Die Angst vor Nordkoreas Atomprogramm steigt
Regierungsvertreter verschiedener Staaten sind äusserst beunruhigt: Offenbar verfügt Nordkorea über weit mehr Uran-Anlagen als bisher angenommen. Nordkorea droht derweil mit einem Atomkrieg.

Nordkorea verfügt nach Einschätzung der US-Regierung neben der Anlage in Yongbyon über eine weitere Einrichtung zur Anreicherung von Uran. Neben der im November bekannt gewordenen Anlage in Yongbyon gebe es «mindestens eine weitere», sagte US-Aussenamtssprecher Philip Crowley am Dienstag in Washington. Zuvor hatte Südkorea den Verdacht geäussert, der Norden könne über mehrere Geheim-Anlagen verfügen.
Die US-Regierung sei sich sicher, dass entsprechende Beobachtungen von Delegationen «nicht aus der Luft gegriffen» seien, sagte Crowley. Weitere Informationen könne er jedoch nicht liefern, weil diese «Angelegenheiten des Geheimdienstes berühren» würden.
Drei bis vier Standorte für Urananreicherung
Südkoreas Aussenminister Kim Sung Hwan zufolge könnte ein Bericht der Zeitung «Chosun Ilbo» zutreffen. Darin hiess es unter Berufung auf den südkoreanischen Geheimdienst, dass es in Nordkorea neben Yongbyon drei bis vier andere Standorte für die Anreicherung von Uran geben könnte.
China versicherte unterdessen, dass Nordkorea zum Abbau der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel beitragen wolle. Auch in Bezug auf die Wiederaufnahme der Sechser-Gespräche über sein Atomprogramm zeige Pyongyang eine «positive Haltung», sagte Aussenamtssprecherin Jiang Yu in Peking. Ziel sei eine koreanische Halbinsel ohne Atomwaffen.
Russland besorgt
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hatte sich am Montag «zutiefst besorgt» über Nordkoreas Fähigkeit zur Anreicherung von Uran geäussert. Er sprach sich in einem Arbeitsgespräch mit seinem nordkoreanischen Kollegen Pak Ui Chun in Moskau für eine Wiederaufnahme der Sechser-Gespräche aus.
Zu der Sechser-Gruppe gehören neben den beiden koreanischen Staaten die USA, China, Russland und Japan. Die Verhandlungen der Gruppe stecken seit längerem in einer Sackgasse. Ende November schlug die Regierung in Peking vor, eine Dringlichkeitssitzung zu sechst abzuhalten, stiess damit jedoch in Washington, Seoul und Tokio auf wenig Begeisterung.
Nordkoreas Warnung vor dem Atomkrieg
Bereits am Montag hatte Nordkorea gewarnt, die militärische Zusammenarbeit der USA und Südkoreas könne in der Region zu einem Atomkrieg führen. Nur kurz zuvor begannen die südkoreanischen Streitkräfte mit einem neuen Artilleriemanöver. Die Schiessübungen fänden bis Freitag an 27 Orten in Südkorea statt, teilte der Generalstab mit. Keine der Artillerieübungen finde aber in der Nähe der Seegrenze im Westen des Landes statt, wo es Ende vergangenen Monats vier Tote bei einem nordkoreanischen Artillerieangriff auf die Insel Yeonpyeong gab.
Der Angriff am 23. November auf Yeonpyeong war der erste Nordkoreas auf ein ziviles Gebiet seit dem Waffenstillstand von 1953 im Koreakrieg. Auslöser des Angriffs war eine Artillerieübung. Nordkorea erklärte, Südkorea habe Granaten in Richtung Nordkorea geschossen. Südkorea bestreitet das. Die Streitkräfte erklärten, die Granaten seien im Rahmen der Übung südwärts geschossen worden.
Die Zusammenarbeit Südkoreas mit den USA und Japan sei eine «Eskalation der Spannungen» und bringe wieder die «dunkle Wolke eines Atomkriegs über die koreanische Halbinsel», hiess es in einem Kommentar der nordkoreanischen Zeitung «Rodong Sinmun», der von der offiziellen Nachrichtenagentur KCNA verbreitet wurde. Ähnliche Drohungen gab es auch schon früher bei Spannungen.
Präsident Lee spricht über Wiedervereinigung von Süd- und Nordkorea
Unterdessen forderte der Präsident der südkoreanischen Zentralbank, Kim Choong Soo, alle Politiker und Behörden dazu auf, sich auf eine mögliche Wiedervereinigung mit Nordkorea vorzubereiten. In der vergangenen Woche hatte der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak gesagt, eine Wiedervereinigung mit dem Norden werde wahrscheinlicher.
«Der Kommentar sollte die Verantwortlichen aufwecken und ihnen klar machen, dass sie sich auf alle Möglichkeiten vorbereiten müssen», sagte Kim am Montag. Die meisten Südkoreaner würden eine Wiedervereinigung mit dem Norden wohl begrüssen, es gibt jedoch Bedenken wegen der Kosten und wirtschaftlichen Folgen einer Vereinigung beider Staaten.
Im Jahr 2009 betrug das Bruttoinlandsprodukt Südkoreas 833 Milliarden Dollar (rund 630 Milliarden Euro), die Wirtschaftsleistung Nordkoreas wurde auf rund 25 Milliarden Dollar (knapp 19 Milliarden Euro) geschätzt. Im vergangenen Jahr habe die nordkoreanische Wirtschaft unter einer schlechten Ernte, einer Krise im verarbeitenden Gewerbe und strengeren internationalen Sanktionen gelitten, teilte die südkoreanische Zentralbank mit.
AFP/dapd/ske
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