Die Banken vertrauen nur noch der EZB
Die Einlagen der Banken bei der EZB haben das gestrige Rekordhoch noch einmal überstiegen. Das aktuelle Niveau liegt deutlich höher als während der ersten Finanzkrise 2008.

Die Banken in der Euro-Zone haben so viel Geld bei der EZB in Sicherheit gebracht wie nie zuvor: Die kurzfristigen Einlagen der Institute bei der Europäischen Zentralbank (EZB) stiegen von Dienstag auf Mittwoch auf 452 Milliarden Euro, wie die Notenbank in Frankfurt am Main mitteilte. Trotz dieses deutlichen Krisensignals warnte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann aber vor Panikmache.
In der Nacht zum Dienstag waren die Einlagen erstmals über die Marke von 400 Milliarden Euro gestiegen: auf 411,81 Milliarden Euro. Der bisherige Rekord vom Juni 2010 hatte bei 384,3 Milliarden Euro gelegen. Die Kredithäuser deponieren derzeit damit deutlich mehr Geld bei der EZB als etwa in der für die Bankenbranche kritischen Phase nach der Lehman-Pleite 2008. Das zeigt, wie gross die Verunsicherung am Markt derzeit ist.
Niedrigzinssatz der EZB
Die Höhe des bei der EZB geparkten Geldes gilt als Indikator für die Abneigung der Geschäftsbanken, sich gegenseitig Geld zu leihen. Die Konditionen bei der Notenbank sind mit einer Verzinsung von derzeit lediglich 0,25 Prozent deutlich schlechter als auf dem Interbankenmarkt. Dort lag der Eintages-Zinssatz zuletzt bei 0,422 Prozent.
Doch die deutlich besseren Konditionen verleiten die Institute der Euro-Zone derzeit kaum dazu, mit anderen Banken Geschäfte zu machen. Zu gross ist die Angst vor einer Pleite des anderen. Deshalb ziehen die Kredithäuser es weiter vor, ihr Geld über Nacht bei der EZB zu deponieren.
Daran ändert offensichtlich auch die gross angelegte Sonderaktion der Währungshüter von vor einer Woche nichts. Am vergangenen Mittwoch hatte die EZB erstmals zu einem Zinssatz von nur einem Prozent Geld mit dreijähriger Laufzeit an Geschäftsbanken der Währungsunion verliehen. 523 Institute liehen sich dabei knapp 490 Millionen Euro. Fast die gesamte Summe lagerten die Banken nun aber zu für sie schlechteren Konditionen bei der Notenbank wieder ein, wie die Zahlen aus dieser Woche belegen.
«Kein Grund zur Panik»
Dabei sollte das Programm eigentlich dazu dienen, den Handel unter den Banken wieder anzustossen und eine Kreditklemme zu verhindern. «Es ist eine Überbrückungshilfe für die Banken, die erst dann wieder gefestigt dastehen können, wenn die Staatsschuldenkrise überwunden ist», äusserte sich Bundesbank-Präsident Jens Weidmann im Magazin «Stern» erstmals zu dem Mega-Kredit der EZB. Am 29. Februar will die Notenbank noch einmal billiges Geld mit einer dreijährigen Laufzeit an die europäischen Banken verleihen.
Trotz der gegenwärtig schwierigen Lage der Finanzbranche gebe es aber «überhaupt keinen Grund, in Panik zu verfallen», bekräftigte der Bundesbank-Chef. Der Euro sei stabiler als die D-Mark. Auch seien die Perspektiven für die Bundesrepublik gut: «Wir gehen davon aus, dass die Einkommen der privaten Haushalte im kommenden Jahr um drei Prozent steigen», sagte Weidmann dem Magazin. «Da kann man doch nicht so tun, als ob die Welt untergeht.»
AFP/kpn/jak
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