Dicke Luft im Klassenzimmer
Nagellack, Haarsprays, Deodorants - Teenager können von Kosmetikprodukten kaum genug kriegen. Jetzt schlagen Forscher Alarm: die Luft in Klassenzimmern ist hoch belastet.
In der Pubertät spielen die Hormone verrückt - entsprechend kurios benehmen sich Teenager. Sie sprühen sich beispielsweise mit Parfum und Deo ein, bis akute Explosionsgefahr herrscht - und natürlich macht der Drang zum olfaktorischen Brillieren auch nicht vor dem Klassenzimmer Halt. Mit ernsten Folgen: Dort herrscht dicke Luft, wie Günter Stein, Leiter des deutschen Fachbereichs Umwelttechnik der Fachhochschule Wiesbaden sagt. Dämpfe von Nagellack, Haargel und Deospray sorgten für einen wahren Chemiecocktail in der Raumluft.
Das Team um Stein hatte in 17 Rüsselsheimer Schulen die Raumluft untersucht. Ausgangspunkt des Projekts war dabei die Frage, ob sich in den Klassenräumen auch Abgase aus dem Strassenverkehr in einer möglicherweise bedenklichen Konzentration finden. Wie die Studie rasch ergab, belastet der Strassenverkehr die Luft in den Schulen aber kaum.
Kosmetikexzesse im Klassenzimmer
Stattdessen fanden die Forscher ein Vielzahl von chemischen Stoffen anderer Herkunft. Messungen vor Unterrichtsbeginn sowie in der 2., 3. und 4. Stunde ergaben, dass bereits eine Stunde nach Unterrichtsbeginn die Werte für Alkane, Aldehyde und Siloxane in die Höhe schiessen. Teils seien es Duftstoffe, teils Hilfsstoffe wie die Siloxane, die nach Steins Worten vor allem Deos und Haargel geschmeidig machen sollen.
Als Quelle kommen nur die Schüler selbst in Betracht. Nachfolgende Untersuchungen ergaben dann auch, dass die nachgewiesenen Substanzen überwiegend aus Kosmetika stammen. Eine Umfrage unter den Schülern der untersuchten Schulen zeigte, dass knapp die Hälfte der Mädchen Nagellack benutzt, mehr als die Hälfte aller Schüler Haargel oder Haarspray und rund drei Viertel aller Schüler eine Hautcreme.
Dass der Exzessive Gebrauch von Kosmetika nicht ungefährlich ist, zeigte jüngst ein besonderer Unfall: Explosion auf dem Damen-WC: Drei Mädchen verletzten sich im luxemburgischen Grevenmacher in einem Toilettenraum schwer, als sie sich beim Einsprühen mit Deosprays eine Zigarette anzündeten. Im vollgesprühten Raum kam es zu einer Explosion, die drei Mädchen erlitten Verbrennungen im Gesicht und am Oberkörper.
Um die dicke Luft zu beseitigen, wäre es das Sinnvollste, bei den Schülern anzusetzen. Doch räumt Stein ein, dass es wahrscheinlich sinnlos sei, an die Jugendlichen zu appellieren, sie sollten auf Haargel oder Nagellack verzichten. Der Umweltforscher riet aber den Eltern, sie sollten mit ihren Sprösslingen Kosmetika auswählen, die über möglichst wenige Inhaltsstoffe verfügt: «In erster Linie schaden die Kids sich selbst.»
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