Schweizer Tourismus legt zu Die Araberinnen und Araber kehren zurück
Reisende aus den Golfstaaten haben im Sommer den von der Pandemie hart getroffenen Tourismus angekurbelt – dank gelockerter Einreisebestimmungen und gezielter Werbeaktionen.

Ob in Zermatt, an der Zürcher Bahnhofstrasse oder in Interlaken, man sieht sie wieder: ausländische Touristinnen und Touristen, die mit ihren Handykameras Fotos vom Alpenpanorama oder Denkmälern schiessen. Besonders Reisende aus dem arabischen Raum waren in den vergangenen Monaten wieder vermehrt zu sehen – von Genf über Engelberg OW bis zum Outlet in Landquart GR.
Das belegen Zahlen, die das Bundesamt für Statistik am Dienstag veröffentlicht hat. Die Übernachtungen von Reisenden aus den Golfstaaten nahmen im August im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um 58 Prozent zu. Ebenfalls stark ausgeprägt war die Zunahme bei den US-Gästen: plus 39 Prozent.
Die Zahl der Übernachtungen von Reisenden aus den Vereinigten Arabischen Emiraten war im Monat August sogar höher als 2019. Bei Gästinnen und Gästen aus Saudiarabien haben Buchungen zwar im Vergleich zum vergangenen Jahr stark zugenommen. Sie erreichen jedoch nur ein Drittel des Buchungsstandes im Vergleich zu 2019. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Touristinnen und Touristen aus Katar.
Für den Schweizer Tourismus ist das eine gute Nachricht, denn arabische Touristinnen und Touristen gelten als besonders zahlungskräftig. Sie steigen überdurchschnittlich oft in teuren Hotels ab und lieben Shopping. Davon profitieren namentlich die Uhren- und Modegeschäfte. Dass nun wieder mehr arabische Gästinnen und Gäste zu sehen sind, kann einen Teil des Einnahmenausfalls wettmachen, den das Ausbleiben der chinesischen, japanischen und koreanischen Reisenden verursacht.
Araberinnen und Araber entfliehen der Wüstenhitze
«Die Schweiz war und ist eines der beliebten Reiseländer von Gästen aus den Golfstaaten», sagt Luzi Bürkli, Sprecher der Tourismusorganisation Graubünden Ferien. Die Sommermonate sind die Hochsaison der Gästinnen und Gäste aus den Golfstaaten in der Schweiz. «In dieser Zeit suchen sie Sommerfrische und Erholung von dem am Golf sehr heissen Klima», so André Aschwanden, Sprecher von Schweiz Tourismus.
Zudem sei der Impffortschritt in den Golfstaaten bereits früh sehr gross gewesen. «So sind die Reisebeschränkungen gefallen, Ein- und Ausreise waren wieder möglich und die Flugkapazitäten rasch wieder vorhanden.» In den arabischen Ländern hatte Schweiz Tourismus eine Werbekampagne gestartet. Wie hoch das Budget für die Werbung im arabischen Raum war, will die Organisation nicht verraten.
Auch die Tourismusorganisation Graubünden Ferien hat im arabischen Raum um Touristinnen und Touristen geworben. Sie startete eine Social-Media-Kampagne und arbeitete mit lokalen Reiseanbietern zusammen. Mit Erfolg: Allein im Monat August wurden rund 3500 Hotelübernachtungen mit Gästen aus den Golfstaaten in Graubünden gezählt. Das sind ungefähr gleich viele wie vor der Pandemie.

Auch wenn die Einreisebestimmungen in anderen europäischen Ländern zum Teil attraktiver waren und viele ihre Grenzen schon früher als die Schweiz öffneten, vermochte es der Schweizer Tourismus, die Menschen in den Golfstaaten für sich zu gewinnen.
Ein Faktor ist die Sicherheit, die das Land bietet. «Was früher als langweilig und wenig sexy galt, ist heute eines der Asse der Schweizer Tourismuswerbung weltweit: Das Ferien- und Reiseland Schweiz ist sicher und sauber, und dieses Image ist weitverbreitet», sagt André Aschwanden von Schweiz Tourismus.
Aufhebung der Risikoländerliste wirkte sich positiv aus
Es ist wahrscheinlich aber nicht nur auf das angenehme Klima, die Sicherheit und die Marketingbemühungen der Schweizer Tourismusorganisationen zurückzuführen, dass in den Sommermonaten wieder vermehrt Touristinnen und Touristen aus den Golfstaaten in die Schweiz gereist sind. Denn das Bundesamt für Gesundheit hob per 26. Juni die Risikoländerliste auf. Ab dann standen nur noch Länder mit besorgniserregenden Virusvarianten auf der Liste, darunter Indien, Nepal und das Vereinigte Königreich.
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