vogel noch gesagt, dass er den Fussball nicht neu erfinden werde. Und tatsächlich hat der Interimstrainer nur wenige Änderungen in seiner Startformation.
Auch er setzt auf eine Viererkette und stellt nahezu auf die gleichen Spieler auf wie im letzten Duell gegen die Grasshoppers. Nur Dan Ndoye und Andy Diouf rutschen neu in die Startformation. Vogel vertraut Marwin Hitz, Michael Lang und Fabian Frei von Beginn an ein – drei Routiniers, über die er am Freitag noch gesagt hatte: «Sie gehen vorneweg.» Einzig Taulant Xhaka bleibt vorerst nur die Bank.

Die erste Hälfte
Kurz sieht es so aus, als würde sich das Basler Unglück der letzten Wochen auch gegen den FC Sion fortsetzen. Der erste Abschluss durch Andi Zeqiri landet am Pfosten, der zweite geht knapp neben das Tor, dann erzielt ausgerechnet der ehemalige FCB-Junior Musa Araz mit dem ersten Sion-Schuss das 1:0 der Walliser – und dann wird auch noch das vermeintliche 1:1 durch Zeqiri zurückgepfiffen. Allerdings greift der VAR ein, sieht dass es keine Offside-Position des Stürmers war und gibt den Treffer.
Durchaus auch zu erwähnen ist ein Transparent der Fans, das mitten in der ersten Hälfte in die Luft gehalten wird: Sie bedanken sich bei Trainer Alex Frei für seine letzten Monate beim FCB und schreiben: «Zur falschen Zeit am richtigen Ort. Dangge Alex!»
Die zweite Hälfte

Der FCB ist das spielbestimmende Team, die Gäste aus dem Wallis kommen nach ihrem Führungstreffer fast gar nicht mehr zu Chancen. Immer wieder haben die Basler gute Gelegenheiten, weil sie ihrem Gegner den Ball kurz vor dessen Tor abnehmen und schnell umschalten können. Das Resultat sind zwei weitere Treffer, die die Partie entscheiden: Erst erzielt Zeki Amdouni das 2:1, dann trifft Hugo Novoa zum 3:1. Nach dem Spiel drückt es FCB-Interimstrainer Heiko Vogel so aus: «Wenn wir unsere Konter noch präziser ausgespielt hätten, hätte sogar noch das 4:1 fallen können.» Das tut es zwar nicht – doch am Ende ist der FCB der verdiente Gewinner dieser Partie.
Der Knackpunkt
Es ist noch früh in der Partie, und trotzdem ist es der Knackpunkt: Zeki Amdouni erobert im Mittelfeld den Ball und spielt ihn direkt in die Schnittstelle, in die Andi Zeqiri startet. Der Stürmer legt den Ball am ehemaligen Basler Torhüter Heinz Lindner vorbei und schiebt zum 1:1 ein. Es ist in seiner Entstehung ein simples Tor, aber es zeigt doch, was die Basler an diesem Abend besser machen als zuletzt: Sie provozieren Ballverluste, nutzen das Chaos in der Hintermannschaft des Gegners – und nutzen sie. Nichts zeigt es besser als dieser Treffer zum 1:1, der die Partie aus Basler Sicht in die richtigen Bahnen lenkt.
Die Unparteiischen

Aus Sicht des FC Basel muss man an dieser Stelle auch mal erwähnen: Zum Glück gibt es den VAR. Denn ohne den Videoschiedsrichter hätte der Treffer zum 1:1 nicht gezählt und wer weiss schon, wie das Spiel für den FCB weiter gegangen wäre. So aber wird der Treffer nachträglich gegeben und den Baslern gelingt noch vor der Pause der wichtige Ausgleich. Ansonsten muss man sagen, dass Schiedsrichter Fedayi San eine tolerante Linie gelten lässt, er verteilt nur eine einzige Gelbe Karte für ein Foul von Numa Lavanchy an Dan Nodye. Dabei gab es genug taktische Fouls, die durchaus auch mit einer Verwarnung hätten bestraft werden müssen.
Der O-Ton
Natürlich geht es nach dem Sieg gegen Sion auch um die Trainer-Frage. Wann wird der Club einen Nachfolger für Alex Frei präsentieren? Und ist es vielleicht sogar denkbar, dass Heiko Vogel an der Seitenlinie bleibt, wenn er weiterhin so gut läuft? Darauf sagt der Deutsche nach der Partie: «Ich gehe davon aus, dass ich so lange auf der Trainerbank bleibe, bis wir einen Trainer gefunden haben. Wir haben heute gewonnen. Jetzt steht die nächste Aufgabe gegen Trabzonspor vor der Tür. Und nebenbei hoffe ich, dass wir uns dem richtigen Trainer nähern – und der wird nicht Heiko Vogel heissen.»

Die Folge
Die Basler haben von diesem Spiel gegen Sion bekommen, was sie sich durch die Trennung von Trainer Alex Frei erhofft haben: Dank dem 3:1 haben sie die Ergebnis-Krise vorerst gestoppt. Wie sagte Vogel am Freitag noch: «Es ist dieser Groove spürbar, den es immer nach einem Trainerwechsel gibt. Da wird der Reset-Knopf gedrückt, und die Spieler haben die Möglichkeit, sich unter einem neuen Gesicht zu präsentieren.» Dies gilt es für die Basler nun zu bestätigen: Am Donnerstag spielt der FCB in der Türkei gegen Trabzonspor, was Vogel angesichts der Erdbeben-Katastrophe «ein bisschen pietätlos» findet – doch die Uefa nimmt keine Rücksicht. Danach wartet für den FCB das Heimspiel gegen Servette, das Rückspiel gegen Trabzonspor, dass Duell gegen Lugano sowie der Cup-Viertelfinal beim FC St. Gallen.
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