Die Augen und Ohren Mubaraks
Omar Suleiman ist der erste Vizepräsident Ägyptens seit dem Amtsantritt von Präsident Hosni Mubarak vor drei Jahrzehnten. Damit bringt er sich in Position für die Übernahme der Macht.

Von seiner Funktion als einer der einflussreichsten Spione des Nahen Ostens ist der Chef des ägyptischen Geheimdienstes und regierungstreue General, der immer tadellos gekleidet ist und lieber im massgeschneiderten Anzug als in Uniform auftritt, zum wahrscheinlichsten Nachfolger Mubaraks avanciert. Der 82-jährige Mubarak machte den nur wenig jüngeren Weggefährten Omar Suleiman am Samstag inmitten der grössten Krise seiner Amtszeit zu seinem Stellvertreter.
Suleiman gilt als diskreter Vermittler, der bislang gerne hinter den Kulissen die Fäden zog. Jetzt soll er Mubarak dabei helfen, eine wütende Nation zu beruhigen, die nach 30 Jahren den Rücktritt des Präsidenten fordert. Suleiman wurde Mitte der 1930er Jahre in Quena in Mittelägypten geboren - zu seinem Geburtsjahr gibt es abweichende Angaben. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf.
Nach einer Militärausbildung in der ehemaligen Sowjetunion und anschliessenden militärischen Laufbahn wechselte Suleiman zum einflussreichen und gefürchteten ägyptischen Geheimdienst Muchabarat, dessen Leitung er 1991 übernahm. Der General, der in seiner Freizeit gerne Schach und Karten spielt, gehört zu den engsten Vertrauten Mubaraks. Der frühere Chef eines europäischen Geheimdienstes bezeichnete ihn einmal als «Augen und Ohren des Präsidenten».
«Weder Mubarak noch Suleiman»
Im Ausland gilt Suleiman als verlässlicher Gesprächspartner - in den USA wird er ebenso geschätzt wie bei Israelis und Palästinensern. Im Nahost-Konflikt ist Suleiman schon seit Jahren der gefragteste Unterhändler und für eine Reihe von Waffenstillstandsabkommen der vergangenen zehn Jahren zwischen Israel und den Palästinensern verantwortlich. «Suleiman ist korrekt, strukturiert, scharfsinnig, für alle glaubwürdig und wird daher von allen respektiert», sagte der europäische Geheimdienstler.
Doch während er im Ausland geschätzt wird, sehen viele Ägypter Suleiman als Teil von Mubaraks engstem Kreis und damit eines korrupten Regimes. Als die Nachricht von Suleimans Ernennung zum Vizepräsidenten bekannt wurde, riefen die Demonstranten in Kairo: «Weder Mubarak noch Suleiman, wir haben genug von den Amerikanern». Schon vor den in dieser Woche einsetzenden Unruhen galt Suleiman als potenzieller Nachfolger Mubaraks, dem er 1995 das Leben rettete. In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba war der ägyptische Präsident damals nur knapp einem Attentat entgangen - auf Anregung Suleimans hatte er ein gepanzertes Fahrzeug genommen.
Kämpfer gegen Islamisten
Neben seinen zahlreichen aussenpolitischen Spezialmissionen hat sich Suleiman im eigenen Land auf den Kampf gegen die Islamisten konzentriert, die er mit kompromissloser Härte verfolgen lässt. Ins Visier nahm er vor allem auch die radikalen ägyptischen Islamistengruppen Gamaa Islamija und Jihad, nachdem diese eine Reihe von Anschlägen auf Ausländer verübt hatten, was die wichtige ägyptische Tourismusindustrie hart getroffen hatte.
Neben seiner Aufgabe, dem Präsidenten in der Krise den Rücken zu stärken, ist indes noch unklar, welche Rolle Ägyptens neuer Vizepräsident in Zukunft spielen soll. Klar ist nur, dass er in den Startlöchern für die Übernahme des höchsten Amtes im bevölkerungsreichsten Land der arabischen Welt steht.
AFP/jak
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch