«Die Auflistung des Versagens erschüttert die Menschen»
Der Bericht zum Doppelanschlag in Norwegen hat das Versagen der Behörden schonungslos offengelegt. Im Interview sagt Korrespondent Bruno Kaufmann, wie die Politik und die Bevölkerung darauf reagieren.
Herr Kaufmann, der Untersuchungsbericht zu den Anschlägen kommt zum Schluss, dass viele Tote hätten verhindert werden können. Wie wurde diese Erkenntnis in der norwegischen Öffentlichkeit aufgenommen? Die Bevölkerung war nicht überrascht, weil das Versagen der Polizei in groben Zügen bereits bekannt war. Der Bericht hat jedoch haarsträubende Details zum Vorschein gebracht. So fuhr Breivik etwa unbemerkt neben einem Polizeiauto, als er auf dem Weg nach Utöya war. Zudem wussten die Polizisten zunächst trotz des politischen Grossanlasses nicht, wo genau sich die Insel befindet. Diese präzise Auflistung des Versagens erschüttert die Menschen. Ausserdem wurde deutlich, dass die Strasse durch das Osloer Regierungsquartier bereits seit 2006 für den privaten Verkehr hätte geschlossen werden sollen – das Versagen hat also auch eine politische Dimension. Daraus erwächst auch Kritik an der Regierung.