Die Arroganz des Netzwerkers
Facebook-Chef Mark Zuckerberg schafft das Kunststück, innert kürzester Zeit sowohl Investoren als auch Nutzer vor den Kopf zu stossen. Letztere verärgert er mit Änderungen im Kleingedruckten.
Im Vorfeld des geplanten Börsengangs organisierte Facebook vor kurzem ein Meeting mit Analysten. Diese erhofften sich für potenzielle Investoren detaillierte Infos über den Netzwerkkonzern, der sich innert acht Jahren vom Studententreff zum Milliardenunternehmen mit 3200 Mitarbeitern und 850 Millionen Nutzern entwickelt hat.
Wie das «Wall Street Journal» berichtet, hat Firmenchef Mark Zuckerberg es nicht für nötig befunden, beim Meeting zugegen zu sein: Über seinen Finanzchef David Ebermann habe er ausrichten lassen, dass er sich lieber um Produktentwicklung denn Finanzen kümmern möchte.
3,7 Milliarden Dollar Umsatz, 1 Milliarde Dollar Gewinn
Zuckerbergs Mich-kümmert-Geld-nicht-Marotte kommt nicht von ungefähr: Mit 27 Jahren darf er sich bereits Multimilliardär nennen – laut «Forbes» ist Zuckerberg 17,4 Milliarden Dollar schwer. Der ehemalige Psychologiestudent besitzt 57 Prozent der Stimmrechte eines Konzern, der allein 2011 3,7 Milliarden Dollar umgesetzt und dabei 1 Milliarde Dollar Gewinn gemacht hat. Für Zuckerbergs Netzwerk gibt es dieser Tage auch durchaus dringendere Probleme als Geldfragen:
Da ist erstens die Mitte März bekannt gewordene Patentklage von Yahoo. Der Internetpionier wirft Zuckerberg Ideenklau vor. Konkret habe Facebook ohne entsprechende Lizenzabkommen zehn patentierte Technologien im Zusammenhang mit Werbung, Datenschutzkontrolle sowie sozialen Netzwerken genutzt, heisst es in der in San José eingereichten Klage (Redaktion Tamedia berichtete). Wenige Tage nach dem juristischen Vorpreschen von Yahoo kündigte auch das kanadische Unternehmen Mitel in Delaware eine Anti-Facebook-Klage an. Der am 22. März bekannt gewordene Kauf von mehreren Hundert IBM-Patenten durch Facebook muss darum als Abwehrmassnahme gegen diese Patentklagen verstanden werden.
Neue AGB
Zweitens: Nicht nur juristische Personen bedrängen den Konzern. Letzte Woche wurde bekannt, dass Privatnutzer in Kalifornien gegen mehrere Internetkonzerne (darunter Facebook) gerichtlich vorgehen. Die Kläger werfen Facebook und Co. mangelhafte Datenschutzeinstellungen vor.
Hinzu kommt, dass Nutzer und Datenschützer für die am 15. März publizierten neuen Nutzungsbedingungen von Facebook kein Verständnis haben. Dies zu Recht: Im Punkt «Rechte und Pflichten» heisst es jetzt: «Mit deiner Nutzung von Facebook oder dem Zugriff darauf stimmst du dieser Erklärung bzw. ihrer jeweils gültigen Aktualisierung (...) zu.»
Im Klartext: Wer Facebook weiterhin nutzt, erklärt sich ausdrücklich mit allen künftigen Veränderungen der AGB einverstanden. Ausserdem erhält das Netzwerk weitere Möglichkeiten, Informationen der Nutzer einzuholen. Wann die neuen AGB in Kraft treten, steht noch nicht fest. Das Unternehmen werde die Nutzer «in den nächsten Tagen» informieren, heisst es auf «Facebook Site Governance».
«Facebook gibt nicht mal mehr vor, Daten zu schützen»
Ob die neuen Nutzungsbedignungen überhaupt rechtens sind, darf bezweifelt werden: «Die Datenverwendungsrichtlinien sind weder mit europäischem noch mit deutschem Datenschutzrecht vereinbar», so der prominente deutsche Datenschützer Thilo Weichert gegenüber der Nachrichtenagentur DTS. «Facebook gibt nicht mal mehr vor, Daten zu schützen», titelt dazu die «Zeit» und schreibt, dass jetzt wenigstens klar sei, dass es «Facebook schon immer um die Datennutzung ging und nie um den Datenschutz».
So gesehen kann man Mark Zuckerberg durchaus Standfestigkeit zugutehalten – und dies über Jahre hinweg: Wie der «New Yorker» vor zwei Jahren schrieb, hat Mark Zuckerberg bereits 2006 über die «dämlichen» und «gutgläubigen» Nutzer gelästert.
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